Veröffentlicht: 15.03.2017
Nach den letzten äußerst gemütlichen Tagen in La Pedrera, haben wir uns schließlich (gegen den Widerstand des eigenen Schweinehundes) auf die Reise nach Brasilien begeben. Mit dem Bus sollte es von Rocha (ca. 30 min Autofahrt von La Pedrera entfernt) über Nacht nach Porto Alegre gehen: Abfahrt 22.33 Uhr von der Tankstelle Ancap, Ankunft 7.45 Uhr in Porto Alegre.
Nachdem uns Jörg netterweise bis zur Tankstelle gefahren hatte, fragten wir einen Tankwart, ob der Bus tatsächlich von hier abfahren würde. Zu unserer großen Erleichterung bejahte dieser die Fragen. Jedoch teilte er uns auch mit, dass wir uns darauf einstellen sollten, dass er für gewöhnlich 1-2 Stunden später komme als angegeben. Wir setzten uns also mit unseren großen Rucksäcken, als offensichtlich einzige Busreisende, in das schlichte Café des Tankstellen-Bistrots. Leider wurden wir nach etwa 15 min wieder freundlich vertrieben, da das Bistrot bzw. der Supermarkt nur bis 22 Uhr geöffnet ist. Danach gibt es nur noch eine Verkäuferin, die verpflichtet ist, durch ein Gitter an der Tür ihre Wäre zu verkaufen. Für uns hieß das jedenfalls, dass wir draußen neben den Toiletten Platz nehmen mussten. Nach 1.5 Stunden mit Strassenhunden, reichlichen Toilettenbesuchern und mehreren LKWs kam dann auch endlich unser Bus: die Reise konnte los gehen!
Entgegen meinen Erfahrungen in Südostasien gestaltete sich die Busfahrt überraschend angenehm. Es gab bequeme Sitze, die man so weit zurück stellen konnte, dass man fast mit dem Kopfteil auf dem Schoß des Hintermanns lag und es gab eine Vorrichtung wo man seine Beine drauf legen konnte, so dass man tatsächlich fast flach wie in einem Bett lag. Zusätzlich gab es noch zwei Toiletten an Bord und einen "Steward", der uns mit Decken und Wasser versorgte. Wir schliefen also den Umständen entsprechend gut, bis dann die Sonne aufging und wir ca. 2 Stunden vor Porto Alegre waren. Wie es sich für eine Langstrecken-Busfahrt gehört, wurden uns dann auch noch Kaffee und Kekse zum Frühstück serviert.
Vom Fenster im Bus konnten wir schon erste Blicke auf Porto Alegre werfen und auch mehrere Stadien von weiten sehen (vielleicht war eines auch das Stadion in dem Deutschland bei der Weltmeisterschaft gegen Algerien spielte?). Porto Alegre liegt an den Ufern der riesigen Südwasserlagune Lagoa dos Patos und ist der bedeutendste Hafenort im Süden Brasiliens. Das Stadtbild ist geprägt von hässlichen Betonbauten und mehreren schönen neoklassischen Gebäuden. Wir waren uns einig: Dies muss wohl die hässlichste Stadt Brasiliens sein!
Dementsprechend hässlich und zwielichtig war auch der Busbahnhof an dem wir ankamen. Zuvor hatte ich schon ein Hotel für uns gebucht, dass relativ nah am Busbahnhof liegt, damit wir am nächsten Tag auch schnell wieder weiter fahren könnten. Im Internet hatte ich auch schon gelesen, dass man jedoch etwas vorsichtig sein sollte, da der Weg vom Bahnhof zum Hotel durch ein nicht so schönes Viertel führte. Im Reiseführer heisst es: die Kriminalitätsrate ist Besorgniserregend. Selbst tagsüber fühlt man sich in Porto Alegre unwohler, als in anderen brasilianischen Städten.
Wir gingen daher zunächst zur Touristeninformation, um den genauen Weg dorthin zu erfahren. Wir wollten schließlich nicht wie die offensichtlichen Touris mit der Karte in der Hand durch die Stadt laufen. Die sehr nüchterne Frau erklärte uns dann auch, wie wir aus dem Bahnhofslabyrinth die Straße finden würden und erwähnte dann auch öfter, dass der Weg dorthin "peligroso" (=gefährlich) sei. Nachdem wir noch unsere Bustickets für den nächsten Tag gekauft hatten, entschlossen wir uns dann ein Taxi zu nehmen. Leider wollten die Geldautomaten uns aber kein Geld ausspucken und da wir keine brasilianischen Real hatten, mussten wir letztendlich doch zu Fuß den Weg zum Hotel beschreiten. Long story Short: wir haben überlebt und obwohl das Viertel nicht besonders anregend war, haben wir es nach 7 min zum Hotel geschafft.
Irgendein Platz mit Blick zum Hafen
Frisch geduscht und mit Empanadas gestärkt gingen wir dann los, um die Stadt zu erkunden. Vergeblich suchten wir zwischen mehreren Hochhäusern, riesigen Straßen die auf und ab gingen und kleineren Gässchen einen zentralen Platz. Wir beschlossen daher ein Museum anzupeilen, dass wohl (laut Reiseführer) ein nettes Café haben musste. Mit der Hilfe eines freundlichen Passanten haben wir dies auch gefunden und uns an dem sehr grünen Platz neben dem Museum hingesetzt.
Etwas müde und enttäuscht vom rumlaufen in der Stadt entschlossen wir, das beste aus der ganzen Sache zu machen und uns in das im Reiseführer empfohlene (mit Sternchen!) italienische Restaurant zu gehen um dort Mittag zu essen. Das Atelier das Massas liegt sehr versteckt in einer unscheinbaren Straße und ist ein charmantes Restaurant mit einer riesigen Antipasti Theke, mehreren verstaubten Weinflaschen und Bildern an der Wand, sowie mehreren urigen alten Kellnern. Wir bestellten ein Glas Vinho de Casa und breite, hausgemachte Bandnudeln mit Rinderfilet und einer Rotwein-Sahnesoße: Poesie! Offensichtlich waren wir auch die einzigen Ausländer im Restaurant (und auch in der gesamten Stadt). Porto Alegre hat sich wohl noch nicht als Urlaubsziel durchgesetzt.
Mit Lätzchen starre ich auf das Essen
Nach einem kleinen Pläuschen mit den netten Kellnern (u.a. über das 7:1 gegen Brasilien) besuchten wir wesentlich besser gelaunt noch den Mercado und gingen dann wieder ins Hotel. Da kamen wir auch nicht mehr raus. Wir hatten alles gesehen und beschlossen den Abend mit einer Dose Bier und Chips im Hotel zu verbringen.
Morgen geht es dann weiter nach Praia do Rosa!