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Tag 65: In den Sand gesetzt

Veröffentlicht: 06.09.2016

02.09.2016


Nun müssen wir diesen wundervollen Ort leider wirklich verlassen, auch wenn mir dabei das Herz blutet. Zwar besteht doch ein wenig Grund zur Hoffnung, auch noch an anderen schönen Orten zu landen, doch irgendwie ist mir die Gegend rund um den wundervollen Lake Pokaki mittlerweile wirklich mehr als an die Pumpe gewachsen. Zu allererst suchen wir die nächstgrößere Ortschaft auf, um uns mit Lebensnotwendigkeiten wie Strom, Wifi und Café zu umgeben. Endlich einmal fällt es uns leicht, eine Person, mit welcher wir in Kontakt treten wollten zu erreichen, da sie ebenfalls in unserer Zeitzone verweilt. So ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Gudi und ich uns mit einem ehemaligen Studienkollegen von mir, der gerade in Wanaka verweilt um an einem Freeski - contest teilzunehmen, treffen. Die Fahrt dorthin kostet uns zwar einige Stunden, diese vergehen aber wie im Flug, da ich mich wie ein Kleinkind darauf freue, mich nach über zwei Monaten endlich wieder einen gleichgeschlechtlichen und gleichalten Kumpanen zu treffen. Dabei will ich Gudi wirklich nicht ihre Fähigkeit absprechen, kumpelhaft zu sein, doch lässt es sich schwer mit Gudi über Gudi lästern. Spaß beiseite, würde ich schlecht über Gudi sprechen wäre dies hier der letzte Ort, an dem ich es erwähnen würde. Trotzdem genieße ich die Gesellschaft eines anderen Vollblut – Vollbartträgers.

In Wanaka bin ich ziemlich überrascht, wie cool Neuseeland sein kann. So zeigen sich fast ausschließlich Dudes und Dudeinnen im Skigewand, wobei der Altersdurchschnitt wohl bei fünfundzwanzig liegt. Gudi ist aufgrund dieser Tatsache, den Tränen nahe, steuert sie doch schön langsam auf die fünfzig zu. Schnell versuchen wir, uns der Masse anzupassen und ziehen ebenfalls unser buntestes und weitestes Gewand an. Aufgrund der reisetechnischen Einschränkungen unserer Garderobe sehen wir allerdings immer noch aus wie herkömmliche Backpacker. Im Supermarkt treffen wir den altbekannten Michi und lernen auch den Wahltiroler Jochen, einen anderen Freeskier kennen. Mit unserem Riesenbaby fahren wir den Beiden in das Haus ihres Sponsors nach und bemerken schon nach wenigen Metern, dass Freeskier ihre Fähigkeit, waghalsige Unternehmungen zu starten und manchmal eher an der Schwelle der Vernunft zu verweilen, nicht nur am Berg einsetzen. So ist schon die wenige Minuten dauernde Fahrt im Konvoi eine regelrechte Qual für den lahmarschigen Elefanten, der sich unter uns befindet.

Als wir ins Mons Royal Haus eintreten, stehen wir auf einmal in einer regelrechten Masse an Profiskifahrern. Zuerst weiß ich nicht, ob ich Händeschütteln oder einfach nur mit offenem Mund die Innenausstattung der Villa bewundern soll – auf jeden Fall komme ich mir im zweideutigen Sinne ziemlich klein vor. Ärgerlich, dass ich meine Autogrammkarten nicht mitgebracht habe, hätten die neu getroffenen Personen wohl definitiv gerne eine Erinnerung an mich gehabt. Aus diesem Grund bleiben wir nicht allzu lange. Außerdem wird auf der Terrasse mit See – und Bergblick gerade ein Interview durchgeführt und ziemlich ausdrücklich um Ruhe gebeten. Problem an der Sache ist, dass das Entfernen eines Kolosses – inklusive Umdrehens - desselben nicht gerade leise vonstattengeht, weshalb ich mir einige Flüche der Filmcrew einfange – seis drum, selbst Schuld wenn sie mich nicht interviewen wollten, ich hätte auch einiges zu sagen gehabt.

