Israel 2018
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Tag 7: Tempelberg, Altstadt, Bethlehem

Veröffentlicht: 08.04.2018

Heute starten wir unseren Tag sehr früh – um 7 Uhr treffen wir uns und gehen etwas verschlafen in die Richtung der Altstadt Jerusalems. Wir passieren das Jaffa-Tor, welches der Eingang zum Armenischen und Christlichen Viertel der Altstadt ist.

Wir wollen versuchen den Tempelberg zu besuchen, da es nur einen Eingang und sehr beschränkte Besuchszeiten für Nicht – Muslime gibt, wollen wir pünktlich vor Ort sein. Die Schlange vor dem Eingang ist zu dieser frühen Stunde schon ziemlich lang, doch wir haben Glück und sind kurze Zeit später am Security Check angelangt.

Oben angekommen, erzählt unser Teamer uns etwas über die Geschichte des Tempelbergs und es wird klar, wieso dieser Ort so spannungsgeladen ist und wie lange der Konflikt darum schon anhält.

Der Tempelberg hat sowohl für die Muslime, als auch für die Juden eine große Bedeutung, weshalb es immer wieder zu Ausschreitungen und Konflikten kommt, da diese beiden Religionen ihren Anspruch auf diesen Ort hegen. Für die Christen ist die Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem einer der bedeutensten Orte. Die Spannung, die mit diesem Ort einher geht wird deutlich, als eine Gruppe von jüdischen Männern, einige von ihnen scheinbar Orthodoxe, von Polizisten begleitet auf den Tempelberg kommen. Sie werden genau beobachtet und bewegen sich nur mit den Polizisten zu beiden Seiten über das Gelände, doch es bleibt alles ruhig.

Wir schlendern über das Gelände und genießen den Ausblick über die Altstadt. Der Zutritt zur Al – Aqsa Moschee und dem Felsendom ist uns verwehrt, allerdings ist der Felsendom mit der riesigen goldenen Kuppel auch von außen sehr beeindruckend.

Einen Arabischen Kaffee später sitzen wir in einem kleinen Laden in der Altstadt und genießen leckeres Lammhack mit Pitabrot – das leckerste Fleisch, dass einige von uns je gegessen haben.

Frisch gestärkt laufen wir durch die Altstadt, die in vier Viertel unterteilt ist : das Armenische, das Arabische, das Jüdische und das Christliche Viertel.

Die Hauptsehenswürdigkeit des Christlichen Viertels ist die Grabeskirche, in der Jesus begraben wurde. Es ist total voll dort, viele Leute stehen Schlange, um das Grab zu besuchen und den Stein zu berühren auf dem Jesus gesalbt wurde. Wir beobachten außerdem einige Pilgergruppen, die sich singend und mit Kreuzen auf den Schultern einen Weg durch die Menschenmenge bahnen. Sie beschreiten den Weg, den Jesus vor seinem Tod gehen musste.

Da die Kirche für alle christlichen Konfessionen bedeutsam ist, kommt es immer mal wieder zu Konflikten untereinander. Allein in der Grabeskirche sind 6 verschiedene Ausrichtungen ansässig. Aus diesem Grund verwalten zwei verschiedene Muslimische Familien die Schlüssel der Kirche, um Streitigkeiten unter den Konfessionen zu vermeiden.

Anschließend besuchen wir die Klagemauer, das letzte Überbleibsel des ersten jüdischen Tempels. Es gibt einen Bereich für Männer und einen für Frauen. Die Männer bekommen Kippas, die sie sich aufsetzen müssen, wenn sie zur Mauer möchten. Dort werden viele Bar Mitzwas gefeiert, es wird gesungen, gelacht und gefeiert. Direkt an der Mauer jedoch ist es ruhiger, die Menschen beten und stecken kleine Zettel, auf die sie Wünsche und Gebete geschrieben haben, in die Mauer. Viele von ihnen sind sehr emotional und weinen leise, man merkt, dass von diesem Ort eine hohe Bedeutung für viele Menschen ausgeht.

