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Mazedonien

Veröffentlicht: 13.06.2023

ICT-Radtag 16: Kyustendil - Delcevo 85 km 1200 hm

Da heute ein langer Anstieg bis zur mazedonischen Grenze auf uns wartet, machen wir uns früh auf den Weg. Auf der wenig befahrenen Hauptstraße geht es 15 km geradeaus gen Süden (wir fühlen uns wieder einmal an Finnland erinnert). Wir biegen rechts ab und gelangen zum Fluss Struma. Im Altertum bildete der Fluss die Grenze zwischen Makedonien und Thrakien und war Schauplatz zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Heute ist es ruhig und beschaulich in diesem Flussabschnitt. Am Horizont liegen die Ausläufer des schroffen Rila-Gebirges, in dem auch der höchste Berg des Balkans, der 2925 m hohe Musala liegt. Dort müssen wir nicht hin, wir biegen kurz vor Blagoevgrad Richtung Mazedonien ab. 20 km Anstieg bis auf 1160 m liegen vor uns. Der Einstieg ist sehr steil und fordert uns alles ab, so dass wir froh sind, an einem Dorfladen einen starken und heißen Kaffee zu bekommen und uns mit Obst etwas zu stärken. Nun steigt es nicht mehr so stark an, doch es bleibt mühsam und einsam. Zu kommunistischen Zeiten gehörte dieser Teil zu den „verbotenen Zonen“, die etwa ein Drittel des Staatsgebiets ausmachten. Sie durften von Ausländern nicht betreten werden und die im Grenzgebiet lebenden Bauern bildeten einen „Grenzsicherheitsschutz“. Wer einen Flüchtling verriet, wurde mit einem „Kopfgeld“ belohnt.Bei kleinen Pausen im langen Anstieg motivieren wir uns gegenseitig. Gegen 14 Uhr stellen wir an der bulgarisch-mazedonischen Grenze die Uhr wieder eine Stunde zurück. Wir freuen uns riesig, als wir mit unseren Rädern nach Nord-Mazedonien, so der offizielle Name nach der Einigung mit den Griechen, einrollen. Lange Zeit, vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis 1912, gehörte das Gebiet des heutigen Mazedoniens zum Osmanischen Reich. Nach einigem Hin und Her erkannten die kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter Josip Broz Tito erstmals die Existenz einer eigenständigen mazedonischen Nation an. So wurde Mazedonien Teilrepublik Jugoslawiens. Mazedonien gelang es als einziger Teilrepublik nicht in die kriegerischen Auseinandersetzungen im Balkankonflikt verwickelt zu werden, die Aufnahme in die UN zu erwirken und durch die meisten EU-Staaten anerkannt zu werden. Nach der Einigung mit Bulgarien und Griechenland gibt es Beitrittsverhandlungen zur EU. Wir fahren von der Grenze bergab bis Delcevo, einem wenig attraktiven Ort  mit einigen Moscheen. 1950 wurde die Stadt zu Ehren des Revolutionärs Goze Deltschew in Delčevo umbenannt. Deltschew war seit 1895 führende Persönlichkeit der Mazedonischen Revolutionären Organisation und ist bis heute für Mazedonier und Bulgaren Nationalheld. 

