Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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27.-30.05.2019 # Java / Jakarta

Veröffentlicht: 03.06.2019

Zwanzig Minuten vor der geplanten Zeit landen wir Tags darauf voller Vorfreude um 7.45 Uhr auf dem Soekarno Hatta Airport in Jakarta. Unsere Reisegruppe bekommt heute Zuwachs, denn meine Cousine Anne kommt mal eben von München herüber, um sich uns anzuschließen. Ihre Maschine soll etwa zeitgleich landen, sodass wir uns spätestens an den Gepäckbändern irgendwo treffen sollten. Soweit die Theorie. Dank unserer Plätze in der ersten Reihe, sind wir so ziemlich die Ersten an der Immigration und im Baggage Claim. Etwas Verwunderung macht sich breit, da nirgends eine Maschine aus Doha auf den Anzeigetafeln erscheint. Haben die etwa Verspätung? Weit gefehlt. Dank WLAN und WhatsApp klärt sich kurze Zeit später alles auf. Annes Maschine ist an einem ganz anderen Terminal gelandet, der Flughafen ist wohl doch etwas größer. Wir chartern kurzerhand ein Taxi und 10 Minuten später sind wir zu dritt.

Nach Geldbeschaffung und Simkarten-Kauf fragen wir an einem Info-Schalter nach einer Transportmöglichkeit in die Stadt. Wie es der Zufall will, steht genau derselbe Fahrer, der uns schon von Terminal zu Terminal transportiert hat, Gewehr bei Fuß. Da hätten wir gar nicht erst ausladen brauchen. Die Fahrt zum Hotel dauert dank diverser Staus weit mehr als eine Stunde. Dabei sind die eigentlich dreispurigen Highways schon zu fünfspurigen mutiert, Linien sind hier nur Zierde. Schuld daran sind neben dem unfassbar dichten Verkehr noch einige temporäre Straßensperrungen. In Jakarta hat es in den letzten Tagen immer wieder große Demonstrationen gegeben, die teilweise gewaltsam endeten. Die unterlegene Fraktion bei den kürzlich erfolgten Präsidentschaftswahlen wirft den Gewinnern Manipulationen vor und mobilisiert nun ihre Anhänger. Die Polizei hat daraufhin ihre Präsenz massiv verstärkt und einige Areale für den Straßenverkehr dicht gemacht. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Stadt, die sowieso ständig am Rande eines Verkehrsinfarktes steht.

Für drei Nächte mieten wir uns im Hotel ‚Ayaka Suites‘ ein. Die Gegend ist nicht gerade touristisch geprägt, dafür gibt es in unmittelbarer Umgebung etliche Stände mit Streetfood sowie Supermärkte. Wir haben noch keinen Plan, was wir mit unserer Zeit in der indonesischen Hauptstadt anfangen sollen, also treffen wir uns erst einmal auf der Dachterrasse zum Kriegsrat. Ab in die Stadt, so lautet der Beschluss und so fahren wir mit dem Taxi zum Bahnhof Gambir. Von dort aus wollen wir in drei Tagen weiter nach Bandung fahren. Ein wenig Ortskenntnis vorweg kann da nicht schaden. Außerdem gibt es da noch ein kleines Problem mit den Sitzplätzen für unsere Fahrt von Bandung nach Yogyakarta, dass man bei der Gelegenheit eventuell gleich mit lösen kann. Da ist bei der Buchung irgendetwas schief gegangen und wir sollen trotz nebeneinander liegend gebuchter Plätze weit verstreut im Waggon sitzen. So zumindest will es die Buchungsbestätigung von Tiket.com.

Nachdem wir an einem Automaten die Bordkarten (da steht wirklich Boarding Pass drauf) für die Fahrt von Jakarta nach Bandung ausgedruckt haben, finden wir nach kurzer Suche ein Service-Büdchen, wo sich ein freundlicher Mitarbeiter unser Anliegen anhört. Er ist auch durchaus gewillt zu helfen, hebt aber nach einem Blick in den Computer bedauernd die Schultern. Alles ausverkauft, ein Wechsel der Sitze ist damit nicht möglich. Naja, dann müssen wir das im Zug individuell versuchen.

