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Farmer in Swartland

Veröffentlicht: 01.02.2017

Eigentlich hatte ich gedacht, ich könnte hier als Erntehelfer für einige Zeit arbeiten und so den Kontakt zu den einheimischen Farmern vertiefen. Aber das stellte sich von zu Hause aus als recht schwierig dar. Jetzt weiss ich auch warum:  Sie haben genug eigene Leute und auf die teuren Mähdrescher  setzen sie sich selbst. Ausserdem ist die Erntezeit noch kürzer als bei uns, weil sie bei der Hitze Angst haben, dass das Getreide zu trocken wird. Anders als bei uns, wo Ernte und Aussaat direkt in einander übergehen, liegen hier ca. 5 Monate dazwischen. Also ein unpassender Zeitraum für Erntehelfer.

Deshalb habe ich mich entschieden möglichst viele Landwirte zu besuchen, um mir ein Bild machen zu können.  Das ist es gar nicht so leicht. Die Farmen liegen nicht direkt an der Strasse, sondern haben eine lange Auffahrt, deren Ende man nicht sieht. Ein großes Eisentor verschließt diese oft. Oder es sind wenig einladende Schilder angebracht mit Worten wie "shot, persecuted, stop, not allowed, on your own risk". 

Irgendwann überwiegt die Neugier und man fährt einfach rauf. Dieses Farmhaus ist eins von diesen kapholländischen mit den geschwungenen Dachfirsten. Ein Mercedes und ein Toyota vor der Tür und einige Quads. Die Tür ist offen und ich rufe ein "Hello?"hinein. Es kommt eine Antwort, ich stelle mich kurz vor und er bittet mich herein. Sein Herdenmanager, ca. 60 Jahre alt, ist gerade bei ihm.  Simon, der Eigentümer, erzählt von den Schwierigkeit, welche die Farmer in Südafrika haben. Weisse Farmer in SA(South Africa) sind nicht erwünscht. Die Regierung kauft Farmland auf und verpachtet es sehr günstig an Schwarze. Manchmal gelingt es, aber oftmals nicht, weil das know how fehlt und so liegen die Flächen brach und verwildern.  Simon beschwert sich auch über die Subventionen in Europa und Amerika, die den Wettbewerb verzerren. Ausserdem nimmt das Sicherheitsproblem zu. Mittlerweile hat er zu den Zäunen und Kameras auch noch Wachleute engagiert. Aber Farmer wie Simon sind Kämpfernaturen. Er entspricht genau dem Bild eines Buren.

Bis vor kurzen hatte Simon noch Kühe, ca.1000, Herdenschnitt 11000 Kg. Aber er hat sie nach und nach abgebaut. Jetzt züchtet er Angus Rinder(400) . Weizen und Raps baut er  auf 300 ha.

Simon verabschiedet sich, doch  er bittet mich zu bleiben und mich weiter mit dem Manager zu unterhalten.  Dieser hatte selbst eine Angusherde in Freestate weiter im Osten, die er aber aufgeben musste.Damals sei er Vorsitzender der Züchtervereinigung der Anguszüchter in Südafrika gewesen. Er fängt von Politik und was alles falsch läuft. Davon in einer anderen Geschichte.

Simon kommt zurück und er zeigt mir den Ausblick. Das Haus liegt auf einer Anhöhe, dasMeer ist zu sehen in ca. 2 km Entfernung. Links sieht man die Silhouette des Tafelbergs. Wir verabschieden uns mit den besten Wünschen.

Am nächsten Tag treffe ich Ruan Lambard. Er ist der einzige Kontakt, den ich aus Deutschland mitgebracht habe. Ruan arbeitet für einen Landmaschinenhändler und macht das Marketing für Claas. In seinem Büro erzählt er mir von Swartland. Ich dachte es heißt Swartland, weil das Land schwarz sei. Aber es heißt so, weil die ersten Siedler in ein Gebiet kamen, dass voller schwarzer Diesteln war. Daher der Name. Der Boden ist eher sandig und der Niederschlag liegt bei ca. 400 mm im den letzten beiden Jahren lag er deutlich drunter.Hauptsächlich wird Weizen angebaut. Die Ertragserwartung liegt bei 5-6t. Er wird im April eingesät mit Scheibensämaschinen und gleichzeitig ein Düngeband daneben abgelegt. Ernte ist im November wenn der Regen aufhört. Danach werden Schafe oder Rinder auf die Stoppeln geschickt.Deswegen sind die Ackerflächen komplett mit 5Reihen Stacheldraht eingezäunt. Sie werden etwas zugefüttert, aber hauptsächlich ernähren sie sich von eine Art Gras was jetzt aufwächst. Ein Drittel der Fläche bleibt für ein Jahr lang brach. Raps wird auch im April ausgesät und im Oktober ins Schwad gelegt um dann Ende Oktober gedroschen.

