Ein ganzes halbes Jahr Kanada
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Roadtrip auf Vancouver Island - Teil 1

Veröffentlicht: 18.06.2019

You got a fast car
I want a ticket to anywhere
Maybe we make a deal
Maybe together we can get somewhere

Anyplace is better
Starting from zero got nothing to lose
Maybe we'll make something
But me myself I got nothing to prove

                                             Tracy Chapman


Der Anfang war schwierig. Wie er es eigentlich immer ist. Es gab viele Momente, wo ich dachte: Was tue ich hier eigentlich? Wie kam ich auf die Idee, ganz alleine einen Roadtrip zu machen und zwar praktisch ganz ohne Plan?! Daneben gab es aber mehr Momente, wo ich dachte: Ist das geil! Ich bin frei zu tun, was ich will! Zu fahren, wohin ich will! Und nur da zu bleiben, wo es mir gefällt.
Natürlich musste ich erst hineinwachsen und mich an alles gewöhnen. Vom Camping hatte ich ja anfangs noch überhaupt keine Ahnung. Tja, mittlerweile schon ;-) Und ich bin spontaner geworden. Ich hab kein Problem mehr damit, am Morgen nicht zu wissen, wo ich am Abend mein Auto zum Übernachten parken würde. Oder was ich am nächsten Tag genau machen würde. Die paar Mal, wo ich versuchte einen (groben!) Reiseplan für die nächste Woche zu machen, warf ich genau diesen am nächsten Tag wieder komplett um. Mittlerweile hab ich viel mehr Zeit auf Vancouver Island verbracht, als ich eigentlich wollte, aber es ist dort auch einfach wunderschön. Nachdem ich jetzt endlich aufs Festland übergesetzt habe und demnächst die Rocky Mountains unsicher machen werde, kommt hier eine Zusammenfassung meiner Zeit auf der Insel. Da ich die Fotos nicht alle in einen Eintrag packen wollte, hab ich zwei Teile daraus gemacht. Und ich werde auch nur die Orte erwähnen, die mir am besten gefallen haben.

Also, begonnen hab ich den Roadtrip am 1.5., als ich endlich die Any Fool’s Farm verließ. Gypsy und ich blieben erst noch in der Cowichan Valley Gegend und erkundeten Cowichan Lake, um dann nach Port Renfrew an der südlichen Westküste der Insel zu fahren. Danach beschloss ich dann spontan an der Küste entlang weiter (bzw. eigentlich zurück) nach Victoria zu fahren und nochmal meine erste Workaway-Gastfamilie zu besuchen, die sich tatsächlich sehr darüber freute. Daher kam ich dann auch dazu, mit meinem Auto zur Mile Zero zu fahren und meinen Roadtrip somit offiziell dort zu starten. Das Denkmal markiert den Beginn des über 8.000 km langen Trans-Canada Highways, der von der West- zur Ostküste führt oder andersrum, denn auf der anderen Seite endet er ebenfalls an einem Mile Zero Marker ;-) Außerdem besuchte ich in Victoria noch das Royal BC Museum, wo man nicht nur die Geschichte der Ureinwohner auf interessante Weise erfahren kann, sondern es auch eine ganze nachgebaute begehbare Straße aus der Kolonialzeit gibt, wo man sogar einige Geschäfte, den Bahnhof, das Kino und ein Hotel betreten kann. Des Weiteren kam ich auch noch dazu, die Butchart Gardens zu erkunden, die den hohen Eintrittspreis wirklich absolut wert sind – sie sind ein bisschen so wie die Insel Mainau, aber irgendwie noch viel schöner :-)

Danach bekam ich dann erstmal eine schöne Erkältung. Und das ist wirklich unangenehm, wenn man im Auto übernachtet und es nachts auf 6-8 Grad abkühlt. Dann in der Früh bei diesen Temperaturen Ingwertee auf dem Gaskocher zu kochen, ist eine ziemliche Herausforderung, wenn man eigentlich nur im Bett liegen will.

