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"Du kannst aber nicht nur Kuchen essen!"

Veröffentlicht: 25.09.2017

Es scheint ein Naturgesetz zu sein: Auf einen guten Tag, folgt zwangsläufig ein weniger Guter

Normalerweise fällt es mir leicht die vergangenen Stunden zu Papier zu bringen und die Worte sprudeln nur so drauf los. Heute sind die Worte im Kopf eher wie Popcorn: Unmengen schießt mir in die Rübe, aber sobald ich ansetze ist der Gedanke auch schon wieder fort. Keine Ahnung, wie sich dieser Katastrophentag zusammenfassen lässt, aber jetzt, wo er sich dem Ende zuneigt, empfinden wir beide eine tiefe Dankbarkeit für das Elterndasein; So kommt man wenigstens auch im Urlaub in den Genuss, vorm Sonnenaufgang schon wach zu sein und auch die frühen Stunden des Tages genießen zu dürfen. Ein völlig zerstochener Rücken, bleierne Müdigkeit, Regen und schwüle Wärme waren die Rahmenbedingungen - versüßt mit "Ich will nicht!", "lass mich!" und trommelfellzerreißendem Geschrei. Einfach all das, was müde Eltern in den Wahnsinn treibt.

Schneckenversammlung

Der frühe Vogel kann uns mal

Grundsätzlich bin ich ein großer Fan der Morgenstunden. Der Tag ist noch jung, die Batterien noch geladen, und viele Ideen, die umgesetzt werden wollen. Im Urlaub kann ich aber darauf verzichten vor den Vögeln wach zu sein, insbesondere wenn man den Großteil der Nacht auf Mückenjagd verbracht hat. Lars Rücken ist völlig zerstochen. Ganz leise regt sich bei mir eine gewisse Genugtuung, dass ich keinen einzigen Stich abbekommen habe, nachdem ich in Frankfurt dafür ausgelacht wurde, Fenistil-Gel einpacken zu wollen, sollten wir mit Mücken zu tun bekommen. Nun liegt die Tube fein in Deutschland und wartet auf den nächsten Sommer. 

Die letzte Mücke hat es in der Morgendämmerung erwischt und wir haben unsere Augen endlich zugemacht, da sind im Zimmer nebenan zwei braune Knopfaugen aufgegangen: "Feeeertig mit Schlafen!" Nach nur acht Stunden Schlaf um 5:00 Uhr morgens und kein Flehen und Betteln unsererseits konnten Ida davon überzeugen noch mal ins Land der Träume zu entfliehen. 

Was fängt man also mit einem übermüdeten Kind an einem verregneten Tag auf einer Insel an? Man kämpft sich durchs Frühstück (hier stellen wir einen nicht zu verachtenden Nachteil von AI fest: feste Essenszeiten passen nicht immer zum Kinderrythmus), Überredet den kleinen Sturkopf sich in den Buggy zu setzen und versucht es mit einem Stadtbummel. 

Zwei Quatschköpfe unter sich

Mist nur, wenn es außer zwei kleinen Supermärkten durch die kein Buggy passt, einer Kneipe und einem Keramikladen (beides kein empfehlenswertes Terrain für ein Kleinkind) nichts anzuschauen gibt. 

Milna
Milna

Die Bucht von Milna wäre sicher ganz schön gewesen, allerdings hatten wir Sorge, dass unser trotzendes Mistbienchen im Hafenbecken landet. Auf den Mond schießen wäre ok und durchaus wünschenswert, aber unfreiwillig Schwimmen gehen ging uns dann doch zu weit.

Wie war das noch gleich? Positives Leiten?

Nach mehreren Garnituren Wechselkleidung, die den Matschepfützen zum Opfer gefallen sind, hatten wir den Kaffee auf und haben Ida wieder in den Buggy verfrachtet, um zum Hotel zurückzugehen. Abseits von der Hauptstraße durfte sie dann noch mal selber tippeln, was glatt mit zwei aufgeschlagenen Knien quittiert wurde. 

Heimweg
Rückwärts laufen - vorwärts ist langweilig
Vorm Papa versteckt und doch gefunden
An Laufen war nicht mehr zu denken

Da unsere Tochter an der Stelle voll nach mir kommt, haben die Verletzungen zur beidseitigen Lähmung der unteren Extremitäten geführt und sie musste das letzte Stück getragen werden. Mit alleine Laufen war es definitiv vorbei und die Konzentration konnte sich dem leeren Kindermagen zuwenden. Super Sache, denn auch fürs Mittagessen war es deutlich zu früh. 

Zur Ablenkung sind wir zum hoteleigenen Meereszugang gewandert. Einen Sandstrand gibt es nicht, aber ein steiler Kiesweg führt vorbei an kleinen Terassen mit Sonnenliegen zum Wasser.  Über Felsen erreicht man einen schwimmenden Badesteg. Außerdem gibt es ein Wassertrampolin und zwei Rutschen. Wirklich klasse gemacht und das Wasser fühlte sich auch gar nicht so kalt an. Morgen wollen wir das auf jeden Fall in Angriff nehmen. 

Vorm Mittagessen dann schnell noch mal auf die lädierten Knie gefallen, so dass Nahrungsaufnahme dann leider auch nicht mehr möglich war. Manchmal müssen Eltern einfach Leiten, egal was das Kind möchte, hat uns die Dame bei der Caritas erzählt. Also haben wir unsere Maus auf direktem Weg ins Bett geleitet. Der erste Mittagsschlaf seit fünf Wochen. 

Mit neuer Kraft in die zweite Tageshälfte

Die Bewertungen des Hotels waren eigentlich durchweg positiv. Bemängelt wurde nur sehr häufig, dass es an der Organisation hapere. Das können wir leider nur bestätigen. An diesem eher kalten Tag haben wir das Hallenbad genutzt. Da man in der Hotelanlage keine Badekleidung tragen darf, haben wir alles Notwendige eingesteckt und sind durch das Indoorfitnessstudio zum Schwimmbecken, wo es aber leider keine Umkleiden gibt. Also auf der einzigen Toilette des Fitnessstudios umgezogen - macht mit Kind auf engem Raum viel Spaß, und dann flott ins Wasser, eine Runde planschen. Mit nasser Badekleidung wieder zurück durchs Fitnessstudio (tropf, tropf, tropf), und in die Dusche, die leider nicht warm wird, während die Schlange vor der Tür länger wird. Das Potential des Hotels ist da, aber in der Tat nicht richtig durchdacht. 

Endlich kommt die Sonne hervor

Vorm Abendessen kam dann noch mal die Sonne raus. Die haben wir uns auf den Pelz scheinen lassen, während Ida fasziniert zwei Katzen zugeschaut hat, die miteinander getobt haben. Das hat sie im Anschluss noch mehrfach zum Besten gegeben. Der Mittagsschlaf hat Wunder gewirkt, so dass das Essen entspannt von statten ging und Ida wieder ein paar Klugscheißereien rausgehauen hat: "Papa, Du kannst aber nicht nur Kuchen essen!", "Das heißt 'wie bitte!' Die Leute sagen immer 'hmmmm?'" (Richtung Nachbartisch) und "Ich esse doch Gemüse; Käse zum Beispiel!" und Stück für Stück ist der ganze Zorn des Tages verraucht.

Hotelkatzen
Der Ausblick beim Abendessen


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