Plan- und ziellos, wie schon im Hotel vorher, stehen wir im Anschluss daran wieder vorm Bahnhof. Glücklicherweise kommen wir darauf, dass sich gleich um die Ecke, nur ein paar hundert Meter entfernt, das Stadtwäldchen mit dem Nationaldenkmal befindet. Da können wir doch schon einmal einen kulturellen Programmpunkt abhaken. Natürlich ist montags immer Putztag und das Tor bleibt verschlossen. Okay, dann nur Fotos von außerhalb. Ein kleiner, älterer Herr, der aussieht, als hätte er keine Zähne, spricht uns an. Er arbeitet hier als Guide und weil Ruhetag ist, hat er wohl nichts zu tun. Ob wir ihn zur Istiqlal-Moschee nebenan begleiten, fragt er. Klar, warum nicht. Von uns Dreien war noch keiner je in einer Moschee und wenn es sich dann auch noch um die größte in Südostasien handelt, kann man ja schlecht ablehnen. Herman, wie sich unser Begleiter vorstellt, kleidet uns vorm dem Eingang erstmal ein. Von irgendwoher hat er drei bademantelartige Gewänder herzugebracht in die er uns umständlich hinein hilft. Dann geben wir unsere Schuhe an der Garderobe ab (Insider lassen sie einfach auf der Treppe vor der Tür stehen) und können endlich ins Innere. Unser Guide erzählt eine ganze Menge zu den technischen Daten der Moschee, dem Islam im Allgemeinen und zum Ramadan im Speziellen. Zu den beiden höchsten Feiertagen sollen sich hier über 300.000 Leute zusammenfinden, davon 120.000 allein im Inneren der Moschee. Da möchte ich lieber nicht dabei sein. Vor der angeblich weltgrößten Trommel posen wir noch für ein paar Fotos. Nach der Führung im Inneren können wir endlich die Bademäntel wieder ablegen. Großartige Idee, nachdem der ein oder andere von uns doch ziemlich durchgeschwitzt ist. Wir gehen noch ein paar Schritte durch eine Art Garten vor der Moschee, wo Herman uns noch ein paar Stellen zum Fotografieren zeigt. Dann erklärt er die Führung für beendet und möchte natürlich Geld sehen. Von ständigen ‚I’am sorry’s‘ unterbrochen, sagt er routiniert sein Verslein mit seinem Preis und dem selbst ausgedachten Wechselkurs auf. Es ist eigentlich mehr, als ich mir vorgestellt hatte, aber letztendlich nicht so viel mehr, dass es sich gelohnt hätte zu streiten. Wahrscheinlich sollten wir uns einfach angewöhnen, den Preis vorher abzufragen.

Nachdem wir uns verabschiedet haben, herrscht wieder Ziellosigkeit. Also laufen wir einfach der Nase nach los, bis wir zur Juanda Train Station kommen. Dort wälzen wir noch einmal unsere Karte, die, obwohl schon ziemlich groß, dermaßen winzig bedruckt ist, dass man nur schwer etwas entziffern kann. Grand Indonesia Plaza heißt unser nächstes Ziel. Wir fahren 3 Stationen mit der S-Bahn bis Cikini. Von da aus sind es noch rund 25 Minuten zu laufen. Das S-Bahn-Netz ist für die riesige Stadt leider ein wenig unterdimensioniert. Trotzdem sind wir froh, dass es wenigstens das gibt. Um alles zu erlaufen ist die Stadt zu riesig und mit dem Taxi hangelt man sich auch nur von Stau zu Stau. Alternativ gibt es noch die Transjakarta-Busse mit dem Einstieg auf halber Höhe. Da muss man sich aber erst einmal in das Liniennetz reinfuchsen. Lohnt nicht für drei Tage. Die Grab- und Gojek-Moped-Taxen sind zwar flink, können aber immer nur eine Person transportieren.

Auf unserem Spaziergang treffen wir kaum Einheimische auf dem Gehweg an. Höchstens welche auf dem Moped, die sich am Stau vorbeimogeln wollen. Jakarta ist nicht für Fußgänger gemacht. Wenn es Gehwege gibt, dann sind sie meist in erbärmlichem Zustand. Das Überqueren von Straßen kann für Zaudernde einen langen Winter bedeuten. Da muss man sich schon zielstrebig seinen Weg durch den Verkehr bahnen. An vielen Fußgängerampeln stehen sogar extra Uniformierte, die den Fahrzeugstrom bei Rot aufhalten, um eine sichere Passage zu gewährleisten. Es empfiehlt sich trotzdem, immer ein drittes Auge auf die Straße zu haben.

Die Gegend um die Grand Indonesia Mall wimmelt von Polizei. Junge Leute in Uniform liegen im Schatten der Transportfahrzeuge und man muss aufpassen, dass man nicht über sie stolpert. Auf der anderen Straßenseite ist eine lange Reihe von Plexiglas-Schutzschilden nebst dazugehörigen Bambus-Stöcken aufgestellt. Besser, man meidet diesen Bereich später.

Nach ein wenig Shoppen und einem leckeren Essen wollen wir später zum Hotel zurück. Am Ausgang der Mall ist ein Taxistand mit Wartebereich, wo schon ein paar Leute stehen. Wir stellen uns an und warten vielleicht 10 Minuten. Als in der Zeit überhaupt kein Taxi kommt, beschließen wir, unser Glück woanders zu versuchen. Schräg gegenüber ist eine andere Mall mit einem ähnlichen Stand. Nur muss man hier eine Nummer ziehen. Wir haben die 466 gezogen. An der Anzeige steht, dass als nächstes die 395 einsteigen darf. Wollen die uns verar….? Geschlagene 40 Minuten später steht die Anzeige schon eine geraume Weile bei 402. Wir geben auf. Zu laufen wäre es fast eine Stunde. Also zurück in die Grand Indonesia Mall und wieder in die Schlange eingereiht. Keine bekannten Gesichter von vorhin, da scheint es ja doch vorwärts zu gehen. Wir warten trotzdem noch einmal 30 Minuten, bis endlich ein Blue Bird für uns kommt. Viel schneller, als zu Fuß sind wir trotzdem nicht am Hotel.