Nach einer kleinen Pause im Österreichischen Hospitz, geht es mit einem Kleinbus nach Bethlehem. Die Fahrt ist kurz und im Nu sind wir an der Mauer, die Bethlehem fast gänzlich umgibt - die Grenze zwischen Israel und Palästina. Diese wird stark von IDF Soldaten bewacht, doch wir können ohne Probleme passieren.

In Bethlehem machen wir am Banksy Hotel halt, welches direkt an der Mauer liegt, und laufen diese ein Stück weit entlang. Die Mauer ist reich verziert mit unterschiedlichen Graffities, sowohl mit Sprüchen als auch mit Karikaturen. Die Karikaturen sind geprägt vom Wunsch nach Frieden, aber vor allem auch vom Hass gegenüber Israel. Jeder kann sich dort eine Dose kaufen und an der Mauer verewigen. Einheimische haben hierzu unterschiedliche Meinungen; einige sehen dies als eine schöne Möglichkeit die graue Mauer etwas ansehnlicher zu gestalten und friedlich und kunstvoll dagegen zu protestieren. Andere wiederum finden es falsch, daraus ein Geschäft zu machen und Profit aus der Mauer zu ziehen.

Anschließend besuchen wir das Museum in dem Hotel, welches den Verlauf des Nah-Ost Konflikt aus einer eher Pro Palästinensischen Sichtweise beschreibt.

Nach einer kurzen Weiterfahrt gelangen wir zur Geburtskirche. An den Wänden sind prunkvolle und schöne Mosaike eingearbeitet und man hört Gebetsgesänge, jedoch ist die Stimmung allgemein ruhiger als in der Grabeskirche, da dort viel weniger Menschen sind und sie sich ruhiger verhalten.

Als wir über den Markt gegenüber der Kirche laufen, wird schnell klar, dass die Menschen die hier leben, viel ärmer sind als die in Jerusalem. Die Straßen sind dreckiger und die Gebäude wirken etwas herunter gekommener als beispielsweise in der Altstadt Jerusalems und es gibt mehr Bettler auf den Straßen.

Kurze Zeit später haben wir ein Treffen mit zwei Leuten aus einer sozialen Einrichtung in Bethlehem, dem Leiter und einer Jugendlichen. Sie erzählen uns von der Einrichtung und deren Projekte. Vor allem möchten sie Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, trotz der politischen und angespannten Situation, einen Ort der Freude und Freundschaft zu erleben und Menschen zusammen zu führen.

Außerdem vermitteln sie mit Projekten wie Fußball und Tanzen die Werte der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Wir bekommen eine Führung durch die Räumlichkeiten und schauen bei einem gemischten Fußballtraining zu, ebenso beim Ballettunterricht.

Neben den verschiedenen Aktivitäten der Einrichtung, beschreiben die beiden auch ihr alltägliches Leben in Bethlehem und die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Vor allem die vielen Checkpoints und Kontrollen bereiten Probleme und Unsicherheit. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, da die Kontrollen der Soldaten oftmals willkürlich erscheinen und sie sich häufig respektlos behandelt fühlen.

Das Gespräch mit den beiden hat definitiv nochmal bestärkt, was wir alle schon wussten: Dass der Konflikt viele Seiten hat, die man berücksichtigen muss und es schwer wird eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. Dennoch denke ich, dass ein Austausch mit allen Beteiligten der Schritt in die richtige Richtung ist.

Unsere Rückfahrt verläuft genauso reibungslos wie die Hinfahrt, jedoch sind wir alle sehr müde nach dem langen Tag und froh als wir wieder im Appartement in Jerusalem sind. Nach einer kleinen Stärkung treffen wir uns mit ein paar Katamon Fans im Sira Pub und lassen den Abend bei einem kühlen Goldstar ausklingen.

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