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Von Fort Augustin nach Fort William

Veröffentlicht: 19.05.2018

Heute Morgen habe ich es ruhig angehen lassen, habe noch eine Runde gedreht und nach Nessi Ausschau gehalten, aber - sie hat sich nicht sehen lassen. Die Pferde liefen nun wieder frei über die Wiese und ich habe sie streicheln können. Habe auch noch mal kurz mit dem Enkel der alten Dame gesprochen. Er hat, wenn er deutsch spricht einen putzigen österreichischen Akzent, denn sein Vater kommt aus Wien und eigentlich lebt dort auch seine Familie. Jetzt ist er bei der eher strengen Großmutter, die nicht einfach zu nehmen ist und wird seinerzeit die Anlage übernehmen, denn die Großmutter, die übrigens in der Schweiz ausgebildet wurde, ist schon 81 und lebt seit 50 Jahren auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Nachdem ich noch eine kurze Zeit am Weiher gesessen habe, bin ich dann nach hiesiger Zeit um 10.00 Uhr losgefahren. (Wir haben eine Stunde Zeitunterschied zu Deutschland, also nach deutscher Zeit, wäre es 11 Uhr gewesen. 

Tina ist derweil auf dem Weg in die Karibik und ich hoffe, dass es ihr dort gut geht und wir trotzdem noch Kontakt halten können. Julia ist inzwischen aus den USA zurück und ich glaube Frank kommt morgen.

Also fuhr ich los und sah sehr schnell am weg eine Tankstelle. An dieser Tankstelle konnte man wiederum alles kaufen, sogar Frischfleisch, denn wenn hier ein Geschäft ist, dann führt es einfach alles, weil es das Einzige am Ort ist. Ach so, was ich immer wieder vergessen habe zu schreiben. Stellt Euch vor: Hier gibt es lila Bushaltestellen! Ich hab auch zum Beweis ein Foto gemacht, dass ich Euch gerne bei mir zu Hause ansehen könnt. 

Auf meinem Weg kam ich an der "Bridge of Oich" vorbei. Ein Hochwasser hatte 1849 die alte Brücke weggerissen und der Bau dieser neuen Brücke dauerte fünf Jahre. Durch die Überflutung war ein Kanalbecken entstanden, durch das jetzt die Schiffe fahren, aber da der Straßenbau in Schottland erst 1830 begonnen hatte, war es nun eine Notwendigkeit, die zerstörte Brücke zu ersetzen. 

Immer öfter ließ meine Fahrt einen Blick auf den Ben Nevis zu. Es ist der höchste Berg von Großbritannien und hat eine Höhe von 1344 Metern. In der Nähe dieses Berges habe ich jetzt mein Quartier. Relativ schnell (es waren ja nur 30 Meilen) war ich dann in Fort William und das Besondere: Fort William ist eine Stadt! Fort William hat einen Hafen und Geschäftsstraßen  mit allen Geschäften, die man sich nur wünschen kann. Ich parkte mein Auto und ging in die Stadt und wunderte mich nicht schleckt, als ich in ein Autocorso von wahren Oldtimern geriet. Die Menschen in den Autos waren überwiegend echt gekleidet. Sogar Schottenröcke habe ich gesehen. Ich hatte glücklicherweise auch meine Filmkamera mitgenommen und so viele tolle, wirklich uralte Autos gefilmt, als sie durch die Stadt fuhren. Bin dann noch ein wenig herumgebummelt und dann zum Essen in ein Lokal eingekehrt. In dem Lokal lief auf mehreren Großbildschirmen die Hochzeit von Prinz Harry und Maggon. 

