Veröffentlicht: 10.10.2016
Mittwoch. Letzter Tag in der Hostel-Welt. Es sollte der vorerst letzte Tag mit einer heißen Dusche und einem richtigen Bett sein - denn ab dem folgenden Tag ging das Backpacking erst richtig los.
Bevor wir unsere neugewonnene Freiheit, die wie durch das Auto erlangt hatten ausleben konnten, stand noch der Termin beider Kiwi-Bank (nein, kein Obsthandel) an. Da wir unser Konto dort schnell und bequem, anders als in Deutschland, eröffnet hatten, ging es nur kurz zurück ins Hostel um den Rucksack zu packen und ein allererstes Ziel für eine Autofahrt auszuspähen. Gesagt getan: Piha Beach ist ca. 40 Minuten von Auckland weg und hörte sich von der Beschreibung her ganz schick an. Wir ahnten da noch nicht, WIE schick das Ganze werden sollte.
Ich bin gefahren. Links-Verkehr in der dicht befahrenen Innenstadt und ich werden vorerst keine Freunde, zu oft entrinnen wir nur knapp einem Crash mit den am Straßenrand parkenden Autos. Sagt zumindest Thimo. Für mich ist das feinstes Augenmaß und Millimeter-Arbeit. Schließlich fahre ich seit 6 Jahren unfallfrei. 😌☝🏼️
Die Strecke außerhalb der Stadt ist easy, gerade lange Straßen führen uns durch dicht bewachsene Wälder - fast schon tropisch sehen die aus. Viele Palmen, Farne und ähnliches Gedöns. Was tierisch abfuckt: Anscheinend ist die Sicherung von Autoradio und dem Zigaretten Anzünder kaputt.. Das heißt entweder Handy Musik (was blöderweise neben dem GPS - ohne das wir unterwegs hoffnungslos verloren wären - viel Akku zieht!) oder selber singen.
Keine Frage, Handy Musik. Ansonsten würde die Fahrt nicht sehr lange andauern..
Was noch auffällt ist, dass die Tanknadel etwas besoffen zu sein scheint. Mal fällt sie mehr nach links und zeigt einen leeren Tank an. Mal steigt sie und ist halb voll. Etwas launisch das Ding. Liegt aber an den krassen Steigungen im Gelände, wie wir später herausfinden. Also alles jut!
Wir kommen an. Aussichtspunkt.
Vor uns bietet sich ein erster Ausblick auf Piha- Beach mit seinen markanten Felsen im Wasser. FETT! Wir lassen die Karre dort stehen (und hoffen dass wir das auch dürfen, netterweise hinterlassen wir einen schönen Zettel mit unserer Handy Nummer.. Sicher ist sicher) und laufen den erstbesten Trampelpfad hinunter ins gefühlte nirgendwo. Denn der schlängelt sich alle paar Meter in eine andere Richtung über Steine und Feldwege. Nur vom Strand ist nix zu sehen. In solchen Situationen fragen wir uns immer wieder das gleiche: warum zur Hölle ziehen wir nie unsere beschissenen Wanderschuhe an, wenn wir irgendwo hingehen?! 🤔🙄
Dann! Sand! Das sieht nach Strand aus. Das hört sich nach Meer an - könnte klappen. Nur noch kurz um die Ecke. Tadaaaaa.
"The Gap" also die Lücke für alle englisch-unwissenden unter uns. 😏 Hier Rutsch das Meer zwischen die steilen Felsen in die Bucht. Wir verbringen dort alleine 20 Minuten nur mit Fotos. Hätten wir gewusst, was 5 Minuten den Hügel hoch auf uns wartet, wären wir sicher schneller weiter gelaufen. An dieser Stelle sei nur gesagt: Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viele große Superlative raushaue in den ersten paar Tagen, nur weil man geflasht ist. Denn es kommen (vorallem in ein paar Monaten auf der Südinsel) noch wirklich krasse Dinger. Aber das hier und heute, liebe Leute, das war schon überragend! Aber Bilder sprechen mehr als Worte:
Malerisch. Irgendwie zu cooö um wahr zu sein, dass man jetzt tatsächlich hier ist. Wir knipsen uns die Finger wund. Ab und zu mal ein paar Menschen die ebenfalls den Sonnenuntergang hier geheißen. Ansonsten weit und breit niemand.
Aus dem Wasser kommen so langsam Surfer zurück an Land. Einer watschelt mir direkt in mein Bild was ich machen wollte von links rein. WAS. FÜR. EIN. BILD.
Am liebsten würde ich dem Typ mit dem Brett unterm Arm hinterher rennen und ihm danke sagen. Thimo rastet ebenfalls total aus, als sein geschultes Fotografen-Auge mein Bild auf der Kamera sieht. Ein bisschen stolz bin ich schon. Das werd ich mir einrahmen. Fett über dem Fernseher in meiner Wohnung. Hier hochladen kann ich es leider nicht, da es auf der Kamera ist. Sorry. 🤗
Als es stockdunkel wird und nur noch Mond und Sterne zu sehen sind, gibt es nicht mehr viel zu bestaunen. Es wird arschkalt. Zurück ins Hostel.
Angekommen "kochen" wir das letzte mal hier Nudeln mit Sauce aus dem Glas und Thunfisch. Delikat. Ein bisschen Petersilie aus dem Schrank oben drauf - perfekto. Alle anderen sind am schnibbeln und braten.. Wir machen uns das Leben einfach. Einfach weil wir hungrig ohne Ende sind und kein Bock haben lange in der Küche zu stehen. Letzte Nacht in der Zivilisation.
Ab morgen sind wir auf uns allein gestellt.