Veröffentlicht: 15.08.2016
10.08.3026
Thor der Wikinger
Und weiter geht das fröhliche Campen. Zum Aufwachen nutzen wir heute erst einmal die diversen Freizeiteinrichtungen der Australier, welche wirklich das einzige in diesem Land sind, das nichts kostet. So dehnt Gudi ihre Muskeln während ich zu beweisen versuche, dass ich meine Turn – Kür von vor drei Jahren am Reck noch immer drauf habe. Die gute Nachricht, ja habe ich (und vor einer solch traumhaften Kulisse wie dem Lake Tinaroo gibt es ja fast nichts Schöneres als so einen morgendlichen Turnkurs). Die schlechte: halb verrostete Kinderturnstangen bekommen meinen zarten Prinzessinnenhandflächen nicht. Schmerzen und blutige Finger sind die Folge.
Zur Belohnung geht es spontan in ein Woodwork Museum. Dort verbringen wir gefühlte fünf Minuten, da die böse Gudi nicht warten kann. Später werde ich aufgeklärt, dass ich über eine Stunde in den heiligen Hallen der australischen Tischlerei verbracht habe und ich bemerke auch, dass ich wohl an die vierzig Fotos gemacht habe. Hoopla, da vergeht die Zeit ja wie im Flug wenns Spaß macht. Obendrein nehme ich mir noch die Freiheit 4 Stück tropisches Restholz zu kaufen, da ich wenigstens einige meiner entstandenen Visionen zu Hause verwirklichen will.
Die Zeit im Auto vertreiben wir uns Großteils mit schlecht empfangbaren Radiorhytmen. Authentisch wie wir sind gilt es dabei fast einzig und allein zu Country zu lauschen. Zwischendurch schummle ich manchmal eine Austropop CD, hauptsächlich um Gudi zu ärgern. Nebenbei bemerkt fährt es sich auf australischen Straßen zu den Achzigerjahre -Weisheiten von Koksnase Fendrich wirklich ausgezeichnet.
Unsere intellektuelle Tour wird durch einige Wasserfälle unterbrochen, die laut Karte besichtigt werden müssen. In einem der wirklich unzählbaren Visitor – Information Centres stellen wir nach einigem hin und her -Fragen fest, dass eigentlich nur einer der selbigen tatsächlich aufregend ist, während die Anderen eher Pensionistenhotspots und Stelldicheins für Antiadrenalinjunkies sind.
Nachdem wir diese Information aus dem netten Infoaustralier herausgekitzelt haben fahren wir nun sehr zielstrebig zum angeblich äußerst aufregenden und mehr als tropischen MilaMila Wasserfall. Und tatsächlich, dieses Plätzchen gibt einiges her. Noch in der Sekunde, in der ich erkenne, dass man hier offensichtlich ins Wasser gehen kann entledige ich mich meiner Kleidung und springe allen übrigen Verrückten (Asiaten versteht sich) ins australische krokodilreiche Wasser nach. Was ich zuerst feststelle: Krokodile fressen nur Chinesen (Scherz beiseite, es gibt hier keine Krokodile). Zweitens: auch in Australien kann Wasser kalt sein, man munkelt, dass hier Winter ist. Ein Wikinger wie ich einer bin schwimme ich trotzdem todesmutig und mit verhältnismäßig verdächtig viel Blut im Thorakalbereich zum sicher 15 Meter hohen Wasserfall. Dieser kracht so sehr auf das stille Wasser, das man nur durchtauchen kann. Auf der anderen Seite angekommen entdecke ich einen wirklich faszinierenden Vorhang aus herunterströmendem Wasser, der Gudi (welche auf der anderen Seite verblieben ist) wie in einer anderen Welt erscheinen lässt. Die Euphorie über diese unverhoffte Entdeckung lässt mich so sehr auf den nassen Steinen herumklettern, dass ich einen unfreiwilligen Kopfsprung genau in den Wasserfall hineinmachen darf. Noch heute (einige Tage später) kommt mir, neben einigem an Salzwasser, das Süßwasser des Wasserfalls aus den Ohren.
Nach überstandenem Kontinentwechsel und daher zurück von den Niagarafällen steuern wir schön langsam aber doch einen sehr nahe Cairns gelegenen gratis Campingplatz an. Nach viel zu starkem, selbstgebrautem Kaffee (ich habe vor ein paar Tagen eine Kaffeemaschine erstanden) bin ich schwer überdreht und revitalisiere meine hochsekante Ader. Vor allem Gudi darf dies genießen, da sie während sie sich schlafend stellt – in den Genuss von Witzen, Attacken und spontanen Schreien kommt. Nächstes Mal vielleicht doch wieder Tee.
Eine kleine Erklärung zum Schluss: Wie man vielleicht merkt, fahren wir in Australien - nicht nur was unser Auto betrifft – absolute Sparschiene. Dies bedeutet vor allem keinen Strom, da wir meist gratis „Campingplätze“ ansteuern. Diese sind Wiesen, in denen man übernachten darf. Da ich aber noch an keiner Kuh einen 240V Anschluss entdeckt habe muss ich manchmal ziemlich viel Kreativität aufbringen, um meinen Laptop zum Laufen zu bringen. Des Weiteren ist Australien teilweise ein sehr Wlan freies Territorium. So kommt es vor, dass ich zwar einige Berichte geschrieben habe, diese aber nicht veröffentlichen kann. Deshalb bitte ich euch, einfach regelmäßig nachzusehen. Ich werde versuchen, wenigstens jeden 3. oder 4. Tag upzudaten.
An dieser Stelle auf jeden Fall einmal ein herzliches Dankeschön für euer zahlreiches Lesen und eure ermunternden Feedbacks. Ohne diese wäre es mir wohl nicht möglich, das erste Mal in meinem Leben irgendetwas für eine Dauer von mittlerweile 42 Tagen durchzuziehen.
Gudis glorreiche Gesetze:
Matthias, fahr nicht ständig über die toten Kängurus!
Es ist hier absolut nichts verwunderliches, wenn man ein totes Tier auf der Straße sieht. Vor allem Hasen, Wallabees und Kängurus sind mehr als häufig zu sehen, aber auch eine ausgewachsene tote Kuh ist uns schon mal im Weg gelegen. Gudi ist der Meinung, dass unser Auto solchen Hürden nicht gewachsen ist. Ich betrachte die toten Tiere hingegen eher als willkommene Abwechslung und freue mich, wenn das Auto hin und wieder ein wenig durchgerüttelt wird, da die Straßen sonst sowieso elendslang und unglaublich monoton sein können.