Ich habe dann tatsächlich auch noch eine Kirche besucht und Kerzen angezündet (auch wenn ich nicht dran glaube, es ist einfach eine schöne Sitte) Hab versucht mich für einen Moment still hinzusetzen, aber hab das dann doch besser wieder abgebrochen. War nix. Bin dann recht früh auf Zimmersuche gegangen. In der Stadt wollte ich sowieso nicht bleiben, also bin ich rausgefahren und habe verschiedene Seitenstraßen gewählt. ich habe auch viele Angebote gefunden, aber es war alles belegt. Irgendwann habe ich dann an einem Hotel angehalten und gefragt. Sie haben sich wirklich große Mühe gegeben auch im weiteren Umfeld nach einem Quartier zu schauen (auch nach B&B´s aber es war alles belegt. Mir sank ein wenig der Mut, bin aber trotzdem weitergefahren. Angebote gab es genug, aber.....! Da führte mein Weg, den ich zur nächsten Seitenstraße fahren wollte, mich an einem sehr alten Hotel vorbei, und  auch wenn es nicht gerade einladend aussah, witterte ich meine Chance. Ich trat ein und eine längs gestreifte Tapete und ein Stuckdecke empfingen mich, bevor ein alter Mann auftauchte, der nur sehr schwer gehen konnte. Er (88) und seine Frau (auch nicht viel jünger)  führen dieses Hotel und er zeigte mir mein Zimmer. Also die Kommode und den Schrank hätte ich gerne bei mir zu Hause. Es sind richtig alte Schätzchen und ich vermute, die anderen Zimmer sind ähnlich bestückt. Immerhin habe ich ein Waschbecken auf einem Eisengestell in meinem Zimmer und, man glaubt es kaum ein neues Bett. Wenn man das Fenster hochschieben will, muss man einen Klotz darunter legen, damit es aufbleibt, aber das kann man ja machen. Da es hier auch Internet gibt, bin ich also eingezogen und werde morgen früh in einem völlig antiquierten Frühstückszimmer essen. Da steht eine Anrichte! Irre groß und verdammt alt. Auch das Porzellan, das schon für morgen früh eingedeckt ist, sieht nicht jung aus. In einem Gespräch mit dem alten Herrn erfuhr ich dann, dass sein Vater 1920 dieses Haus gekauft hat und einen Anbau (auf dem Foto links) errichten ließ. Neben dem Haus war der Pferdestall, denn hier befand sich eine Wechselstation für die Pferde. Ein Foto im Flur des Hauses zeigt auch noch eine Kutschenszene. Als der alte Mann, der hier geboren wurde später das Hotel übernahm, hatten auch hier die Autos Einzug gehalten und er eröffnete eine Tankstelle. Das alte Tankstellenhäuschen steht auch wirklich noch im Garten. Aber irgendwann hat sich das dann wohl auch nicht mehr gelohnt und offensichtlich verdienen die beiden alten Herrschaften hier noch immer selber ihren Lebensunterhalt. 

Nachdem mein Gepäck im Zimmer war, machte ich mich auf zu einer Erkundungstour. Genau gegenüber  steht ein Museum für Steine und Fossilien. Ich ging hinein, zahlt den Eintritt und war überrascht, was ein Schotte da alles zusammengetragen hatte. Eine so große private Steinsammlung in dieser Ausführlichkeit und mit der Ausgestaltung der Schaukästen, bzw. der aufwendigen Dekoration hatte ich nicht erwartet. Von dem größten gefunden Goldnugget hatte er aber nur eine Kopie, den ich jedoch zum Größenvergleich mit meiner Filmkamera fotografiert habe. Neu war mir, dass  in Schottland 1868 vom Duke of Sutherlands Schürfrechte und Claims vergeben wurden, doch nachdem in England hiervon berichtet wurde, setzte ein wahrer Goldrauschrun ein, so dass der Duke sein Projekt nach einem Jahr beendete, zumal die Erträge eher gering waren. 

War dann noch kurz am Hafen und habe ein passendes altes Schiff zum Haus gefunden. Werde mich nachher noch unten in die Bar setzen und mal schauen, was der Abend noch so bringt. 




Antworten (4)

Max
Hallo Irmi, solche Unterkünfte kenne ich auch von meinen Reisen, hat aber doch auch seinen eigenen Reiz. Und da hat man doch auch etwas zum erzählen. Ich wusste gar nicht, dass Schottland so gebirgig ist, einfach wunderschön. Einen gemütlichen Abend wünsch ich Dir Max

Brigitte
Hallo Irmi, da hast du ja heute wieder einen schönen Tag gehabt. Ich kann mir schon vorstellen, in welche Zeit du in dem Hotel heute zurück versetzt wurdest. Meine Großmutter hatte auch so ein Buffet, mit alten Kristallschalen und Karaffen. Ich hoffe dass du dann dort auch eine gute Nacht verbringst. Mit dem Harry Potter Zug würde ich auch fahren. Hab noch einen schönen Abend bis dann. LG Brigitte und Norbert

Brigitte
Nach anfänglichen Unglück gestaltet dich diese Reise zu einem sagenhaften Abenteuer! Viel Spaß noch.

Christa
So eine tolle Reise. Sicher ganz in deinem Sinn. Weiterhin eine schöne Zeit und Glück bei der Zimmersuche