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Peratallada und La Bisbal d‘Empora

Veröffentlicht: 30.10.2024

Heute war das Wetter wieder freundlicher, was uns dazu bewogen hat, wieder einen schönen Ausflug zu unternehmen. 

Nach dem Frühstücken starten wir Richtung Peratallada. 

Peratallada ist ein wunderschönes mittelalterliches Dorf in der Region Baix Empordà in der Provinz Girona. 

Der Name „Peratallada“ bedeutet auf Katalanisch so was wie „behauener Stein“ und verweist auf die markanten, in Felsen gehauenen Mauern und Befestigungen, die das Dorf umgeben. Seine gut erhaltene mittelalterliche Architektur ist bemerkenswert. 

Peratallada und seine Burg 

Die Burg von Peratallada (Castell de Peratallada) ist das Herzstück des Dorfes und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Die beeindruckenden Mauern, der Bergfried und die Zugbrücke sind noch erhalten und erinnern an die mittelalterliche Verteidigungsstruktur. 

Castell de Peratallada

Von der Burg aus hat man eine fantastische Aussicht auf die umliegende Landschaft und die charmanten Häuser des Dorfes.

Tolle Aussicht auf das Dorf

Der zentrale Platz (Plaça de les Voltes) von Peratallada ist von Stein-Arkaden gesäumt und bietet zahlreiche Cafés und Restaurants, die in die historische Umgebung eingebettet sind. Hier kann man wunderbar sitzen und das Ambiente geniessen, umgeben von mittelalterlichen Gebäuden und Kopfsteinpflaster.

Plaça de les Voltes
Die Arkaden

Die romanische Kirche Sant Esteve de Peratallada stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist ein weiteres Highlight. Die schlichte Architektur der Kirche mit ihren robusten Steinmauern steht im Kontrast zu den verzierten gotischen Kirchen, die in späteren Jahrhunderten errichtet wurden. Der schlichte und ruhige Innenraum bietet eine spirituelle Atmosphäre. Leider ist der Zutritt zurzeit nicht möglich und der Innenraum kann nur durch ein Fenster betrachtet werden.

Die Kirche Sant Esteve

Die Stadtmauer von Peratallada, die teilweise noch vollständig erhalten ist, umschliesst das Dorf und wurde einst als Verteidigungsanlage genutzt. Besonders beeindruckend ist der tiefe Graben, der direkt in den Felsen gehauen wurde. Als Besucher können wir entlang der Mauern spazieren und den alten Graben bewundern, der an vielen Stellen noch sichtbar ist.

Die Stadtmauer und der tiefe Graben

Ein Spaziergang durch die engen mittelalterlichen Gassen von Peratallada ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Die meisten Strassen bestehen aus Kopfsteinpflaster und die Gebäude sind aus rustikalem Stein, teilweise mit Blumen geschmückt. Es gibt kleine Boutiquen, Handwerksläden und traditionelle Restaurants. Es ist Zwischensaison und nicht viel los, nur wenige Geschäfte und Restaurants sind daher noch offen. 

Kopfsteinpflaster und schmale Gassen

Der Torre de las Horas (Uhrenturm) ist ein weiterer Überrest der alten Festungsanlage und bietet einen schönen Ausblick über das Dorf. 

Torre de las Horas

Interessant dabei ist, dass diese Uhr, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts hergestellt wurde, aus Morez, einem kleinen Dorf in der französischen Region Jura stammt, das auf eine lange Uhrmachertradition zurückblicken kann. Genauer gesagt wurde es von L. Terraillon und J. Petitjean gebaut, zwei renommierten Fachleuten aus der Region, die sich 1914 zusammengeschlossen hatten.

Die Uhr 

Das Uhrwerk verfügt über drei Fahrwerke oder Laufzüge (daher die dreieckige Anordnung), die es ermöglichen, den Klang der Stunden, die Wiederholung der Stunden und die Viertelstunden mit zwei Glocken (die älter sind und wiederverwendet wurden) einzuläuten.

Fahrwerk 

Die grosse Glocke, die 67 Zentimeter im Durchmesser und 60 Zentimeter hoch ist,  stammt ca. aus dem Jahr 1800 und wiegt etwa 180 Kilo. Die kleine Glocke, die einen Durchmesser von 46 Zentimetern und eine Höhe von 40 Zentimetern hat, stammt aus dem Jahr 1798 und wiegt etwa 55 Kilogramm. Die erste Glocke gibt die Stunden an und die zweite die Viertelstunden. 

Die zwei Glocken 

Die Uhr hat eine Autonomie von einer Woche und das Aufziehen der Gewichte, die die Maschinerie bewegen, erfolgt von Hand.

Plaça de l'Oli (Ölplatz). Der Anbau von Olivenbäumen und Weintrauben war für die Bauern in Peratallada sehr wichtig. Auf diesem Platz sind die Überreste einer der Mühlen der Gemeinde dokumentiert, in der Öl nicht nur für den lokalen Verbrauch, sondern auch für die Vermarktung hergestellt wurde. Seit der Römerzeit wurden hier Oliven angebaut und Öl hergestellt. Das Verfahren wurde mit grossen Pressen und Dekantierbecken durchgeführt. Das System hat sich nicht allzu sehr verändert und ist vom Mittelalter bis zur Neuzeit mehr oder weniger gleich geblieben.

