Osteuropa in drei Wochen
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Tag 14) Somewhere on a beach

Veröffentlicht: 04.07.2016

Das erste was ich heute besuchte war der Strand. Hier in Warna gibt es ein Dorf, welches nur aus Hotels besteht. Offiziell muss man in einem Hotel Gast geben, um sich da aufzuhalten, zu dürfen. Aber mein Gastgeber sagte mir, die liessen mich schon rein, wenn ich wie ein normaler Badetourist ausschaue. Also ziehe ich meinen Strandbeutel über die Schultern und ziehe Hut und Sonnenbrille an, damit ich auch wirklich wie ein Tourist aussehe. Ab jetzt bin ich kein Backpacker mehr. Ich bin ein 0815 Pauschaltourist aus Deutschland. Ich werfe all meine Englischkentnisse über Bord, genau wie mein Verständnis für andere Kulturen. Ich habe keine Ahnung mehr in welcher Stadt ich hier nochmals bin, da ich den Weg vom Flughafen hierher direkt mit dem Taxi gefahren bin und verlange, dass die Angestellten meinen bayrischen Dialekt verstehen. Aber dafür werde ich sicher nächstes Jahr wieder ans Mittelmeer kommen, weil es mir hier so gut gefällt. Beschreibung beruft auf belauschten Gesprächsfetzen ;)

Aber siehe da, es funktioniert. Ich liege am traumhaften Strand und warte darauf, dass mir de gebratenen Tauben in den Mund fliegen.

Am Nachmittag lachte ich mich mit meinen Gastgebern über die Touristen, wir stiessen dazu auch auf den 4th of July an. Es ist schon komisch, wenn man durch ganz Europa reist, um dann mit zwei Amerikanern und einem Argentinier auf den amerikanischen Unabhaengigkeitstag anzustossen...

Am Abend besuche ich Goldstrand. Was aber als die größte Partymeile östlich des Mittelmeers angepriesen wird, ist schliesslich nur ein grosser Touristenbazar. Ich beschloss das beste daraus zu machen und durch den Basar zu bummeln. An den meisten Ständen kriegt man den üblichen Touristenschrott, aber manchmal auch ganz cooles Zeugs. An einem Stand kaufe ich eine Tasse mit Wladimir Putins Gesicht und der Aufschrift "With love from Russia". Das ist aber erst der Anfang. Man kann Putin  vor der sowjetischen Flagge kaufen, Putin im Real Madrid Trikot oder Putin zusammen mit Lenin, die Arme erhoben zum Hitlergruss. Wirklich krass, wie hier aus Putin eine Witzfigur gemacht wird. Oder ist am Ende sogar alles Ernst gemeint? oO

Je laenger der Basar dauerte, desto mehr erinnerte er mich an meinen letzten Türkei Urlaub im Sommer 2013, dem wohl tollsten Sommer meines Lebens. Man kriegt hier nämlich ein ähnliche Sortiment, wie am türkischen Basar. Armbänder mit seinem Namen, Tatoos mit dem Namen seiner Freundin, "Original" Beats für nur 20 Leu (10 Franken) und sogar Turkish delight, welches hier allerdings als Bulgarische Spezialität angepriesen wird. Die Erinnerung an vor drei Jahren umflutet mich wie eine Droge und ich schwebe fast durch den Bazar, kaufe da mal was und schaue da mal etwas an. Plötzlich stehe ich komplett alleine hinter dem letzten Hotel und vor mir erstreckt sich ein langer menschenleerer Strandabschnitt. Ich beschliesse in meinem Rausch dem Sonnenuntergang entgegen zu schwimmen. In diesem Moment, im Wasser des schwarzen Meeres werden mir zwei Dinge klar. Erstens: Ich bin am östlichsten Punkt meiner Reise angekommen. Auf der anderen Seite der Wasserfläche liegt Asien: Russland, Georgien, Die Ukraine usw. Das Reisefieber durchströmt mich, die andere Seite des Ufers ruft mich förmlich. Die zweite und fast wichtigere Erkenntnis ist: Hier, in diesem Schmelztiegel aus Erinnerungen an die Zeit in der ich noch "Kind" war (ist 2013 wirklich erst drei Jahre her?) und dem Ruf der weiten Ferne, fühle ich mich als würde ich die Schwelle zum Erwachsensein endgültig überschreiten. Verdammt, ich bin durch komplett Europa per Zug gereist. Ich schwimme im schwarzen Meer, am östlichen Rand Europas. Und ich bin komplett alleine gereist. Hier, im Wasser am östlichsten Punkt meiner Reise scheint mir der Augenblick gekommen zu sein, die Vergangenheit loszulassen und nur noch in die Zukunft zu blicken. Die Ferne ruft, und ich höre gespannt zu. Es ist ein wahnsinniges Gefühl hier draussen. Ich fühle die Freiheit und der Wahnsinn der Jugend. Die Erinnerung an früher, die Gedanken an die Zukunft. Die Reiselust der alten Entdecker, der Geist der osmanischen, russischen und teutonischen Eroberer die in dieser Stadt schon halt gemacht haben. Ich fühle ein Gefühl, was ich kaum beschreiben kann. Freiheit? Entdeckergeist? Oder sogar...

Glück? 

  

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