Veröffentlicht: 13.07.2023
Am ersten Tag nach unserer Ankunft im Hafen el Masnou stand Gustav im Mittelpunkt.
Seit wir unsere Kandel in Erfelden am Rhein verlassen haben, haben wir 2007 km zurückgelegt. Seit dem 30.04.2023 haben wir den Rhein, die Mosel, den Canal-Marne-Rhein, Embranchement-Nancy, ein kleines Stück Canal-Des-Vosges, wieder zurück auf der Mosel bis Toul, von dort in den Canal-Marne-Rhein über den Canal-Champagne-Bourgogne in die Saône und Rhone bis Port-Saint-Louis-du-Rhône befahren.
Hier treten wir in das Mittelmeer ein.
Unser Gustav war und ist ein zuverlässiger Begleiter, wir sind mächtig stolz auf ihn.
Auf der Strecke seit der Kandel haben wir 280 Schleusen passiert, wenn man den Aufzeichnungen von Navinaut vertrauen darf, sind wir unter 679 Brücken durchgefahren.
Abgesehen davon, dass der Canal-Des-Vosges nach wie vor gesperrt ist und die Fahrt in Richtung Süden auf dieser Route dadurch deutlich verlängert oder erschwert wird, können wir ein erstes Resümee ziehen.
Die Kanäle waren mit unserem Tiefgang, 1,10 m, gut befahrbar. Stellenweise gab es deutlichen Bewuchs im Kanal, und vor den Schleusen sammelte sich das ein oder andere Gemüse.
Wir waren außerhalb der Saison auf der Strecke unterwegs und hatten dadurch den Vorteil, dass wir nahezu an allen Schleusen als erste ohne Wartezeiten einfahren konnten, vom Bereitstellen der Schleuse einmal abgesehen.
Auf den Flüssen Mosel, Saône und Rhone ist das zwar nicht immer so, hier mussten wir auch ab und zu der Berufsschifffahrt Vorrang geben. Den meisten Verkehr auf den Flüssen hatten wir auf der Mosel, auf den Flüssen im Süden von Frankreich war die Berufsschifffahrt entweder im Wochenende oder sie spielt dort nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die Probleme in den Schleusen der Kanäle wie fehlende Festmacher, starker Wind, Trockenheit und damit verbundene Einschränkungen in der Fahrwassertiefe, haben wir in der Form nicht erfahren.
Die wöchentlich abrufbaren Meldungen des VNF sind zutreffend, die Betreuung auf den französischen Kanälen beschreibe ich als vorbildlich, wenn ich von der letzten Kanalstrecke zur Saône einmal ab blicke.
Die geringste Tiefe im Fahrwasser lag nach meinen Wahrnehmungen bei 1,70 m, das entsprach nahezu dem, was im Lagebericht des VNF ausgewiesen war.
In Barcelona haben wir zwar noch nicht mit unserem Gustav angelegt, aber wir haben die Stadt schon einmal erkundet. Sind wir doch ohne große Vorbereitung dorthin gefahren. Wir haben uns dann in el Masnou am Bahnhof ein Ticket gekauft.
Unser Ziel war PL Catalunya, von dort war der Plan, uns auf einer Rundfahrt mit dem Hop on Bus einen Eindruck von der Stadt zu vermitteln. So waren wir fast 5 oder 6 Stunden unterwegs, kleine Pause mit Essen und Trinken inbegriffen. Wir können das für Newcomer empfehlen, zumindest habe ich jetzt eine räumliche Vorstellung, wenn ich mich in dieser Stadt orientieren müsste. Und das wird nicht ausbleiben.
Den nächsten Tag hatten wir schon wieder die City auf dem Plan, unser lokaler Händler für Schiffsbedarf konnte unsere Wünsche nicht erfüllen. So machten wir uns mit Rucksack zum Pl Catalunya auf den Weg, von dort über la Rambla zum Kolumbus-Denkmal. In einer Seitengasse sollen die Teile lagern, die wir zum Festmachen für die Wintermonate noch benötigen.
Mit geschätzten 20 kg im Rucksack machten wir uns dann auf den Rückweg. In einem der unteren Straßencafés an der la Rambla wurden wir förmlich auf die Stühle gezerrt. Die Tatsache, dass dort eine ältere Dame vor einer Maß Bier saß, machte mich blind. Ich sagte zwar noch zu Heike, die Maß kostet in München 14 €, das kann hier nicht teurer werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, die Rechnung hängt im Gustav an der Neppleiste.
Auf dem Weg zum PL Catalunya hatten wir Richtung Osten Einblick ins gotische Viertel. Und es steht weiter auf der Wunschliste. Am Mercat de la Boqueria wollte ich nicht vorbei, ohne einen Blick reinzuwerfen. Klare Empfehlung, allerdings bei ca. 28°, 92% Luftfeuchtigkeit, gefühlten 20 kg im Rucksack, lief mir der Schweiß aus allen Poren. Es waren um 14:00 Uhr deutlich mehr Besucher in der Halle und in den engen Gassen zwischen den Ständen mussten wir uns den Weg erkämpfen. Wir haben die Flucht ergriffen, 1 kg Langusten mussten trotzdem dran glauben, das Abendessen war damit in trockenen Tüchern.
Zurück in el Masnou kauften wir noch ein paar Getränke, Wasser und unverhofft 4 Flaschen Franziskaner Hefe dunkel😊.
Natürlich stand noch eine Ausfahrt mit Ankern auf unserem Plan, das haben wir dann am Dienstag erledigt. Die Bedingungen in der APP Navily waren zur Ankerzeit mit 50% Empfehlung ausgewiesen. Wir schaukelten beträchtlich, es war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Meinem ersten Offizier ist der Seegang ganz schön in den Magen gefahren, das müssen wir dringend üben.
Die Temperaturen sind eigentlich erträglich, lediglich die hohe Luftfeuchtigkeit macht mir etwas zu schaffen. Dank an die Klimaanlage, die wir noch vor Abreise in Betrieb nehmen konnten. Nachdem wir die Ursache für die täglichen Fehlermeldungen gefunden hatten, konnten wir die Anlage auch voll belasten. Seitdem liefert uns das Teil dauerhaft 21° in der Kapitänskajüte. Dieser Ort hat sich so als unsere Rückzugsebene etabliert.
Vor unserer Abreise müssen wir unseren Gustav noch für die Zeit in el Masnou rüsten. Wenn sich noch ein Zeitfenster ergibt, dann fahren wir auch noch einmal nach Barcelona.
Ich verabschiede mich jetzt fürs erste und hoffe, dass alle etwas Spaß mit meinen Berichten hatten. Für das ein oder andere Like wäre ich dankbar😊.
Ein paar Bilder von den Menschen am Pl Catalunya kann ich leider aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlichen. Ich kann nur sagen, kommt selbst hierher, es lohnt sich.
Wir kommen wieder.