Auf dem Weg zurück zur Mitte der Insel kam ich an der Kinsol Trestle vorbei. Das ist eine beeindruckende hölzerne Eisenbahnbrücke, die ursprünglich 1911 gebaut wurde, deren Nutzung nach 60 Jahren eingestellt worden war, die dann aber im Jahr 2011 nach der Rekonstruktion als Fußgängerbrücke wiedereröffnet wurde.

Auf meinem Weg in den Norden von Vancouver Island besichtigte ich einige kleinere Städte und ein paar Inseln. Besonders gefallen hat mir dabei Chemainus, die nette kleine Stadt mit den hübschen Häusern und den beeindruckenden Wandbildern – über 60 gibt es und sie zu suchen ist ein bisschen wie Ostereiersuchen.

Nanaimo hat mir eigentlich überhaupt nicht gefallen, aber der Hafen und die zwei Inseln davor (Newcastle und Protection Island) waren einen Besuch wert. Protection Island ist die „Pirateninsel“. Dort tragen alle Straßen Piratennamen, es gibt ein schwimmendes Pub und auch manche Häuser haben einen piraten-/schifffahrtsmäßigen Charakter. Und die Bewohner sind ziemlich schrullig, aber immer nett – sie grüßen jeden mit Handzeichen, wenn sie in ihren Golfcarts vorbeifahren; das ist das beliebteste Fortbewegungsmittel auf der kleinen Insel, auf der eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h gilt. Auch Newcastle Island ist sehr klein und in einem Tag zu Fuß zu erkunden. Darauf befindet sich nur ein Provinzpark mit einem Campingplatz, aber der Wald, die Strände und die Aussicht auf die umliegenden Inseln sind wunderschön.

Salt Spring Island ist die wohl bekannteste Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland. Neben ein paar Parks, Stränden und sehr vielen Farmen mit Straßenständen ist das wohl sehenswerteste der Samstagsmarkt, auf dem allerlei in der Region produzierte Lebensmittel, Schmuck, Kleidung und alles Mögliche verkauft werden. Im Park werden auch Tänze aufgeführt oder man kann einfach die jungen, alternativen Inselbewohner beim Jonglieren und Turnen beobachten. Für meine Münchner-Leser: Es kam mir ein bisschen vor wie ein sehr kleines Tollwood.

Meine Lieblingsinsel zwischen Vancouver Island und dem Festland ist aber Quadra Island. Dort gibt es einen sehr hübschen Leuchtturm, der ein tolles Fotomotiv abgibt und wunderschöne Sand- und Steinstrände. Am besten gefiel mir der Rebecca Spit Park, wo man, wenn man am Strand steht, hinter sich den Wald hat, vor sich das Meer und dahinter die Berge vom Festland sieht. Unglaublich schön!

Ein weiteres tolles Erlebnis war die geführte Höhlentour in den Horne Lake Caves, an der ich teilnahm. Es gibt auf Vancouver Island über 1000 Höhlen! Wer hätte das gedacht! Gut, ich durfte nur eine besichtigen, in die man relativ leicht reinkommt, aber innen ist es schon schön eng und man muss seine Schritte sehr vorsichtig setzen und sich oft ducken – man war mehr als einmal froh, einen Helm tragen ;-) Besonders faszinierend war auch der Moment, als alle die Lampen löschten und wir eine Zeit lang in völliger Dunkelheit standen.

Meine Erlebnisse im Norden der Insel und an der Westküste beschreibe ich im nächsten Eintrag. Nur eins noch: Der Old Country Market in Coombs wurde auch zu einem Lieblingsort von mir. Insgesamt kam ich dort dreimal vorbei – so ein Glück :-) Dort gibt es unter anderem einen riesigen Obst-und Gemüsemarkt, einen Lebensmittelladen, in dem man Produkte aus aller Welt bekommt (die deutsche Abteilung beinhaltete zum Beispiel Marzipanschokolade, Spätzle und Landjäger) und eine Donutbäckerei, in der es die absolut besten Donuts der Welt gibt. Die Hauptattraktion sind aber eigentlich die Ziegen, die auf dem begrünten Häuserdach leben ;-)

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