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Shuar - Treffen

Veröffentlicht: 04.06.2017

3. Juni 2017

um zehn uhr heute beginnt die versammlung aller shuar kommunen der region palora. tzama ist deren präsident und hat die versammlung entsprechend zu organisieren. das heisst, dass die zwei grossen lautsprecherboxen und das gesamte technische equipment, welches er zu hause in seinem studio hat, auf den silbernen toyota geladen werden müssen. er, seine, sein sohn nasem und jasmin sitzen vorne mit drin, ich als zaungast, sowie valeria und der kleine camillo hinten drauf, trotz schwer drohender regenwolken.
beim ersten zwischenstopp in parroquia 16 de agosto werden zwei kabel ausgeladen, das eine muss noch erst entwirrt werden, und zama organisiert einen zweiten transporter für den rest der familie und der dorfbewohner.
es beginnt massiv zu regnen und ich spanne den schirm auf, solange wir nicht fahren.
als er losfährt, lässt auch der regenb wieder etwas nach. nach fünfhundert metern hält der wagen und drei herren in sauberen hosen und hemden steigen mit drauf auf den pickup. es geht hinaus in die pampa, bzw. selva. in die richtung, welche wir damal genommen hatten für den besuch der arcaden. mindestens zehn kilometer weiter und an einigen shuar siedlungen vorbei erreichen wir, nicht einmal gross nass, das grosse gedeckte fussballfeld aus beton. dort wird die versammlung steigen.
beginn der veranstaltung ist allerdings erst um. um zehn wäre die infrastruktur zwar gestanden, aber von den einzelnen kommunenvertreter waren erst deren zehn da. drum wurde nochmals eine lange viertelstunde gewartet. wenn ich mir sowas bei uns vorstelle? einfach unmöglich!
inzwischen wurde viel parliert und chicha getrunken. das ist das traditionelle getränk der shuar. aus yucca hergestellt und ursprünglich mit speichel vermischt, damit es zu fermentieren beginnt, das heisst, stärke in alkohol umwandelt. die mengen, welche hier angeliefert wurden von den shuar frauen, die waren ganz sicher nicht mit speichel zur fermentierung gebracht worden. trotzdem st es für einen, der viel auf hygiene hält eine qual, das zeug zu trinken. ich habe keine mühe damit, obwohl ich nie ein chicha verehrer sein werde. es ist hier unter den shuar auch ein gesellschaftliches ereignis, das chicha trinken.
in der versammlung wird berichtet über die aktivitäten der kommunen. ein kommunenchef fällt mir auf, der sich deutlich dafür ausspricht, nicht auf die politik ztu warten. die tun ja eh nichts. sie selber müssen aktiv sein. wie sich in dieser hinsicht doch die ganze welt gleicht, nicht?
Tzama als präsi kommentiert und fügt an, dass trotzdem ihm persönlich politiker vor der wahl schon hoch und heilig versprochen hätten, dies und jenes werde er nach seiner wahl in die wege machen und danach nichts passiert sei, müssten sie doch ihre rechte immer wieder einfordern. es ist nämlich so, dass die indigenas rechte haben, weil sie diue eigentlichen besitzer des grund und bodens sind und weil in der ecuaorianischen verfassung entsprechende rechte ausgewiesen sind.
es ist bisweilen interessant zu sehen und zu hören, wie feurig es da zu und her geht. selbst wenn die meisten shuar sprechen, so ist das feuer in den ausführungen zu spüren.
die ausführlichen reden werden dann vor dem mittag durch einen traditionellen tanz aufgelockert, welchen nankim und maria, die frau von nanki, vorführen. es wird eifrig mit handys gefilmt. im anschluss werden auch der präsident der gesamtshuarvereinigung und seine frau zum tanz gebeten und es wird noch eifriger gefilmt. danach geht das reden weiter.
um ein uhr fährt dann ein taxi vor, ausgerüstet mit essen für ... keine ahnung für wie viele. jedenfalls zu wenige. zwar wird mir der letzte becher mit essen darin gereicht, doch ich gebe ihn weiter an jorge. ich hab da noch eine rolle galletas gekauft heute morgen und kann von denen essen. doof aber, wenn jorge und seine familie leer ausgehen.
ich habe keinen blassen schimmer, wie lange die ganze veranstaltung noch dauert, aber nach stundenlangem zuhören ohne zu verstehen hänge ich doch allmählich ab.
interessant sind dann noch zwei reden, eine davon vom shuargesamtpräsidenten. so wie ich ihn verstanden habe, möchte er sich für ein höheres amt im staat bewerben. dort würde er sich für das wohl seiner leute einsetzen. ich bin da nicht ganz sicher, ob ich och richtig zugehört habe, aber ich habe mich trozdem gefragt, was passiert, wenn es soweit ist. ist es nicht so, dass jeder, der sich in einer höheren position drin findet zuerst einmal an sich denkt? Ich kenne es nicht anders. 98% würde ich sagen. die ballade von nationalrat hugo sanders fällt mir da ein, und die ist noch harmlos. 

und was ist mit den leuten, welche hier leben? was, wenn sie das bessere, das enfachere leben kennen? nur schon das mit der wäsche. Was ist, wenn die nachbarin eine waschmaschine hat? gibt es hier nicht auch leute, welche es anders lieber hätten als das leben in der selva? arbeiten und geld verdienen, statt täglich die lebensmittel in der selva zusammenzusuchen. studieren und irgendwo in riobamba oder quito anwalt sein, mit häuschen, statt mit der machete bambusstecken zu schlagen und das dach zu flicken.

ich erkenne, dass die leute hier eine ganz schwierige aufgabe haben.

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