molismagicmemories - goesnambia2018
molismagicmemories - goesnambia2018
vakantio.de/molismagicmemories

Tag 33: Sardinenbomber

Veröffentlicht: 06.08.2016

  • 1.08.2016


    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir die Insel Nias. Wobei ich eher das weinende, Gudi mehr das lachende Glubscherchen repräsentiert. Ich denke, sie ist doch recht froh, dass ihr Surferbraut Dasein ein Ende findet, ist so doch viel zu aktiv zum Zusehen und nichts tun. Wir denken - wie so oft falsch – dass heute ein gemütlicher, flotter Reisetag werden wird. Schon die Rückreise zum Flughafen ist für mich mehr als aktivierend, da ich permanent den Fahrer im Rückspiegel beobachten muss. Dies ist kein Spleen von mir sondern eine reine Vorsichtsmaßnahme, da der Fahrer so gar nicht aktiv ist und ich ihn am Anfang der Fahrt einige Male mit halb bzw. auch kurzzeitig ganz geschlossenen Augen erwischt habe. Leider ist sein Englisch mehr als begrenzt, weshalb es gar nicht so leicht ist, ihn zu einem Café zu drängen. Letztlich habe ich aber doch Erfolg und bin mehr als erleichtert, als uns dieses wandelnde Sandmännchen irgendwie heil am Flughafen Gunangsitoli abliefert.

    Dieser Provinzflughafen lässt sich ein wenig mit einer etwas vergrößerten Bushaltestelle vergleichen. So sind auch die Abflugzeiten wie es scheint eher spontan. Tatsächlich empfindet es nicht einmal jemand erwähnenswert, dass wir erst über eine Stunde später als geplant abheben. Der Flug selbst ist zwar etwas ruckeliger als der Hinflug, trotzdem macht sich Gudi und ihr Gemüt wesentlich besser als vor vier Tagen. Dies erstaunt mich – um ehrlich zu sein – sogar sehr und Flößt mir großen Respekt ein. Wirklich nicht schlecht, wie man seine Ängste innerhalb von so kurzer Zeit so in den Griff bekommen kann.

    Als die Schüssel auf Sumatras Festland (soweit man das bei einer Insel sagen kann) landet, sind wir der festen Überzeugung, den Gros der heutigen Reiserei hinter uns zu haben.

    Frohen Mutes steigen wir daher in einen Shuttlebus, der uns auf sehr komfortable Art und Weise vom Flughafen zum Busbahnhof Medans bringt. Und dort geht es los. Der „Bus“ in die Touristenmetropole Bukit Lawang, die wir besichtigen wollen um Orang Utans zu sehen, wird, sagen wir, sehr ökonomisch genützt – platztechnisch. In den – nach österreichischen Verhältnissen – Zwölfsitzer werden zwanzig Personen, ein Baby und sämtliches Reisegepäck gepfercht. Wir haben noch Glück und sitzen auf einem im Boden verankerten Stuhl, welcher auch nicht mit dem Mageninhalt unseres Vorgängers markiert wurde. Sowohl Sitzen als auch ein fester und nicht angespiener Stuhl sind in diesem „Verkehrsmittel“ absolut keine Selbstverständlichkeit. Vielleicht ist das auch der Grund, dass wir den vierfachen Preis zahlen dürfen, möglicherweise aber auch nur die übliche Touristenabzocke. Normalerweise lassen wir uns so etwas nicht gefallen, schon im (letzten heute verkehrenden) Bus sitzend und unser Gepäck beladen lässt sich inmitten einer chaotischen, indonesischen Großstadt allerdings relativ schlecht diskutieren, da die Verhandlungsbasis schlicht katastrophal ist.

    Nach stundenlanger Fahrt in der sich meine Beine ähnlich der räumlichen Umgebung anpassen wie sich auch die Körper von Sardinen in den Büchsen der Dose anpassen, sind wir endlich da. Als wir zufällig und glücklicherweise den Cousin unseres Hotelbetreibers treffen und dieser uns daher zum Quartier geleitet (welches 15 Minuten fernab jeglicher Zivilisation ist – Glück gehabt, das wäre allein nicht zu finden gewesen) wurde unser Zimmer leider schon vergeben. Es gibt Momente im Leben, in denen man nur noch resignierend durchatmen sollte – auch wenn ein hulkmäßiges Ausrasten wesentlich passender erschiene.

    Vorteil an der Misere: wir bekommen ein anderes, wesentlich billigeres Zimmer im gegenüberliegenden Hotel und dürfen so eine Nacht in einem nach Urin stinkenden, schmutzigen Zimmerchen verbringen. Gudi ist glücklich, da wir so fünf Euro sparen – wer kanns ihr verdenken? à Ich!!

    Gudis glorreiche Gesetze:

    Drehe auch in einem Land, in dem wir als Europäer eigentlich Könige sein könnten, jeden Groschen um.

    Ich nenne sie nur noch die Groscherlgudi, da sie tatsächlich wegen Wasserflaschen oder Kaffee, bei denen fünf Cent zu sparen wären, quer durch die Stadt rennt und sich hämisch – allerdings wirklich von Herzen – freut, wenn sie einmal mehr einen verschwindend geringen Geldbetrag gespart hat. Manche würden es Geiz nennen – Gudi meint: „Sparen ist mein Hobby!“

  • Antworten