Veröffentlicht: 22.08.2019
Von Danzig aus ging es langsam über Elblag ins Landesinnere. Bei einem unserer Kniffelstops schauten wir uns die Technik an, mit der die Schiffe im Oberlandkanal über Rollberge gezogen werden. Der Höhenunterschied des Kanals war zu groß und es hätten 36 Schleusen gebaut werden müssen um den Höhenunterschied von 100 Metern zu überwinden. In Elblag entwickelte man stattdessen Schienenwagen, die die Schiffe über Land ziehen. Alles läuft mit Wasserkraft.
Puh ha, das Besorgen der Gaskartuschen für unser Anti Mücken Thermacell ist gar nicht so einfach... und doch überlebenswichtig! Der vermeintliche Thermacell Shop in Olsztyn hat sich als Office herausgestellt, von dem aus wohl nur online vertrieben wird. Keiner wollte uns dort öffnen. Auch alle Baumärkte und Jagdbedarfsläden in der Umgebung kannten das Gerät nicht. Als letzten Versuch haben wir dem Besitzer des Online Handels eine E-Mail geschrieben und erstmal abgewartet. Übernachtet haben wir dann in der Nähe an einem der vielen Seen. Endlich konnten wir mal SUP's rausholen und eine Runde drehen (an dieser Stelle ein großer Dank an Anne, da wir ihr SUP mitnehmen durften. Etwas wackelig noch aber auf dem spiegelglatten See total schön und machbar.
Am nächsten Morgen kam die lang ersehnte Antwort vom Shop Besitzer... Wir können die Nachfüllpacks bei ihm kaufen. Schnell zurück nach Olsztyn und schon fühlten wir uns für die nächsten Nächte am See gewappnet.
Nach weiteren 3 Stunden Fahrt waren wir mittlerweile mitten in den Masuren, die laut einer Sage dadurch entstanden sind, dass Gott, nachdem er die Erde erschuf noch zu viel Wasser übrig hatte und es über Nordpolen ausschüttete.
Kurz hinter Lötzen wählten wir einen Campingplatz der ebenfalls an einem See lag. Nur Knapp 12 Euro kostet der Spaß und wir können direkt am See stehen und endlich mal Wäsche waschen.
Nach einer Nacht zog es uns weiter und wir machten uns auf den Weg nach Litauen. Das Ziel war der Dzukijos Nationalpark im Süden des Landes. Er ist der größte in Litauen und besteht aus Flüssen, Seen, Mooren und 90 Prozent Kiefernwald und grenzt an Weißrussland.
In Litauen ist das Übernachten im Camper überall geduldet, wo es nicht verboten ist im Sinne des "Jedermannsrecht". Außer in Nationalparks, da darf man nicht frei stehen. Wir befolgen die Ratschläge anderer Touristen, die einen Blog geschrieben haben. Diese empfehlen diverse Privatgrundstücke im Nationalpark auf denen es von den Besitzer für einen geringen Obolus gestattet wird dort zu übernachten. Also fuhren wir einfach die Sandstraßen entlang, die in den Wald führten oder an einen See. Am ersten Tag mussten wir uns direkt geschlagen geben, da der Waldweg am Ende zu klein für uns wurde.
Gestrandet sind wir dann auf einem öffentlichen Campground auf dem es viele Hütten und Feuerstellen zur Auswahl gab. Zum kassieren kam an diesem Abend keiner.
Unsere erste Nacht in Litauen war bereits sehr schön und der nächste Tag startete mit viel Sonnenschein.
Nach dem Fahr-Tag hatten wir wieder einmal Bewegungsdrang und starteten eine 15 Kilometer Wanderung durch den Nationalpark beginnend in Marcinkonys. Wunderschöne naturbelassene Wälder die kein Ende nehmen. Traumhaft.
Wow! Immernoch 27 Grad Celsius hier und wir fuhren direkt an den nächsten großen See. Der See in Lavysas war schnell gefunden. Wir fuhren einfach eine der Schotterpisten entlang und fanden irgendwann den perfekten Platz für uns. Ein Waldgrundstück mit einem Zettel mit einer Telefonnummer drauf. Zunächst erreichten wir niemanden aber am Abend kam der Besitzer des Grundstückes noch vorbei und erklärte uns, dass wir für das campen hier 6 Euro für 24 Stunden zahlen müssten. Er war super freundlich und per Google Übersetzer konnten wir uns auch gut mit ihm auf Litauisch unterhalten. Nach einer Nacht entschieden wir uns direkt, dass wir hier noch ein paar Tage bleiben würden, da dieser Platz alles hat, was das Herz begehrt: der See liegt direkt vor unserer Nase, wir sind die meiste Zeit des Tages alleine und können nackig herumspringen, wir haben Bäume um unsere Hängematten direkt am See aufzuhängen und wir können hier ein Lagerfeuer machen bei dem uns hier im Wald nie das Holz ausgeht .
Für Momente wie diese hat sich die Reise schon jetzt gelohnt.
Am 2. Abend trafen wir den Besitzer wieder und die Kommunikation lief schon flüssiger. Lag vielleicht auch am Vodka den wir mitgebracht haben. Er erzählte uns etwas über Litauen und die zum Teil schwierigen Arbeitsverhältnisse. Viele Litauer arbeiten im Ausland da es hier wenig Arbeit gibt. Er selber betreibt im Sommer den kleinen Platz am See und verdient im Winter sein Geld in Deutschland als Freiberufler bei einer Spedition. Ein richtiger Urlaub in Deutschland ist den meisten Litauern finanziell nicht möglich.
Wir mussten uns schon überwinden weiterzufahren, aber der Herbst steht vor der Tür und wir wollen schließlich noch bis nach Estland kommen, bevor es wieder Richtung Süden geht.
Am heutigen Tag sind wir in Trakai angekommen. Hier traf man auch wieder auf den ein oder anderen Camper. Den Bulli haben wir mitten im Ort auf einem Privat Grundstück abgestellt wo wir auch die Nacht verbringen werden.
Morgen werden wir uns noch etwas in Trakai umschauen, vielleicht die Burg ansehen und dann weiter nach Vilnius, der Hauptstadt von Litauen, fahren.