maesas_blog_ecuador
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Gedanken zum LÄRM

Veröffentlicht: 19.06.2017

Bevor ich mich hinsetzte, zwecks täglichem bericht, ging mir der spruch von ueli maurer durch den kopf: "Kä Luscht!" einer der sinnreichsten von ueli maurer, finde ich. 

tatsache ist einfach die, dass sich die arbeitstage gleichen und ich heute aus der fundacion in der art zu berichten hätte, dass es für euch nach wiederholung tönt. drum: Gedanken zum lärm.

es ist so, dass ich ein sehr lärmempfindlicher mensch bin. ich mag es nicht, wenn kinder schreien. ich mag nicht an der rhema im troika zelt drin stehen und mich auf 30 cm an den sprecher anzunähern, nur um ihn zu 80% zu verstehen. ich mag es nicht, wenn jungs mit dem ghettoblaster irgendwo auftauchen und alle rundum mit eminem auf 110 db beglücken. 
hier aber, in ecuador habe ich innert weniger tage enorm an gleichgültigkeit gegenüber lärm entwickelt. wenn nicht, das leben hier wäre unerträglich gewesen. am ersten ort, im hause von paulina und martha, waren es die hunde. jeden abend und jeden morgen begannen die blöden köter (sorry, hundeliebhaber. ihr macht es sicher gut und geht täglich spazieren und nehmt den dreck auf und entsorgt ihn im robydog ...) zu bellen. erinnerte mich an den film 101 dalmatiner, das dämmerungsbellen der hunde in london. genau so war es und ist es, hier in quito. erstens hat jedes haus seine 1 - 5 köter, und zweitens streunen diese führerlos umher und lassen ihren dreck liegen ... egal, es geht jetzt nicht um den dreck. also, da war das dämmerungsbellen. dazu kam in jenem viertel, dass wohl ein jedes auto über eine schöne alarmanlage verfügte. am besten kommen die zur geltung am morgen. und sie sind zu hören am morgen. wenn all die alarme in jener zeit bedeutet hätten, dass ein wagen wegkommt, quito wäre autofrei.

zudem habe ich schon nach kurzer zeit gemerkt, dass die leute ihren gefühlen freien lauf lassen. wenn sie lust haben zu schreien, dann tun sie es einfach. kümmer dich nicht drum oder schreie eine antwort drauf. wenn sie singen, dann sing mit oder auch nicht. egal. das war dann auch in der selva so. die haben ganz viel gerufen und durch den dschungel zurückgerufen, ist auch eine art kommunikation zwischen ihnen. dschungelgeräusche in der nacht: auch wenn du das gefühl hast, jemand mache sich am haus zu schaffen oder die schreihälse, diesmal tiere, kämen gleich in dein zimmer, du könntest nicht schlafen. irgendwann musst du die geräusche einfach sein lassen und du kannst es. oder wenn dich der prasselnde regen stört, du kannst unter umständen die ganze nacht kein auge zutun.
denkste! wenn du müde bist, klappen die deckel von selber irgendwann runter und du träumst ganz süss und integrierst den sound in deine bilderfolgen. morgens um vier spätestens beginnen die gallos (güggel) der umgebung, sich mit ihren "güggerügüüüs" zu überbieten. statt sich daran aufzuregen, blendet man diese rufe einfach aus. oder, wenn man sich dösend in der aufwachphase befindet, kann man sich nach jedem hahnenschrei sagen: "Juhuu! noch ein, zwei stündchen weiterdösen!" und sich dazu vielleicht auf die andere seite legen. das wirkt ungeheuer beruhigend und hilft, den schlaf nochmals zu finden. denn niemand verlangte in der selva, dass man um punkt acht zum beispiel parat stand. keine hetze, kein stress.

und jetzt, an diesem ort, im viertel rancho los pinos ist es ganz verrückt. nicht schlimmer, aber die hunde veranstalten viel mehr als ein dämmerungsbellen. das ist offener bandenkrieg hier, zwischen hunden. unglaublich, aber wahr! ich wohne im zweiten haus in einer strasse. die querstrasse dazu ist sozusagen die hauptstrasse und ... die grenze zwischen den hundebanden. die hunde oben bellen die hunde unten zusammen und die unten kläffen gegen die oben. und wehe, sie kommen einander zu nahe, bzw. übertreten das revier. dann ist es nicht mehr bellen sondern knurren, zähne fletschen und winseln. natürlich immer noch begleitet von dem gebell der vierbeinerkollegen. und dann sind da noch die hunde auf den dächern, die eingesperrten. die können nicht raus und mitbeissen und müssen umso lauter bellen und heulen.

schon mehrmals habe ich gedacht, dass ein oder zwei der köter jetzt auf der strasse liegen, aus dem hals bluten und ihr leben auswinseln. doch leider ...
wie gesagt, der lärm stört mich nicht mehr. aber ich werde mich wohl nie an die häufchen auf den strassen gewöhnen. auch wenn ich selten reintappe, aber der gestank allein nervt schon.

kaum habe ich diese zeilen geschrieben, höre ich draussen die hunde von oben. scheint aber, dass sie bloss einen fussgänger anbellen. hatten sie mich heute auch auf dem heimweg. dumme kläffer!

wenn wir mal die hunde als thema abschliessen: hier gehört laut sein zum leben dazu. es ist teil dessen und niemand stört sich daran. mich nimmt wunder, ob ich eine portion dieser einstellung mit nach hause nehmen kann. ich hoffe es, denn es ist durchaus praktisch, sich nicht wegen jedem lärm aufzuregen.
vielleicht ist es zu hause eine folge des stresses? nun, dann müsste ich halt dort ansetzen, oder?

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