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29/01/2018 - Wunderschönes Edoras

Veröffentlicht: 15.02.2018

Vorgestern verabschiedeten wir uns von der wunderschönen Halbinsel „Banks Peninsula“ und fuhren nach „Mount Somers“. Die Fahrt dorthin zeigte einmal mehr, wie viel Landwirtschaft hier in Neuseeland betrieben wird. Auf beiden Seiten der Straße waren riesengroße Kuhherden zu sehen und die Felder werden mit Hilfe von großen, fahrbaren Wassersprengern gewässert. Wir sind keine Ökologen, doch so viel Viehzucht kann für die Umwelt nicht gesund sein. Zumal die Anzahl der Rinder im Vergleich zum Jahr 1989 um sagenhafte 75% gestiegen ist. Man darf gespannt sein, wo diese Entwicklung noch hinführt.

Mount Somers liegt am gleichnamigen Berg. Schon bei der telefonischen Reservierung wurden wir von der Besitzerin vorgewarnt, dass es abends etwas lauter werden könnte. Grund dafür war das Sommercamp einer Rugbymannschaft. Sie nutzten die vorderen Hütten des Campingplatzes als Unterkunft. Zum Abendessen gab es Hotdogs mit original Frankfurter Würstchen aus dem „Café Berlin“ in Christchurch. Anschließend spielten wir noch etwas Frisbee. Am Abend und in der Nacht war von den großen Jungs kaum etwas zu hören.

Der nächste Tag begrüßte uns mit einer dicken Wolkendecke und Nieselregen. Wir hatten uns für heute eine Wanderung in der „Rakaia Gorge“ vorgenommen. Nachdem der Regen nachließ, machten wir uns auf den Weg. Die Schlucht war innerhalb 20 Minuten mit dem Auto erreicht. Vom Parkplatz aus startet ein Wanderweg, welcher zu verschiedenen Highlights führt. Von Anfang an ging es relativ steil bergauf. Belohnt wurden wir mit schönen Ausblicken auf die Schlucht. Zudem sahen wir die alte Brücke, über die wir fahren mussten, um zum Parkplatz zu gelangen. Nach ungefähr 30 Minuten erreichten wir den ersten Lookout. Die Aussicht war grandios und wir sahen sogar zwei Motorboote den Fluss hinauffahren. Da wir bis hierhin nicht sonderlich gefordert wurden, ging es für uns weiter zum nächsten Highlight des Rundganges. Hierbei wurde der Wanderweg immer matschiger. Wir waren sehr froh darüber, unsere Wanderschuhe angezogen zu haben. Wir folgten der Beschilderung zu den Kohleminen. Diese waren nach weiteren 45 Minuten erreicht und leider etwas enttäuschend. Vor Ort sahen wir lediglich zwei Höhlen, die mit Eisentoren verschlossen waren.
Die nächste Entscheidung musste getroffen werden. Bis zum nächsten und letzten Lookout sollte es erneut 45 Minuten dauern. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns dazu, den Weg zu gehen. Es war zunächst nicht sonderlich warm an den Tag, weshalb wir das dauernde auf und ab gut verkrafteten. Doch der letzte Anstieg auf den „Upper Gorge Lookout“ hatte es in sich. Nicht nur weil der Weg sehr steil wurde, sondern weil kaum noch ein Trampelpfad vorhanden war. Die Büsche versperrten nahezu den kompletten Weg, sodass wir Probleme hatten hindurch zu dringen. Zudem machten es Stachelhecken noch unangenehmer. Doch der Weg ist das Ziel und als wir endlich am Lookout ankamen, wurden wir mit einer tollen Aussicht belohnt. 
Um wieder zum Carpark zu gelangen, entschieden wir uns für eine Alternativroute, welche durch eine Schafsweide verläuft. Diese war zwar nicht mindersteil, doch dafür nicht so zugewachsen wie der andere Pfad. An den Mienen angekommen, liefen wir denselben Weg zurück. Die Sonne drückte sich immer weiter durch die Wolkendecke und schien zunehmend durch den dichtbewachsenen Busch. Uns wurde allmählich richtig warm. Nach mehr als neun Kilometern, für die wir knapp vier Stunden benötigten, kamen wir wieder am Auto an. Jetzt aber nichts wie ans Flussufer und etwas die Füße abkühlen. Nach einem lecker Äppelsche und einem Müsliriegel waren wir wieder fit. Zurück in Mount Somers unternahmen wir noch einen Abendspaziergang durch das kleine, verschlafene Dörfchen.

