Veröffentlicht: 28.04.2018
Zurück auf dem griechischen Festland erschlägt mich die Hitze in Athen. Bereits jetzt, Ende April, hat es gefühlt 35 Grad. Der Wunsch, aus der Stadt hinaus und ins ca. 180 km entfernte, in den Bergen gelegene antike Delphi zu fahren, festigt sich in mir. Die bedeutende Ausgrabungsstätte auf 700 Metern Höhe am Fuß des Parnass soll nicht zuletzt durch ihre Lage bestechen, außerdem will ich das berühmte Orakel nach der Zukunft befragen.. :-) Da es mir allerdings vor den 7 Stunden hin und zurück in einem der üblichen Linienbusse mit übereifriger Klimaanlage, dafür ohne Toilette graut (es ist zwar eine da, die Klinke ist jedoch abmontiert, damit man sie nicht benutzen kann), miete ich mir diesmal einen Wagen am Flughafen und bewältige die rund 180 km in gut zwei Stunden. Die archäologische Stätte liegt in der Tat traumhaft schön, die Zeugnisse der einstigen Stadt sind verstreut auf einem grünen Hang, überall ragen Zypressen in die Höhe und machen den antiken Säulen Konkurrenz. Man muss etwa 300 Höhenmeter bewältigen, um alle Highlights zu sehen.
Am tiefsten Punkt der Anlage befindet sich der Rundtempel der Athena Pronaia, das Wahrzeichen von Delphi. Danach steigt man über die Heilige Straße an ehemaligen Schatzhäusern und dem Gymnasium, das leider geschlossen war, vorbei zum Apollon-Tempel hinauf, in dem einst in einer Art Krypta die Hohenpriesterin Pythia saß und ihr Orakel verkündete. Sie soll sich durch das Kauen von Lorbeerblättern oder das Inhalieren von aus der Erde aufsteigenden Gasen in Trance versetzt haben. Ihre mehrdeutigen Weissagungen zu politischen oder persönlichen Themen waren teuer, so durften Ärmere nur Fragen stellen, die sich mit "Ja" oder "Nein" beantworten ließen. Auf meine Frage, wie die Zukunft sein wird, höre ich ein leises "Sie wird Gutes, aber auch Schlechtes bringen. Nimm alles, wie es kommt!" durch die Bäume wehen.. Oberhalb des Apollon-Tempels gelange ich zum antiken Theater, das einst 5.000 Zuschauern Platz bot. Am höchsten Punkt des Geländes entdecke ich schließlich das Stadion aus römischer Zeit, in dem die Pythischen Spiele zunächst alle 8, dann alle 4 Jahre ausgetragen wurden. Nach den Olympischen Spielen waren sie die zweitwichtigsten Spiele der Antike. Die Aussicht während meines Anstiegs ist überwältigend, die imposante Felskulisse, die schlanken Zypressen und die Spuren einer einst so bedeutenden Stadt, die auch heute noch etwas Heiliges ausstrahlt, hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei mir.
Auf dem Rückweg nach Athen bleibe ich noch kurz in der nur 12 km entfernten Stadt Arachova stehen, das sich in den vergangenen Jahren durch den Bau von Skizentren auf dem Berg Parnassos zu einem der größten Skiorte Griechenlands entwickelt hat. Die Lage am Hang ist erneut beeindruckend, zudem laden süße Gassen zum Bummeln ein. Doch dafür ist keine Zeit mehr, denn in wenigen Stunden geht mein Flieger nach Rom. So sage ich auf dem Weg zum Flughafen Griechenland auf Wiedersehen und freue mich bereits auf Bella Italia! :-)