Eigentlich wollen wir in Michis Hauseinfahrt übernachten, doch die vorhin erwähnte Aktion drängt mich nicht unbedingt nochmals in Richtung der Profis, auch wenn betont sei, dass alle äußerst freundlich und selbstverständlich auch unglaublich lässig waren. Stattdessen beschließen Gudi und ich, einen Campingplatz etwas außerhalb des Stadt anzusteuern, welcher gratis ist und außerdem direkt am See liegt.

Da ich schon etwas müde bin, schaffe ich es zuerst, beim Umdrehen des Autos eine kleine Delle ins Heck zu drücken, da ich in der Rückfahrkamera eine Felswand mit einem Busch verwechsle. Hier sei meine Empfehlung an VW ausgesprochen, Rückfahrkameras mit Farb – HD Displays auszustatten. Später finden wir endlich den Campingplatz und starten eine Diskussion, ob wir die etwas rumplige Zufahrtsstraße überhaupt passieren können. Ich setze mich durch und steuere unser Schiff direkt ins Unheil. Dabei sei allerdings erwähnt, dass ich mit meiner Einschätzung, die abwärtsführende Straße meistern zu können, vollkommen richtig liege. Da es dunkel ist und wir nur sehr eingeschränkte Sicht haben, beschließen wir, nur ein kleines Stück nach dem überstandenen Gefälle zu parken. Dummerweise bemerken wir just in dem Moment, in dem wir uns für einen Halteplatz entschließen und daher langsamer werden, wie sich der Dicke in den – leider absolut nicht harten – Untergrund gräbt. Während Gudi in Schockstarre verfällt, bin ich anfangs absolut überzeugt, dieses Missgeschick auch revidieren zu können – mit dem Erfolg, dass unser Unterboden aufgrund des Durchdrehens der Reifen (das einzig unversicherbare an unserem Wagen) gefährlich nahe Richtung Boden gedrückt wird. Ausgestattet mit einem flachen Stein und einer gehörigen Portion Adrenalin im Blut beginne ich wie ein Wilder, die Reifen vom Schotter, der uns umgibt, freizuschaufeln. Dies erweist sich als regelrechtes Himmelfahrtskommando, da es dunkel, eiskalt und windig ist. Trotzdem versuchen wir, das Auto mit Steinen zu unterlegen und aus Sch***e zu reiten.

Nach einer Stunde gehen wir frustriert und erfolglos zu Bett und versuchen, uns weder über die bevorstehenden Konsequenzen, noch über die Schuldfrage allzu viele Gedanken zu machen. Nachträglich betrachtet ist natürlich klar, dass Gudi die Verantwortung für dieses Missgeschick zu tragen hat, da sie nach europäischen Recht am Fahrerstuhl Platz genommen hatte. Im Einschlafen schmiede ich noch Pläne, wie ich uns retten könnte, falle aber erschöpft wie ich bin in einen sehr unruhigen Schlaf.


Gudis glorreiche Gesetze:


Habe immer eine Schaufel im Auto!


Gudis Gesetz lässt sich diesmal auf ihren Papa Toni zurückführen – dieser Predigt anscheinend seit jeher, dass man zu jeder Jahreszeit eine Schaufel im Auto mitzuführen habe. Meiner Ansicht nach ein weiterer Beweis für die Versäumnisse und die daraus resultierende Verantwortlichkeit an der entstandenen Misere, die genauer betrachtet so immer mehr zu Gudis lasten fällt.


Nachsatz: Natürlich weiß ich, dass die entstandenen Probleme meine Schuld sind, doch will ich den gewohnten Lauf meiner Beziehung zu Gudi nicht aus der Routine bringen, in welchem ich Blödsinn mache und ihr nachher die Schuld am verursachten Chaos gebe. Manches ist auch gut so, wie es ist, weshalb es so bleiben soll.

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