Nach zwei ruhigen Nächten trotz einer aufgeweckten Rugbymannschaft ging es heute wieder zurück an die Küste. Doch bevor wir die Küstenstadt Timaru anstrebten, sollte es mal wieder zu einem „Herr der Ringe“ Drehort gehen. Dies war zugebenerweise der eigentliche Grund, weshalb wir überhaupt nach Mount Somers gefahren sind. Direkt nach dem Frühstück fuhren wir los. Nach wenigen Kilometern endete die asphaltierte Straße und die Gravel Road begann. Da es die letzten Tage nicht stark geregnet hatte, staubte die Straße wie verrückt. Heranfahrende Fahrzeuge konnten wir durch ihre Staubwolke rechtzeitig erkennen. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir eine kleine grüne Oase - den „Lake Clearwater“. Ansonsten war die Landschaft um uns herum eher trist - doch es passte irgendwie zur Szenerie. Nach weiterer 20-minütiger Fahrt war das Ziel in Sichtweite. Wir wären an den Straßenverhältnissen beinahe verzweifelt. Unser Auto ist nicht wirklich für Gravel Roads ausgelegt, sodass es immer wieder Momente gab, an denen wir die Luft anhalten mussten. Denn einen „Ford“ zu durchqueren, mit einem Auto, dass eine sehr, sehr tiefgelegte Schnauze hat, macht nicht ganz so viel Laune. (Die Neuseeländer bezeichnen ein „Ford“ als Flussbett, dass die Fahrbahn kreuzt und je nach Wetterlage mal mehr oder weniger Wasser führt.) 
Wir kamen Mount Sunday immer näher. Dieser isolierte Hügel ist der perfekte Drehort für eine Stadt wie Edoras.

Edoras ist die Hauptstadt von Rohan. Die Filmcrew baute ganze elf Monate an der Location für den zweiten Teil der Filmtrilogie. Dabei wurden die „goldene Halle“ und kleinere Teile der Stadt auf den Berg gebaut. Von alldem ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. Doch wenn man sich die Szenen aus dem Film erneut anschaut, erkennt man den Berg deutlich wieder.

Nachdem wir unser zu gestaubtes Auto abgestellt hatten, zogen wir unsere Wanderschuhe an und cremten uns dick mit Sonnenmilch ein. Wieder einmal hatten wir wettertechnisch sehr viel Glück - blauer Himmel und purer Sonnenschein ließ die Umgebung sagenhaft aussehen. Wir starteten die Wanderung und gleich zu Beginn ging es durch einen kleinen Fluss. Es folgte eine Hängebrücke bis wir schließlich am Fuße des Berges ankamen. Wir folgten weiter dem Trampelpfad und schon bald bot sich eine phänomenale Aussicht. Denn Mount Sunday befindet sich mitten im Tal und ist umgeben von hohen Bergen. Wir genossen eine ganze Zeitlang die 360 Grad Aussicht. Neben uns war lediglich ein weiteres deutsches Pärchen auf dem Gipfel. Immer wieder hörte man die Kühe, da sich das komplette Gebiet inmitten einer Kuhweide befindet. Nach einer gefühlten Stunde machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Dabei wollten wir nicht dieselbe Route nehmen, sondern auf der anderen Seite des Berges absteigen. Wir folgten also einem kleinen Trampelpfad und waren ziemlich schnell vom Berg herunter. Immer wieder entdeckten wir vor uns Kühe. Die ersten schreckten noch verängstigt zurück und liefen davon. Nachdem unser Trampelpfad kleiner und undeutlicher wurde, überkam uns allmählich ein komisches Gefühl. Wir erreichten eine Stelle, von der wir eine gute Übersicht über das Feld hatten. Gleich mehrere Kühe schauten uns an. Plötzlich stieß eine von ihnen ein lautes „Muuuh“ aus. Daraufhin wurde es sehr hektisch und die Situation unkontrolliert. Von überall hörten wir lautes Getrampel. Aus sämtlichen Hecken um uns herum rannten die Kühe nun in Richtung Leitkuh. Wir versuchten die Übersicht zu behalten, um keiner Kuh im Weg zu stehen. Wir retteten uns letztendlich über einen Zaun und sahen dabei zu, wie die restliche Herde der Leitkuh folgte. Mindestens 25 Kühe liefen aufgebracht in ihre Richtung. Wir mussten tief durchatmen und das weitere Vorgehen besprechen. Nachdem wir keine weiteren Kühe mehr hörten, stiegen wir wieder über den Zaun, zurück in die Kuhweide, und liefen denselben Weg zurück. Wir erklommen erneut den Gipfel. Der Schock saß immer noch tief. Als wäre der Aufstieg bei 30 Grad nicht schon schweißtreibend genug, war nun auch sehr viel Angstschweiß mit im Spiel. Wir folgten dem altbewährten Weg und kamen unversehrt am Auto an. - Die Kühe haben sich mittlerweile auch wieder beruhigt. :)
Nun standen uns erneut 24 Kilometer Gravel Road bevor. Doch am Lake Clearwater legten wir eine Pause ein und verbrachten dort unsere Mittagspause. Während ich bis zu den Knien im Wasser stand, hatte Tobi die Hitze und ging eine Runde schwimmen. - Der Name des Sees hielt was er verspricht. Nach dieser schönen Erfrischung ging es für uns weiter. Wir hatten nämlich noch ein gutes Stück Strecke vor uns. 
Timaru war nach weiteren zwei Stunden Autofahrt erreicht und hier werden wir die nächsten zwei Nächte verbringen.

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