Don Curry on Tour
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Don Curry wird entschleunigt

Veröffentlicht: 28.01.2017

Don Curry hat in der Regel eine gesteigerte Geschwindigkeit drauf, sei es beim Gehen, beim Trinken oder beim Reisen. Stets versucht er möglichst viel in kurzer Zeit zu sehen und zu erleben. Und das funktioniert nur, wenn er im Turbomodus sein Leben angeht. Das bedeutet keinesfalls Oberflächlichkeit oder ein Durchhecheln von Sehenswürdigkeiten, eher ein schnelles Auffassen des Besonderen und Einzigartigen eines anvisierten Ziels. Don Curry weiß, was ihm wirklich wichtig ist und geht genau das konzentriert an.

Als Mitglied einer Gruppe gestaltet sich diese Reiseauffassung naturgemäß etwas schwierig. Auch Don Curry muss sich anpassen und die Gegebenheiten akzeptieren: z.B. das frühe Frühstück um 6:30 Uhr oder die frühe Abfahrtszeit des Busses um 7:30 Uhr. Hinnehmen muss er auch eine schier endlos lange Busfahrt von rund 5 Stunden - nur unterbrochen durch einen kurzen Stopp an einem Kiosk, der Don Curry sogar ein Kochbuch über Spezialitäten Keralas in deutscher Sprache verkaufen konnte.

Ziel der langen Fahrt waren die Backwaters, die Flüsse, Seen und Kanäle, die im Hinterland der Meeresküste ein über 90 km langes Wasserstraßenverkehrsnetz bilden. In der Nähe der Stadt Alappuzha stand ein großes, typisches Hausboot bereit, das die gesamte Gruppe aufnehmen konnte. Diese Boote ähneln chinesischen Reisbarken, haben in der Regel zwei Decks und verfügen über gebogene Dächer aus Reisstroh.

Das Boot


Langsam legte das Boot ab, und langsam bewegte es sich durch die Wasserstraßen der Backwaters. Es gab nicht viel zu tun: schauen, sehen, gucken, erblicken, beobachten, in Augenschein nehmen, betrachten, visuell erfassen, bestaunen und manchmal auch in Blick nehmen. Es war eine gemütliche Fahrt, mitten durch den Alltag der Bewohner dieser amphibischen Gegend. Wasserholen, Baden, Waschen, Geschirrspülen - alles geschieht in den Flüssen und Kanälen. Die Uferwege sind Bürgersteige, an denen sich Läden, Tempel, Moscheen und Kirchen angesiedelt haben. Zahllose große und kleine Hausboote sind unterwegs, dazu Motorboote, Ruderboote und Kanus. Manchmal geht es auf den Wasserstraßen fast so trubelig zu wie in Delhis Innenstadt, nur deutlich gemächlicher. 

Rush Hour


Das ruhige Dahingleiten und die vielen stimmungsvollen Szenen vom normalen Leben inspirierten natürlich auch zum festhaltenden Sehen, zum Fotografieren. Und die Küchenmannschaft in ihrer kleinen Kombüse sorgte dafür, dass Getränkeversorgung und Stärkung der Teilzeitkreuzfahrer bei einem erstaunlich vielseitigen Mittagsbuffet reichlich gegeben war. Falls Beobachten im Zeitlupentempo viele Kalorien verbrauchen sollte, dann waren diese mehr als wiedergewonnen, falls nicht, wuchs ein gewichtiges Problem...

Kirche am Kanal


Gegen Ende dieser vierstündigen Landschaftsmeditation fühlte sich Don Curry so entspannt, dass er am liebsten an Bord geblieben wäre. Tatsächlich verfügte das Hausboot über zwei Zimmer mit Doppelbetten - bei 35 freiwillig an Bord Bleibenden wäre es dort allerdings doch etwas eng oder sehr, sehr kuschelig geworden.

Leider stand diese Option nicht zur Verfügung, so dass nach der langen Busfahrt zum Boot und der langen Bootsfahrt zurück zum Bus, nun wieder eine lange Busfahrt zum Hotel auf dem Programm stand. Balaram, der Guide, versuchte zwar wie gewohnt mit Geschichten von tragischen Schicksalsschlägen innerhalb seiner Familie für Ablenkung zu sorgen, doch zeigten sich alle viel zu entspannt, um dafür noch Aufmerksamkeit erübrigen zu können. 

Schließlich bemerkte auch Balaram den Zustand der ihm Anvertrauten und erlaubte gnädig eine ruhige Restfahrt zum Hotel in Thodupuzha. Mit dem Orange County Resort konnte sicherlich kein Hotel mithalten, aber dieses Hotel konnte nicht einmal mit irgendeiner der bisherigen Unterkünfte mithalten. Außerdem war es zu klein, so dass ein Teil der Gruppe - darunter Don Curry - in das noch einfachere Nachbarhotel ausweichen musste. 

Don Curry war's gleich. Er war inzwischen so entschleunigt, dass er sogar 30 Minuten zu früh zum Dinner erschien, allerdings nicht als einziger. Die Getränkeauswahl des Hotelrestaurants erwies sich als geradezu ideal für Entscheidungsschwache: entweder gab es Wasser oder zwei klebrig-süße Arten von Soft Drinks - mehr nicht. Don Curry war auch das gleich. Tiefenentspannt sehnte er sich nur noch nach einem ganz langsamen Schlaf.




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