Veröffentlicht: 05.09.2024
Treppen durch die Dünen: Eine Reise zum Meer in Shela, Lamu
Versteckt an der Nordküste Kenias liegt das Dorf Shela auf der Insel Lamu, ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Mit seinen weißgetünchten Häusern, der alten Swahili-Kultur und den gewundenen Sandstraßen fühlt man sich in Shela wie in einem Traum. Aber eines der faszinierendsten Erlebnisse, das dieses Küstendorf bietet, ist der Weg die Treppen hinunter durch die hoch aufragenden Sanddünen, die einen direkt in die warme Umarmung des Indischen Ozeans führen.
Diese durch die welligen goldenen Dünen gehauenen Treppen sind mehr als nur ein Weg zum Strand – sie sind eine Brücke zwischen der rauen Schönheit der Natur und dem zeitlosen Rhythmus des Meeres.
Die Dünen von Shela erheben sich wie sanfte goldene Berge hinter dem Dorf und bilden einen markanten Kontrast zum türkisfarbenen Wasser des Indischen Ozeans. Als ich durch die engen Gassen von Shela ging, erblickte ich die Dünen zum ersten Mal, als sie sich scheinbar vom Dorf aus ausbreiteten und am Horizont verschwanden. Diese hoch aufragenden Sandhügel stehen seit Jahrhunderten, vom Wind geformt, und sie bleiben ein ikonischer Teil der Landschaft von Lamu.
Ich machte mich früh am Morgen auf den Weg, als das erste Tageslicht den Himmel zu durchdringen begann. Die Hitze der Mittagssonne kann in Shela sehr intensiv sein, daher ermöglicht ein früher Aufbruch eine ruhigere und kühlere Erkundung der Dünen. Der Weg zum Meer beginnt mit einem sanften Anstieg und folgt einer Reihe von Steinstufen, die sich wie ein uralter Faden durch die Dünen schlängeln und das Dorf mit dem dahinter liegenden Meer verbinden.
Die Treppe, der ich folgte, war auf den ersten Blick kein von Menschenhand geschaffenes Bauwerk – es fühlte sich an, als würde sie ganz natürlich in die Landschaft passen, sich in den goldenen Sand einfügen und sich ihren Weg hinunter zum Meer bahnen. Die Stufen waren verwittert und uneben, aus Korallengestein und Treibsand gehauen, ein Zeugnis der Jahrhunderte von Schritten, die über sie hinweggegangen waren. Jeder Schritt brachte mich höher in die Dünen und bot mir einen weiten Blick auf das Dorf Shela hinter mir und das Meer vor mir.
Der Aufstieg verlief friedlich, nur das Geräusch des Windes, der über die Dünen strich, und ab und zu das ferne Rufen von Seevögeln waren zu hören. Die Dünen selbst waren großartig – gewaltige, hoch aufragende Sandhügel, die sich scheinbar endlos fortzubewegen schienen, deren Oberfläche vom Wind gekräuselt wurde. Beim Aufstieg konnte ich die Geschichte unter meinen Füßen spüren. Die Menschen von Shela, Händler und Seeleute aus dem ganzen Indischen Ozean, hatten diese Dünen lange Zeit als Durchgang zum Meer genutzt. Es fühlte sich an, als würde ich in ihre Fußstapfen treten und mit der Vergangenheit der Insel verbunden sein.
Als ich den höchsten Punkt der Treppe erreichte, hielt ich inne, um die Aussicht zu genießen. Unter mir schimmerte der Indische Ozean in der Morgensonne, sein Wasser hatte eine beeindruckende Mischung aus Blau- und Grüntönen. Der Strand erstreckte sich in beide Richtungen, leer und unberührt, mit weichen Dünen, die sich kaskadenartig zum Ufer hinabsenkten. Der Abstieg von hier war allmählich, die Steinstufen machten weichem Sand Platz, während die Dünen langsam in den Strand übergingen.
Die Treppe führte mich schließlich zum Fuß der Dünen, wo die letzten Stufen im weichen weißen Sand des Strandes verschwanden. Ich blieb einen Moment dort stehen, spürte die kühle Brise, die vom Meer herüberwehte, und lauschte dem rhythmischen Rauschen der Wellen. Es war ein surreales Erlebnis – in einem Moment war ich noch tief in den Dünen und im nächsten stand ich am Rand des Indischen Ozeans, die weite Wasserfläche erstreckte sich vor mir.
Der Kontrast zwischen den ruhigen, hoch aufragenden Dünen und dem weiten Meer war beeindruckend. Hinter mir erhoben sich die Sanddünen wie Wächter, schützten das Dorf und vermittelten ein Gefühl der Einsamkeit. Vor mir lockte das Meer, sein Wasser war ruhig und einladend. Der Strand war fast leer, nur ein paar Fischer in der Ferne bereiteten ihre Dhaus für den Fang des Tages vor.
Als ich ins Wasser watete, fühlte ich, wie sich die Kühle des Ozeans mit der Wärme des Sandes unter meinen Füßen vermischte. Die sanften Wellen schwappten an meine Beine, als ich mich weiter ins Meer wagte, dessen Wasser klar und ruhig war. Als ich zurück zu den Dünen blickte, konnte ich gerade noch die Treppe erkennen, die ich hinabgestiegen war und die jetzt teilweise vom Treibsand verdeckt war. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Geheimgang entdeckt, der mich vom Herzen der Insel direkt zum Meer führte.
Die Schönheit der Dünen liegt nicht nur in ihrer rauen, natürlichen Erhabenheit, sondern auch in der Art und Weise, wie sie das Dorf mit dem Meer verbinden. Diese Treppen durch die Dünen sind nicht nur Pfade – sie sind eine Reise durch die Zeit, eine Erinnerung an Shelas tiefe Verbindung zum Meer. Seit Jahrhunderten sind die Menschen dieser Insel diese Schritte gegangen, von den Fischern, die mit ihren Daus in See stachen, bis zu den Händlern, die einst diese Küsten bereisten.
Als die Sonne höher am Himmel stand, nahmen die Dünen eine andere Farbe an und leuchteten im Morgenlicht golden. Die Schatten, die die Dünen warfen, verschoben und veränderten sich und schufen eine Landschaft, die sowohl uralt als auch sich ständig verändernd anfühlte. Als ich am Ufer saß, mit der Treppe durch die Dünen hinter mir und dem endlosen Ozean vor mir, verspürte ich ein tiefes Gefühl des Friedens. Die Einfachheit der Szenerie – der Sand, das Meer und der Himmel – war allumfassend.
Die Erkundung der Treppen durch die Dünen von Shela ist mehr als nur ein Spaziergang zum Strand – es ist eine Reise, die Sie mit dem Herzen dieser Insel verbindet. Die von Wind und Zeit geformten Dünen erinnern an die Schönheit und Kraft der Natur. Und die Treppen selbst, abgenutzt und verwittert, erzählen die Geschichten derer, die sie zuvor gegangen sind.
In Shela verläuft das Leben in seinem eigenen Tempo, geprägt vom Rhythmus des Ozeans und dem wandernden Sand der Dünen. Diese Treppen bieten nicht nur einen Weg zum Meer, sondern auch zu einer tieferen Verbindung mit dem Land und den Menschen, die diesen Ort ihr Zuhause nennen. Für Reisende, die einen ruhigen, besinnlichen Rückzugsort suchen, bieten die Dünen von Shela und die Treppen, die durch sie führen, ein unvergessliches Erlebnis – eine Erinnerung daran, dass die schönsten Ziele manchmal diejenigen sind, die am Ende einer einfachen Sandtreppe zu finden sind.