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Tag 17. Weiter ostwärts

Veröffentlicht: 06.08.2017

Heute war wieder ein Fahrtag. Ich bin heute bei Zeiten aufgestanden, ahnend das vor dem einzigen Waschhaus am Platz eine ähnliche Situation sein würde, wie vor einen Apple-Store bei Verfügbarkeit eines neuen Telefons.

Als ich gestern auf dem Platz ankam war noch reichlich Platz doch über den Abend füllte er sich zur Gänze. Um 6:30 Uhr war die einzige Dusche bereits besetzt und gerade noch eine Toilette frei. Bei den Damen war schon die Hölle los. Als ich mit dem Frühstück und Zeltabbau fertig war, stapelten sich die Wartenden vor dem Gebäude.


Bei bestem Wetter ging es weiter der Ringstraße entlang Richtung Seyðisfjörður.

Ziel des Tages war heute der Svinafell Campingground. Auf dem Weg dorthin wechselte der Himmel von Blau mit weißen Wolken zu grau und zurück.










Die Strecke ist relativ eintönig. Mal sieht es aus wie in Schleswig-Holstein und dann wird es wieder zur Mondlandschaft. Über etliche Kilometer ist rechts und links der Straße, soweit das Auge reicht, dieses knuffige, mit Moos bewachsene Gestein. 





Irgendwann taucht links eine Fläche auf, auf der zahllose kleine Steinpyramiden stehen. Von einer Infotafel erfahre ich, dass an dieser Stelle mal ein Großgut mit Namen Laufskógar gestanden haben soll. Der erste historisch belegte Ausbruch des Katla im Jahre 894 soll dem Gut ein Ende gemacht haben. Der Überlieferung zur Folge soll jeder Reisende der hier vorbeikommt eine solche Pyramide errichten um Glück auf seiner Reise zu erlangen. Nun gibt es aber ausserhalb der mit kleinen Steinhaufen fast keine Steine mehr. Aus diesem Grund ermöglicht das staatliche Straßenbauamt dem Reisenden dies an einem anderen Ort, am Myrdalssandur, zu tun und stellt das Gestein dort zur Verfügung.




Nach der Weiterfahrt wird es vor mir Dunkelgrau und man kann sehen wie der Regen aus den Wolken fällt. Es hilft nichts, ich muss da durch. 


Etwa 10 Minuten fahre ich durch strömenden Regen. Schlagartig hört der Regen auf und vor mir ist es wieder hell. Und dann dieser Anblick. Der Svínafellsjökull, eine Gletscherzunge des Vatnajökull. 




Kurz darauf halte ich auf einem Rastplatz und habe von hier eine grandiose 360 Grad Rundumsicht. Von jetzt an geht die Fahrt immer auf den Gletscher zu.
Weiter oben an der Straße steht rechter Hand ein Haufen verbogener Stahlträger. Diese sind ein Überbleibsel einer Brücke die 1996 nach einem, durch einen Vulkanausbruch, verursachten Gletscherlauf weggerissen wurde. Es müssen hier gewaltige Kräfte aufgetreten sein. Die auf den Bildern zu sehenden Stahlträger haben eine Materialstärke von 20 Millimetern.





Etwa 10 Kilometer vor dem Campingplatz taucht links ein Parkplatz auf, von dem eine kleine Schotterstraße Richtung Gletscher abzweigt. Das erste Stück sieht ganz gut befahrbar aus, obwohl ein Schild extra auf den sehr schlechten Zustand des Weges hinweist. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Schlechter Zustand stimmt. Ein Schlagloch an dem anderen. Suzi ist auch noch voll beladen. In Schlangenlinien, die Löcher umschiffend arbeiten wir uns Meter für Meter voran. Zwei Kilometer stand am Anfang der Straße. Stehend fahren hatte keinen Sinn, immer wieder fand das Hinterrad keinen Grip und die Traktionskontrolle versuchte dagegen anzukämpfen. Im Sitzen hatte ich dann genug Gewicht auf dem Hinterrad, so ging es einigermaßen. Der Parkplatz am Ende der Straße war mäßig gefüllt, die Aussicht aber schon gut. 


Also Suzi abgestellt, Wanderschuhe an und los. Die dunklen Wolken kamen näher. Hier die Bilder von dem was ich dort sah.









Hier noch mal anders belichtet






Mit der Ankunft eines Reisebusses, gefüllt mit asiatischen Frauen und Männern, setze auch der Regen wieder ein. Unerschrocken kamen mir die Leute in verschiedenfarbigen Kunststoffumhängen entgegen. Übrigens war auch der Selfistick -Chinese vom Þingvellir wieder mit von der Partie. Als ich bei Suzi ankam öffnete der Himmel seine Schleusen wieder so richtig. Ich habe es gerade noch geschafft meine Schuhe wieder zu verstauen, Helm aufzusetzen und Handschuhe anzuziehen. Ordentlich wassergekühlt ging es zurück. Der Vorteil war, dass die Schlaglöcher jetzt besser zu erkennen waren. Sie waren alle voll mit Wasser. Mehrere Male schlug Suzi's Fahrwerk durch und ich musste versprechen ihr nach unserer Rückkehr eine Überholung zu spendieren. Es ist ja auch schon zwanzigtausend Kilometer drin. Angekommen am Campingplatz war es wieder als wäre nichts gewesen. Zeltaufbau ging im trockenen. Heute werde ich nicht lange im Aufenthaltsraum sitzen. Hier ist ein unheimlicher Lärmpegel. Gestern waren es überwiegend Franzosen, heute sind es Italiener. Der Aufenthaltsraum verfügt über etwa 25 Tische für je vier Personen. Und der Laden ist voll.

Ich werde mich gleich in mein Zelt verkrümeln und mich auf den morgigen Tag freuen. Vielleicht nehme ich noch einen kleinen Schlaftrunk.  Im Übrigen schüttet es gerade wieder wie aus Eimern.

Antworten (2)

Alex
Die arme Suzi... aber dafür ist sie ja extra gemacht worden! ;) Das mit der Brücke fürht mir zumindest mal wieder vor augen, zu was die Naturgewalten (von deinem ständigen Begleiter, dem Regengott mal abgesehen) so zu Stande bringe können...unglaublich! Mal wieder grandiose Bilder!!!

Bernd
Moin Booooooooah. ....Wahnsinn. Da fehlen einem fast die Worte. Tolle Bilder und natürlich toller Bericht.