ICT-Radtag 17: Delcevo - Strumica 95 km 1100 hm 

Heute warten zwei mazedonische Pässe, und was wir noch nicht wissen, sintflutartige Regenfälle, auf uns. Wir fahren in zügigem Tempo vorbei an Getreidefeldern und Obstplantagen ehe es auf 10 km wieder einmal auf 1000 m ansteigt. Dabei sehen wir auch die Folgen der verheerenden Waldbrände von 2021. Auf großen Flächen stehen nur verkohlte Baumstämme oder es ist schon abgeholzt und wieder grün. Bis Berovo geht es leicht bergab, die erste Regenschauer verbringen wir in einem schönen Café. Doch die dunklen Wolken am Himmel sind noch nicht weg, und sie entladen sich noch kräftig auf unserem weiteren Weg. Zunächst fahren wir durch Felder und Wiesen Richtung Süden stetig bergauf. Nach dem Anstieg bis auf 1050 m glauben wir, den ersten Pass geschafft zu haben. Es fängt an, kräftig zu regnen, und wir müssen feststellen, dass es noch eine lange Abfahrt und einen mühsamen Anstieg braucht bis wir auf 1169 m den Prevedena-Pass erreicht haben. Es hat inzwischen wieder aufgehört zu regnen, doch angesichts der kühlen Temperaturen ziehen wir bei der Abfahrt die Regenjacken wieder an. Beim Anstieg zum Palazilja-Pass (1140 m) öffnen sich die Schleusen, es schüttet sintflutartig. Oben am Pass warte ich, doch als Dominique nicht kommt, fahre ich zurück. Sie steht unter Bäumen und hofft, dass der Regen nachlässt. Doch das kann noch lange dauern. Gemeinsam trotzen wir den Widrigkeiten bis zum Pass und fahren die wasserüberflutete Straße bergab. Übrigens kann man sich die Pässe auch unter https://www.quaeldich.de/paesse/prevedena/ anschauen. Wer sich zu Hause mit dem Rad etwas „quälen“ will, findet dort reichlich Anregungen. Unterwegs treffen wir noch einen jungen Engländer, der im deutlich anstrengenderen Anstieg von Strumica ist, seit März unterwegs, auf dem Weg nach Georgien und gerade den ersten Plattfuß seiner Reise hatte.Richtung Tal hört der Regen auf, es ist deutlich wärmer. Bei unserer   Ankunft in Strumica sind nur noch Socken und Schuhe nass. In der Unterkunft gibt es nicht nur eine Dusche sondern auch eine Waschmaschine - welch ein Luxus! Auch in Strumica erinnert auf einem großen Platz ein riesiges Denkmal an Goze Deltschew.


ICT–Radtag 18: Strumica (MKD) - Petritch (BG) - Agkistro (GR) 95 km 1100 hm 

Heute im Laufe des Tages knacken wir die 2000-km-Marke! Doch dazu müssen wir uns erst dazu aufraffen, bei strömendem Regen am Morgen in Strumica loszufahren. Gut ist, dass es hinsichtlich der Kleidung nichts zu überlegen gibt - volle Regenmontur ist angesagt. Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt am südlichsten Punkt des Iron Curtain Trails, der südlicher als Rom liegt. Es regnet nicht nur, es ist auch kühl. Auf der Hauptstraße, die Richtung Osten aus Strumica hinaus führt, steht das Wasser auf den Straßen, und wir sind froh, dass uns die vorbeifahrenden Lastwagen nicht noch eine Dusche verabreichen. Doch nach einer Stunde Fahrt hört der Regen auf und kommt im Verlauf des Tages auch nicht wieder. Wir radeln durch eine fruchtbare Tiefebene mit vielen Feldern und Gewächshäusern, in denen Paprika und Tomaten reifen.  Später hat es auch große Kartoffelfelder, und die Frühkartoffeln werden vor den Bauernhäusern gewaschen und in große Kisten sortiert. Es ist sehr ländlich, an einer Kreuzung begegnen sich vier Pferdewagen. Nach 40 km biegen wir ab und kommen wenig später zum mazedonisch-bulgarischen Grenzübergang. Es ist nicht viel los, so dass wir schnell passieren können. Auf bulgarischer Seite steigt es nun mächtig an, was Dominique im Gegensatz zu mir elanvoll bewältigt. Wir fahren am Hang des Belatsica Naturparks entlang, landschaftlich sehr schön, und erreichen Petrich. Auf der anderen Talseite erhebt sich die mächtige Bergkette von Ograzhden. Von Petritch sind es nur noch knapp 20 km bis zur bulgarisch-griechischen Grenze. Da es ein EU-Übergang ist, sind wir schnell auf griechischer Seite. Noch 12 km und 250 hm trennen uns vom griechischen Abend in der Taverne in Agkistro. Wir stoßen mit Mythos-Bier auf die hinter uns liegenden 2000 km an. In den vergangenen Tagen haben wir unsere weitere Route häufig besprochen und uns dazu entschlossen, für drei Tage vom EV 13 abzuweichen und den geplanten Ruhetag in Kavala am Meer einzulegen. Dies hat nun auch unseren Freund Lothar dazu veranlasst, mit dem Flieger und dem Klapprad nach Kavala zu kommen und uns zwei Tage zu begleiten.  Das freut uns riesig. 
Antworten (2)

Sawas
Ihr habt es also nach Griechenland geschafft, vorbei an allen mazedonischen Eseln (1979?). Mein Respekt! Und trinkt in Griechenland ein Μύθος und einen ούζο für mich mit. Weiterhin alles Gute und liebe Grüße aus Portugal Sawa

Lothar
und ich bringe das perfekte Wetter aus The Länd mit !🌞