Lukas reist durch Kanada
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Ernte auf Freitag Farms

Veröffentlicht: 27.10.2019

Das Wetter in Saskatchewan ist dieses Jahr sehr unbeständig, was die Ernte für die Bauern sehr schwierig macht. Bei guten Bedingungen sind die Landwirte Mitte bis Ende September fertig. Wir sind erst Anfang der Woche fertig geworden. Für die Bauern schlecht, für mich gut, denn so konnte ich die Erntezeit voll mitnehmen.

Als die ersten Bauern hier im 18. und 19. Jahrhundert ankamen, konnten sie sich auf einem Stück Land niederlassen und dieses bestellen. Die Landschaft hat sich seitdem von riesigen Graslandschaften zu gigantischen Monokulturen (vorrangig Weizen und Raps) verändert. Die Straßen zwischen den Feldern (aber auch in Städten) verlaufen immer genau nach Norden, Osten, Westen oder Süden. Kurven gibt es nur äußerst selten. Hinzu kommt, dass die Feldgrößen meistens genormt sind. Eine "section" ist genau eine Quadratmeile groß (1,6km*1,6 km / 256 ha). Zwischen den einzelnen "sections" befindet sich dann meistens eine Straße (Schotterpiste). Besitzt man nur eine "half section" ist sie natürlich nur halb so groß. Die kleinste Einheit sind in der Regel die "quarter" (Viertel) Die Feldgröße beträgt dann 800m*800m (64 Hecktar) Das ganze vereint macht Wegbeschreibungen und die Kommunikation auf dem Feld besonders einfach. Die fünf Mähdrescher und zwei Graincarts (Ladewagen+Schlepper) sind via Funk verbunden. Ist ein Mähdrescher voll oder hat er sich festgefahren, so ruft er via Funk nach einem der Graincarts und gibt seinen Standort bekannt. Natürlich läuft auch schonmal das ein oder andere Geschwätz über Funk. Zudem sind die Mähdrescher nummeriert. Das Abladen vom Drescher auf den Hänger wird während der Fahrt gemacht, um möglichst keine Zeit zu verlieren. Ist der Hänger nach ein paar Ladungen voll, gehts zurück zum Getreidesilo oder in einen Grainbag (riesiger Schlauch auf dem Feld) um abzuladen. Die ganze Aktion wird gestartet sobald das Getreide trocken genug ist. Dazu wird einfach vor Beginn eine Probe genommen und der Feuchtegehalt im Getreide gemessen. Da hier oft strenge Winde herrschen, kann das Trocken sehr schnell gehen. Danach gehts meistens recht schnell los, oder es wird noch eine Stunde gewartet.


Als ich angekommen bin, war ich zunächst an den Förderschecken der Silos. Die Ladewagen kommen zum Silo und Laden in einen LKW von dem aus das Getreide dann in eine Förderschnecke gelassen wird und in das Silo getrieben wird. Die letzten beiden Wochen bin ich dann Graincart gefahren. Das macht sehr viel Spaß. Die Fahrzeuge sind riesig und bewegen Lasten meist spielerisch. Zum Glück ist das Umfeld auch sehr groß, weshalb man beim Fahren viel Platz hat. Die Schlepper haben wahlweise 325/425/525ps. Aufpassen muss man vor allem beim Entladen der Mähdrescher, damit man sich nicht berührt und größeren Schaden anrichtet. Ein Ladewagen fasst bis zu 25 Tonnen Getreide, was sich bei der Fahrt stark bemerkbar macht. Nachdem wir unsere Ernte beendet haben, haben wir noch einen Tag bei einer Nachbarfarm ausgeholfen. Jetzt werden alle Maschinen sauber gemacht und eingewintert, da über Winter kaum jemand auf der Farm sein wird, bevor es im Frühjahr wieder losgeht. Insgesamt hat die Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht, da auch das Umfeld gepasst hat. Der Chef hat mir angeboten auch im Frühjahr für ihn zu arbeiten, was mich sehr gefreut hat. Ob ich allerdings wieder auf der Farm lande, steht noch in den Sternen...

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