Am nächsten Tag meiden wir die Stadt mit Ausnahme eines überschaubaren Radius um unser Hotel. Wir wollen für den Tag darauf noch eine Tour buchen und in der Ambassador Mall in der Nähe soll eine Agentur sein. Die finden wir auch mit einiger Mühe. Allerdings sind die wohl eher nicht auf Tagesgäste und schon gar keine von weit her eingerichtet. Es dauert eine Weile, bis sie jemanden am Telefon erreichen, der etwas in unserem Sinn anbietet. Der verspricht zurückzurufen. Während die Mädels warten, nutze ich die Zeit und lasse mir im Barber Shop nebenan mal wieder das Haupthaar stutzen. Für umgerechnet knapp 4,40 € gibt es sogar noch eine Kopf- und Nackenmassage dazu. Da kann man nicht meckern. Die Touren sind leider alle ausgebucht und so ziehen wir, was das angeht, unverrichteter Dinge wieder ab. Angesichts der enormen Hitze schleppen wir uns nur ein paar hundert Meter weiter in die moderne Lotte Mall und verbringen die Zeit bis zum Nachmittag in dem klimatisierten Einkaufstempel.

Zurück am Hotel machen wir doch noch einen Ausflug für den nächsten Tag klar, bevor wir uns auf die Dachterrasse zurückziehen und mal wieder etwas für unser Ukulelen-Spiel tun. Da sind wir in den letzten Tagen ja nicht wirklich dazu gekommen. Nach einem erneuten kurzen Abstecher zur Lotte gibt’s für mich ein leckeres Mie Goreng vom Warung gleich neben dem Hotel. Die Mädels verzichten derweil aufs Diner bzw. halten sich an die Krupuk-Chips, die es zu meinen Nudeln dazu gibt.

Pünktlich um 10.00 Uhr steht unser Fahrer am nächsten Morgen bereit. Für umgerechnet 50 € können wir uns 12 Stunden lang kreuz und quer durch die Stadt fahren lassen. Leider spricht Arman nur sehr wenig Englisch, so dass unsere Kommunikation doch arg begrenzt ist. Wir lassen uns direkt nach Kota Tua bringen, dem alten holländischen Viertel. Die koloniale Architektur bildet einen angenehmen Kontrast zu den zahlreichen Wolkenkratzern im Stadtzentrum. Im Sejarah Museum holen wir uns einen interessanten kleinen Einblick in die Geschichte Batavias, wie die Holländer die Stadt damals nannten, bevor wir uns in einem netten kleinen Restaurant ein Mittagessen gönnen. Anschließend fahren wir zum alten Hafen Sunda Kelapa, wo große, klapprige Holzkähne noch nach althergebrachter Weise mit Schiffskränen und Muskelkraft entladen werden. Die letzte Station ist dann Ancol Beach, ein öffentlicher Badestrand inmitten eines riesigen Vergnügungsparks. Wir haben zwar Schwimmsachen mit, verzichten allerdings auf ein Bad, als wir sehen, dass die Einheimischen voll angekleidet, teilweise sogar mit Jeans ins Wasser gehen. Da wollen wir lieber kein Aufsehen erregen und bummeln nur etwas die Promenade entlang. Inzwischen ist es schon Nachmittag. Geschlaucht von der Hitze lassen wir uns direkt zurück zum Hotel fahren. Für die 13 km brauchen wir über eine Stunde, aber das ist wohl normal.

Am Abend gibt es für Anne und mich noch einmal Streetfood. Wir lassen uns auf der Dachterrasse nieder und trotzen der lautstarken Dauerbeschallung der umliegenden Moscheen. Das Ende vom Ramadan steht kurz bevor und so geben sich die Muezzine noch einmal besonders Mühe. Selbst der Staff vom Hotel ist heute besonders pingelig. Als ich am Tresen im Erdgeschoss zwei Flaschen Bier ordere, in den vergangenen zwei Tagen kein Problem, werde ich belehrt, dass es Bier nur in Gläsern gibt. Es soll wohl keiner wissen, was darin ist. Außerdem besteht der Mensch hinter der Bar drauf, die Getränke höchstselbst auf das Dach zu bringen und so fahren wir gemeinsam mit dem Fahrstuhl hinauf. Naja, andere Länder, andere Sitten.

Ein wenig sind wir froh, dass wir morgen nach Bandung weiter fahren. Jakarta kann einen wirklich erschlagen. Laut, heiß und einfach erdrückend kam es uns zuweilen hier vor. Von den asiatischen Großstädten, die wir bis jetzt kennengelernt haben, ist es eine, die wir nicht unbedingt noch einmal besuchen müssen. Klar, die Leute sind nett, aber die Stadt an sich eher unsympathisch.

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