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Tag 20: Auf den Spuren von…

Veröffentlicht: 22.07.2016

19.07.2016


Auch wenn wir am Abend zuvor aufrichtig der Meinung waren, nie wieder etwas zu uns nehmen zu können, werfen wir beim inkludierten Frühstück hinein war nur geht. Bei alledem, was ich so an hauptsächlich ungesundem Zeug in mich hinein befördere, sind höchstwahrscheinlich (neben so manch anderem) sogar genug Inhaltsstoffe enthalten, um das Frühstück als ausgewogenen und nährstoffreichen Start in den Tag zu verkaufen.

Im Großen und Ganzen verbringen wir den auf das Frühstück folgenden Tag im Standby – Mode. Soll heißen: wir spazieren herum, beobachten vom Steg aus Fische, spazieren wieder herum und genießen es einfach, Teil der traumhaften Kulisse zu sein. Ich lasse mich, trotz auffallend vieler Verbotsschilder, dazu hinreißen, vom 4m hohen Steg zu springen. Bis auf Gudi interessiert dies aber niemanden. Der Versuch, von Gudi nette Aufnahmen zu machen, scheitert leider (wie leider so oft in den letzten Jahren) an zwei Komponenten. Einerseits an der wohl etwas übermäßig gehaltenen Selbstkritik der glänzenden Gudrun, andererseits an meiner historisch belegten und leider wirklich schon auffallenden Unfähigkeit, ein scharfes Foto zu schießen (die Bezeichnung scharf ist an dieser Stelle um Gottes Willen bitte nicht auf Gudis aussehen sondern auf die Qualität der Fotografie zu beziehen).

Im Laufe des Tages erkunden wir die Insel, entdecken die wesentlich billiger, von Chinarestaurants überlaufene zweite Seite der Insel und machen den dramatischen Fehler, hier einen Smoothie zu bestellen. 24 Stunden später soll sich dieser Fehler genau an derselben Stelle endgültig rächen, dazu aber später mehr.

Bis auf Banana Cake, Smoothies und witzige Asiaten gibt es zu unserem Tagesverlauf nicht aufregend viel zu sagen, weshalb ich zwischenzeitlich zwei Aspekte näher erläutern will, die mich seit unserer Ankunft in Malaysia mehr oder weniger beschäftigen.

Zum einen, habe ich selten solch eine Überpopulation an starken Rauchern an einem Fleck gesehen. Ganz speziell fällt mir diese eine Japaner? auf – ich nenne ihn eigentlich nur noch Koal[1], da er mich so sehr an einen Wiener Prolet erinnert. Er ist ca. 60 Jahre alt, und tut im Prinzip den ganzen Tag nichts anderes, als die linke Hand (welche eine Bierdose umschlungen hält) oder die rechte Hand (in der eigentlich immer eine Zigarette ist) zum Mund zu führen. Ekelhafterweise manchmal auch beides gleichzeitig. Unterbrochen wird dieses traurige Schauspiel eigentlich nur durch krampfartiges, beunruhigend ungesund klingendes Husten und ein japanisch – ottakringerisch klingendes Herumgeschreie, welches Badegäste eigentlich 24/7 quer über den Strand beschallt.

Die zweite Auffälligkeit in diesem Land ist der ganz offensichtliche Einfluss eines gewissen politischen Systems der 1940er Jahre. Von den, überall in Asien präsenten „Fruchtbarkeitssymbolen“, welche genau wie Hakenkreuze aussehen, will ich nun gar nicht groß sprechen. Die Tatsache, dass die Währung hier in RM bemessen wird, stimmt mich allerdings schon etwas sehr skeptisch. Gudi meint zwar, dass damit Malaysische Ringit gemeint sind, ich fühle mich allerdings sehr dazu gedrängt, in Reichsmark zu rechnen. Die Sichtung einer „BDM“ – Aufschrift versuche ich, schlicht als einmaligen Vorfall abzutun. Nachdem auch auf indischen Bahnhöfen „Mein Kampf“ Bücher verkauft werden und uns Tuktuk Fahrer auf die Größe und Macht von Hitler ansprechen haben wir teils etwas das Gefühl, dass dieser 1945 nicht nach Argentinien, sondern nach Asien geflohen sein könnte.

Am Abend gehen wir billig Essen und genießen den Sonnenuntergang. Leider müssen wir ziemlich bald ins Quartier zurück, da sich meine anfängliche Erkrankung zurückzumelden scheint und dies unaufschiebbare Bedürfnisse mit sich bringt.

Die Hoffnung, eine Mütze Schlaf könnte mein Befinden wieder ins rechte Lot rücken, wird mitten in der Nacht mit Bomben und Granaten zerschlagen. Ich liege eine gefühlte Ewigkeit im Bett und weiß nicht, wie ich überhaupt von der Bettdecke wegkommen soll, da es mich so sehr vor Frost schüttelt. Als ich es endlich in Richtung Badezimmer und rettender, heißer Dusche schaffe, sehe ich mich im Spiegel und sehe, da es mich so sehr schüttelt, etwas aus, als wenn ich gerade in den Stromkreis gegriffen hätte. Die Dusche bessert mein Kältegefühl ein wenig, nach einiger Zeit ziehe ich mir meine Bergkleidung an und versuche zu schlafen. Gudi erzählt mir, dass ich in der Nacht Schweißfontänen in alle Richtungen ausgetreten hätte, ich weiß kaum etwas davon.


[1] In der engeren Namensauswahl standen auch Herbert, Günther, Horst oder Andi – aus sorge jemand persönlich zu beleidigen, wurde aber der Allerweltsname Koal gewählt (wobei ich in meinem rauchenden Japsen ja eigentlich einen Günther sehe).

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