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Tag 7. Endlich auf Island

Veröffentlicht: 27.07.2017


Die Nacht war lang und weilig. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Ich wechselte zwischen den verschiedenen Decks. Mal lag ich auf Deck 8 im Liegestuhl, da wurde es aber auf Dauer ein wenig kühl bei 10 Grad, dann wieder auf Deck 5. Dort gibt es Sessel und an deren gegenüberliegender Wand eine Steckdose. Mal das iPad laden. Dann, durchgewärmt wieder nach oben an die frische Luft um sie zu schnappen. Zwischendurch mal die Augen zu und vor sich hin dösen. Das nächste mal mit Kabine, koste es was es wolle.

Die Wellen sind ganz ordentlich und die Gischt benetzt die Fenster auf Deck 5. Gegen Morgen wird die See ruhiger und es ist 5:00 Uhr als ein harter Wasserstrahl von aussen gegen die Scheiben spritzt. Träume ich das jetzt. Weit gefehlt, da putzt tatsächlich einer die Fenster. 


Bis um 7:00 schlage ich mich durch, dann gibt's Frühstück. Es wird schlagartig voll im Buffet-Restaurant auf Deck 6. Nach der Fütterung und der Freigabe des Fahrzeugdecks strömen die Massen zu den Aufzügen und Treppen des Dampfers. Im Getümmel entdecke ich Jule, die sich mit gleichgesinnten Fahrradreisenden unterhält. Es reicht nur für ein kurzes "Hallo" und sie taucht wieder zwischen den anderen Leuten unter.

Seyðisfjörður liegt im Nebel und wird fröhlich abgeduscht. Also auf dem Fahrzeugdeck schnell noch umgezogen. Mit Jule, die inzwischen auch bei ihrem Fahrrad angekommen ist, ein Erinnerungsfoto geschossen, das Versprechen ausgetauscht den jeweiligen Blog des anderen zu verfolgen, dann Aufgesessen und ab in die Kälte. 

Zunächst ist die Sicht noch ausreichend , dies ändert sich aber mit jedem Meter den ich auf der, nach Norden führenden Straße nach oben fahre. Dazu dieser fiese Nieselregen. Im Nu ist mein Visier beidseitig beschlagen und ich kämpfe mit, zu Sehschlitzen zusammengezogenen Augen, gegen diese Laune der Natur. Nach einigen zurückgelegten Höhenmetern wird es klarer und es hört auf zu regnen, dafür hat sich die Temperatur von sieben Grad gehalten. Ich halte an um einen Blick auf die Karte zu werfen. Mein Navi weigert sich, auch auf Island, mehr zu erkennen als nur den Grundriss. Ich hatte mir im Laufe der vergangenen Nacht überlegt, zuerst in den Nord-Osten der Insel zu fahren und mir hier einen Campingplatz ausgesucht. 

Nebenbei: Ich las gestern Nacht das sich hier oben das größte "Göthemalgebiet" befindet. Göthe hat gemalt ? Auf Island ? Beim zweiten Lesen "Geothermalgebiet" Ja, das macht Sinn. 

Schlafmangel, wahrscheinlich habe ich deshalb auch unterwegs Zebras gesehen. Die standen auf den Feldern neben der Straße.

Zebras auf Island

Unterwegs habe ich Suzi mit Kraftstoff versorgt und bei einem weiteren kleinen Stopp mit zwei Busreisenden über die Vor-und Nachteile von Bus- und Motorradreisen erörtert. Ganz aus Hamburg…das ist aber weit. Wie man es nimmt gefahren bin ich gerade mal 1000 Kilometer. 


Die Straße auf der ich zum Campingplatz gelange ist eine Nebenstraße und somit eine Schotterpiste. Dann wollen wir mal sehen wie das geht. Bisher habe ich keine größeren Strecken auf Schotter zurückgelegt. Ich setzte mein Vertrauen auf Suzi's, extra für diesen Zweck verbaute Besohlung. Ging aber ganz gut. Wir haben uns, beim Spielen in diesem Geläuf, auch gleich ein wenig eingeferkelt. Wollen mal sehen wie wir in 14 Tagen aussehen.



Am Campinglatz angekommen ist das Zelt schnell aufgebaut bevor es wieder regnet.


Es hat aufgekart, man sieht schon mehr Landschaft.



So, nun erst mal einen Tee. Wasser geholt, Benzinkocher klar, und das Wasser heiß gemacht. Teebeutel und Kandies in den Becher, und das kochende Wasser eingefüllt.


So nun zieh mal schön. Während der Wartezeit bin ich dann wohl eingeschlafen. Unsanft wurde ich geweckt als ich, mit meinem kleinen Campingstuhl Helinox, nach hinten umfiel. Ich blieb unverletzt, jedoch mein kleiner Freund brach sich eins seiner vier Beine. Bei einem Becher kaltem Tee, war wohl mehrere Minuten ohnmächtig, habe ich das kleine Kerlchen unter Zuhilfenahme eines Holz-Kochlöffels geschient und die Wunde mit Panzertape behandelt. Zur Schonung sitze ich jetzt auf einem meiner Seitenkoffer und nutze Helinox als Tischersatz.

Da ich auf Grund der Wetterlage nicht zum Einkauf von Lebensmitteln kam, bin ich in das campingplatzeigene Restaurant eingekehrt um dort zu essen. Bei der Höhe der Zeche finanziere ich bestimmt ein isländisches Weisenkind, von der Geburt bis zum Studium, mit. 

Oft sollte ich das nicht tun, muss morgen dringend einkaufen. Jetzt werde ich erst einmal, bei 6 Grad, in meinen Schlafsack kriechen.     

Antworten (3)

Bernd
Moin. Hauptsache du verlierst deinen Humor nicht. Und das mit deinem Stuhl. ....naja. ...Ich sage einfach mal. ...."Belastungsgrenze "....:-) Weiterhin viele schöne Erlebnisse.

Alex
"...Göthemalgebiet..." ich kann nich mehr! Und das sind keine Zebras, das ist ne Marshmallow-Farm! Da werden die Dinger gezüchtet! ;) Dann ab durch die Häckselanlage....aber ich schweife ab. Wird wohl dein Schlafmangel sein! ;) Aber wie gut, dasde Panzertape mitgenommen hast! Ich sags ja immer wieder: PT Ist neben Kabelbindern immer die erste Wahl für ne "Notreparatur"! XD GsD war der Kocher aus und du hast dir nüscht wehgetan!

Ulrich
Mensch Micha. Du wurdest zum Teetrinker. Ich glaub es nich' . Diese Zeitgenossen waren uns doch in der Schule schon suspekt. ... aber in der Situation kann ich es verstehen :-) Super Berichte. Ich freue mich schon auf die nächsten Storys und Bilder.