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Écluse de Licey, n°33 nach Auxonne

Veröffentlicht: 28.05.2023

Wir setzen unsere Fahrt Richtung Süden fort, unser geplantes Ziel ist Auxonne.

Die beiden letzten Tage haben die Moral ziemlich untergraben, schon der Anblick einer Schleuse erweckt die Erinnerung der letzten Tage. Wie sollte es anders auch sein, mit der ersten Schleuse wurden wir angefüttert, aber dann ging es gerade so weiter wie bisher. Unser gelber Engel hatte sich mittlerweile in ein kleines Teufelchen verwandelt. Im Schlepptau hatte sie einen Adjutanten, der die Arbeit erledigen musste, sie selbst hatte ein Buch und dort die Mängel notiert. Wir waren uns sicher, das liegt nur an dem Gespann. Als wir dann wieder in der Schleusenkammer stecken blieben, weil das Tor sich nicht schloss durften wir beobachten, wie so eine Reparatur von statten geht. Einfach die Grasbüschel aus dem Spalt ziehen, bis das Tor schließt, und weiter geht die Fahrt. Die nächsten werden sich freuen.

So ca. 5 oder 6 Schleusen vor der Saône standen wir wieder, der Anruf zur Leitstelle, ja, da kommt einer und dann ist nichts mehr passiert. Wie wir dann merkten, standen wir direkt vor dem Engel Bau und als dann die Arbeiter zur Mittagspause zurückkamen, erbarmte sich einer und hat uns aus unserem Gefängnis befreit.

Mein erster Offizier bedankte sich, wir sind ja freundliche Reisende, als dann in fließendem Deutsch mit leichtem französischen Akzent die Antwort kam, das ist jetzt die letzte Schleuse, die euch Probleme bereitet. Weiter unten gibt es kein Gras mehr im Kanal, da kommt ihr gut durch.

Nach kurzem Wortwechsel fuhren wir weiter, das angekündigte trat ein, nur an der letzten Schleuse, wo wir unsere Fernbedienung abgeben mussten, hat es nochmal kurz geknackt.

Von der letzten Schleuse geht es noch 500 m bis zur Saône und direkt hinter der Einmündung nach Steuerbord kommt dann sofort die erste Schleuse auf dem Fluss.

Hier ist ein Seil mit einer Stange über den Fluss gespannt. Die Stange muss man drehen, damit die Schleuse angefordert wird.

Die Schleuse selbst ist etwas in die Jahre gekommen aber schon etwas größer wie, das, was wir bei den letzten 200 Hubwerken vorfanden. Die Wände und auch das Tor waren ziemlich hoch und der erste Eindruck war, die hatten zu viel Geld beim Bau und haben einfach weiter gemacht.

Nach der Ausfahrt breitet sich vor uns die Saône über das gesamte Tal aus. Rechts und links bewaldet, gefühlt war der Fluss 200 m breit. Endlich konnten wir mit unserem Gustav wieder Fahrt aufnehmen und ich musste nicht ständig auf der Bremse stehen, weil die nächste Schleuse die Weiterfahrt versperrt.

So fuhren wir Richtung Auxonne, eine weitere Schleuse lag noch auf unserer Strecke.

Zeitlich kamen wir gut voran. Als wir dann zum Port Royal, so heißt das Ding, in Sichtweite waren, mussten wir auch das erste Mal seit gefühlt einer Ewigkeit auf die Fahrrinnenmarkierung achten.

Mit der ein oder anderen Erfahrung in Hafeneinfahrten taste ich mich langsam ein die Einfahrt ran. Eine Beschreibung zur Einfahrt haben wir nicht gefunden. Im Fluss selbst liegt in der Fahrrinne die Wassertiefe zwischen 3 und 7 m. Der Wasserstand liegt deutlich unter Hochwassermarke I. Im Hafen liegen einige Schiffe, die einen größeren Tiefgang wie wir haben. Also sollte das klappen. Die Wassertiefe im Blick, wie verhält sich Gustav, was macht die Strömung? Auf einmal ein aufgeregt winkender Mann am Steg, er ruft uns zu, aber bis die Übersetzung bei mir ankommt, vergeht immer etwas Zeit. Das hat mich sofort an unsere erste Einfahrt in Lorch am Rhein erinnert. Dort bin ich hinter der Fähre hergefahren, was sich in Nachhinein als keine gute Idee erwies.

Also habe ich mich noch mehr auf den Tiefengeber konzentriert und der blieb deutlich über 1,20 unter Kiel. Die Strömung an der Saône ist bei diesem Wasserstand vernachlässigbar. Wir fuhren dann in den Hafen ein und bekamen gleich den Platz zugewiesen.

Ich war noch ziemlich fokussiert auf die Erlebnisse bei der Einfahrt. Der Wind hat dann das seine dazu beigetragen, so habe ich den Steg erst im 2. Anlauf erreicht. Ergebnis war dann einen Kurs vom Hafenmeister, zum einen, wie lege ich an, zum zweiten wie mache ich das Schiff fest.

Da musste ich mich dann ausklinken, aus meiner Sicht fehlte nur noch eine Leine, die habe ich dann auch festgemacht. Die Diskussion mit dem Hafenmeister wegen unserer über den Steg stehenden David hat dieser sofort beendet, schließlich war er einen Kopf kleiner als ich. Die Anschisse unserer Nachbarn habe ich an den Hafenmeister weitergeleitet.

In der Zeit, die das dauerte hätte man gut und gerne zwei Anlegerbiere trinken können. Meine Sorge war dann noch die, dass er die Einweisung mit der Hafengebühr in Rechnung stellt. Das ist nicht eingetreten.

So machten wir uns kurz darauf auf Landgang und besuchten die Stadt. Weil wir einkehren wollten, hatten wir nur den Rucksack dabei.

In dem kleinen Restaurant la fringale in der Rue du Bourg wurden wir köstlich bewirtet. Die 5 Sterne in Google, wie wir im Nachgang feststellten, sind berechtigt und wir können das nur bestätigen.

Gegenüber dem Restaurant war ein Antiquitätenladen. Dort herrschte reges Treiben , die Belegschaft feierte wohl einen guten Abschluss. Da gesellte sich ein Herr in unserem Alter dazu. Es war ersichtlich, dass wir uns über das Treiben unterhielten, so dass sich dieser Herr aufgefordert sah, uns anzusprechen. Die Konversation war einseitig, denn nachdem er uns als Deutsche erkannte, zitierte er die einschlägigen Schriftsteller, die uns als Schüler schwer zu schaffen machten. Vermutlich war dann sein Repertoir zu Ende, er zog einfach weiter.

Die Stadt ist mit einer Festungsmauer umzogen, die an vielen Stellen noch gut erhalten ist. Geprägt wird die Stadt innerhalb der Mauern von einer Kaserne der französischen Landstreitkräfte, die einen gr0ßen Teil der Altstadt einnimmt.

Zurück auf dem Gustav haben wir unsere Beute verstaut und ließen den Tag ausklingen.

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