Veröffentlicht: 14.11.2022
Wieder eine Stadtbesichtigung - Cordoba. Und wer im Sevilla-Blog noch Probleme mit der Aussprache des dazugehörenden Flusses hatte, kann jetzt nochmal üben. Denn auch Cordoba liegt am Guadalquivir. Aber Cordoba ist anders als Sevilla oder die bisherigen Touristenzentren. Hier kann man den arabischen Einfluss deutlich spüren. Natürlich gibt es auch den nicht zu verachtenden, römischen Einfluss und selbstverständlich den christlichen und, und, und ... Aber bestechen tut Cordoba durch sein islamisches Erbe. Immerhin war die Stadt im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum des Islams. Das berühmteste Bauwerk der Stadt ist die Mezquita, eine riesige Moschee von 784 mit einer monumentalen Säulenhalle. Der Emir damals hatte alle römischen Kirchen abreißen lassen nur eine Kathedrale blieb stehen und bildete den Grundstein der Moschee, die während der arabischen Herrschaft immer weiter vergrößert wurde, bis sie aktuell mit 23.000m² zu den größten, alten Moscheen weltweit gehört. Immerhin lebten zeitweise 100.000 Menschen in Cordoba. Als dann die Christen die islamischen Herrscher vertrieben, zerstörten sie die Moschee nicht blind, sondern wandelten sie kurzerhand 1236 in eine katholische Kirche um. Sie begannen die 1.013 Säulen abzutragen, besannen sich dann aber eines besseren und ließen immerhin noch 856 Säulen stehen. So ist der muslimische Charakter nach wie vor erhalten und überwältigend. Man wandelt wie in einem weiteren Märchen aus 1.001 Nacht zwischen diese Säulen, die durch dezente Beleuchtung ihren ganz besonderen Charme versprühen - herrliche Ornamente, filigrane Decken, ein rot/weißer Bogen am anderen. Und dann, ganz plötzlich, ohne Vorwarnung, mitten drin, steht man vor einem katholischen Altar oder einer der vielen Kapellen mit ihren mehr oder weniger bekannten Heiligen - ups ... ich wußte es ja, war aber irgendwie doch irritiert. Die Christen haben ihre katholische Kathedrale einfach mitten rein gesetzt - bautechnisch faszinierend! ... auch geben ich allen Recht, die diesen einzigartigen Mix der Baustile würdigen, nicht zuletzt ist es beachtenswert, dass die Christen die Moschee erhalten haben ... Aber ich kann mich einfach nicht durchringen, dieses Mit-und-durch-einander als "schön" zu bezeichnen; beeindruckend ja. Gerne ließen wir uns danach aber noch durch die weiß getünchten Altstadtviertel treiben, durch und über die römischen Zeitzeugen, zurück in die von Jugendlichen übernommene Tapas-Bar. Rundherum gesättigt radelten wir zurück zum Campingplatz.
Aber die arabische Zeit ließ uns noch nicht ganz los. Am nächsten Tag besichtigten wir noch das spätere, administrativen Zentrum der arabischen Herrscher auf der iberischen Halbinsel. Die Erbauung der Palaststadt "Medina Azahara" begann im Jahre 936 und 10 Jahre später zog der gesamte Hofstaat von Córdoba in die nördlich gelegene neue Stadt. Allerdings hat sich das gar nicht so richtig gelohnt, denn Medina Azahara gab es nur 80 Jahre. Dann wurden die 112 ha der Stadt platt gemacht. Heute hat man erst 10% wieder ausgegraben und diese 10% haben wir uns angesehen ... der kulturellen Abwechslung wegen. Denn danach ging es zum Seele baumeln lassen in die Sierra Morena.