Mittlerweile sind wir ins Auto gestiegen und er zeigt mir die Gegend. Zum Schluß fahren wir zu einem Milchbauern. Er hat 1500 Kühe die in einem Aussenmelker 3mal am Tag gemolken werden. Da es keinen Frost gibt, sind alle Wasserleitungen offen verlegt. Der Kuhstall hat keine Wände und große Ventilatoren sorgen für frische Luft. Es gibt auch eine Sprenkelanlage, die bei Temperaturen über 30 Grad anspringt. Die Kühe geben im Schnitt 35 kg Milch. DieLeistung lag schon mal bei über 40 kg. Aber dafür reicht die Qualität des Futters zur Zeit  nicht.

Die Gülle wird abgeschoben mit Faltschiebern, solange sie heil sind. Danach mit Trecker und Frondtlader. Sie landet in einer Lagune, die überdacht ist und als Biogasanlage fungiert.

Die Kälber sind in Einzelhütten untergebracht, die in langen Reihen aufgebaut sind.

Danach fahren wir zurück. Ruan hat sich einen ganzen Vormittag für mich Zeit genommen. Ich bin ihm sehr dankbar und lade ihn ein, wenn er mal bei Claas in Deutschland ist, mich zu besuchen.

Von Ruan bekomme ich am nächsten Tag eine weitere Adresse geschickt: Andre Brink. Andre und ich verabreden uns für den nächsten Montag.  

Die Auffahrt ist einladend und freundlich. Der Hof ist wie geleckt. Es mag daran liegen, dass auch hier Weinverköstigungen angeboten werden und ein Restaurant zum Essen einlädt. Der Hof hat eine Website: www.phizantekraal.co.ca.

Andre empfängt mich in seinem Büro, zu dem mich eine von seinen beiden Sekretärinnen bringt. Ich stelle mich und wir sprechen über Landwirtschaft hier in SA und Europa. Er stellt die Probleme fest, aber beschwert sich nicht darüber. Er denkt darüber nach das Beste daraus zu machen. Andre ist ein analytischer Mensch,der durch und durch Farmer ist. Und das sehr erfolgreich. In den vergangenen 20 Jahren hat er 5 Farmen gekauft und 3 gepachtet. Sein Erfolg liegt darin, dass er seine Zahlen genau kennt und moderne Technik konsequent einsetzt. So haben alle Maschinen GPS, sogar der selbstfahrende Schwadmäher. Die Düngung erfolgt ertragsspezifisch. Alle seine 4000 Schafe sind mit Respondern ausgerüstet,  so dass bei regelmäßigen Wiegungen die individuelle Gewichtsentwicklung festgestellt werden kann. Einige Schafe sind ebenfalls mit GPS ausgerüstet. Es soll den Diebstahl von Tieren verhindern: Werden die Tiere durch Viehdiebe aufgeschreckt und fangen an zu rennen, merkt dies das System und schlägt Alarm.  Ein weiterer Grund seines Erfolges sind seine Mitarbeiter. Er bildet sie selbst aus, er baut ihnen ein kleines Haus, er bezahlt die Kleidung und die Schule für die Kinder. Daher hat er viele langjährigr Mitarbeiter. Auf der anderen Seite werden jeden Montag alle Mitarbeiter einem Alkoholtest unterzogen.Es gilt die Null Promillegrenze. Wer sie überschreitet, zahlt Strafe. 500 Rand, der Lohn von 4 Tagen Arbeit. Beim dritten Mal fliegt er raus. 

Am Ende der Tour zeigt er mir noch die Winzerei und das Restaurant. Das betreibt seine Frau. Zum Schluß werde ich noch kurz ins Haus eingeladen, wo ich seiner Familie vorgestellt werde. Anschließend verabschieden wir uns herzlich und ich verlasse die Farm voller neuer Eindrücke.

Antworten (1)

Ute
Echt sehr interessant! 👍