Plaça de l‘Oli

Weiter sind wir ins 7 Kilometer entfernte La Bisbal d’Empordà gefahren. 

La Bisbal d'Empordà ist heute eines der aktivsten Keramikzentren, über die Grenzen Kataloniens hinaus bekannt und zählt zu den wichtigsten Zentren dieses Handwerks in Spanien. Die Bedeutung dieser Aktivität zeigt sich deutlich im Stadtbild der Stadt, das von den schlanken Silhouetten alter Industrieschornsteine und einem Geschäftsviertel geprägt ist, das sich stark auf die Vermarktung verschiedener Keramikprodukte spezialisiert hat.

Alte Industrieschornsteine

Die ersten Dokumente, die den Beruf des Töpfers in La Bisbal erwähnen, stammen aus dem Jahr 1502. Seit Jahrhunderten war und ist die Keramik eine der wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten der Gemeinde. 

Keramiktöpferei

Als Handwerker, Schöpfer, Künstler oder sogar Alchimist ist der Keramiker von La Bisbal sehr oft das letzte Glied einer Familie, deren Generationen sich der Arbeit mit Ton gewidmet haben. Nützliche, künstlerische, experimentelle, handwerkliche oder industrielle Formen - in der langen Keramikgeschichte von La Bisbal findet man alles. Typisch sind farbenfrohe Muster, besonders in Blau und Gelb, sowie stilisierte florale und geometrische Motive.

Bunte Keramik

Es gibt sogar ein Keramikmuseum, das Museu de la Terracota, in dem die Geschichte und Kunst der Keramikproduktion vorgestellt wird.

Keramikmuseum

Heute hat die Stadt La Bisbal d'Empordà ein interessantes altes Viertel mit einem reichen architektonischen Erbe, das uns von seiner Vergangenheit erzählt. Das Gewirr der Gassen und die vielen alten Gebäude zeigen deutlich die ursprüngliche mandelförmige Struktur der Stadt und den Verlauf der alten Stadtmauern, die sie schützten.

Die Altstadt 

Das symbolträchtigste und bedeutendste Gebäude in der Altstadt ist der Palast, ein Juwel der katalanischen Romanik. Er wurde von den Bischöfen von Girona errichtet und besteht aus einem Erdgeschoss, einem Obergeschoss und einem Doppelturm, der zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert erbaut wurde. 

Der Palast

Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehören die Calle del Call (Judenviertel), eine schmale, schattige Gasse in Zickzackform, die auf eine grosse jüdische Gemeinde im Ort hinweist, die Kirche Santa Maria (1701-1757), die barocke Pfarrkirche von La Bisbal, die aus einem einzigen Kirchenschiff und Seitenkapellen besteht und gewaltige Ausmasse hat; die Kirche Nuestra Señora de la Pietà (1788), die reiche Barockmalereien aus der Gegend von Cambril und ein Bildnis der Nuestra Señora de la Pietà aus dem 12. Jahrhundert im Gotik- und Renaissancestil beherbergt; 

Església de Santa Maria

und schliesslich die Pont Vell (alte Brücke aus dem Jahr 1606), die älteste der fünf Brücken über den Daró, die den Zugang zur mittelalterlichen Stadtmauer auf dem Weg nach Girona ermöglichte.

Pont Vell

Les Voltes ist eine Ansammlung von Häusern mit Säulengängen, die einen einzigen Block bilden. Erbaut im 19. Jahrhundert ist das Ensemble ein charakteristisches Element des Stadtgefüges von La Bisbal.

Les Voltes 

Interessant ist auch die Erklärung zum Fluss. Der Daró ist ein Fluss mit reissender Strömung, der sehr unregelmässig fliesst. Von der Strömung sehen wir heute nichts, im Gegenteil, er ist bedeckt von Gräsern. 

Der Daró

So wie heute, ist der Daró die meiste Zeit des Jahres trocken, aber bei starken Regenfällen kommt es zu heftigen Überschwemmungen. Der Fluss entspringt im Gavarres-Massiv am Westhang des Mont d'Arques und fliesst dann 23 km bis nach La Bisbal. Heute ist der Fluss ein Nebenfluss des Ter, doch in der Vergangenheit mündete er in den ehemaligen Teich von Ullastret und in die Sümpfe von Pals. 

Der Daró legt in den Gavarres und in der Ebene des Empordà 43 km zurück. Seine Passage durch La Bisbal hat die Stadtentwicklung beeinflusst, da mehrere Brücken gebaut wurden, um den Fluss zu überqueren. Die Pont Nou (1853) bietet einen Blick auf die Altstadt mit der Burg (10. und 11. Jh.), die Pont Vell (1605) und das Gavarres-Massiv.

Die Tafeln mit den Erklärungen sind in ganz Katalonien in Katalanisch, Spanisch, Englisch und meistens aufgrund seiner Nähe zu Frankreich auch in Französisch. Ich bemühe mich diese so gut wie möglich hier zu übersetzen, was nicht immer ganz einfach ist. Ich hoffe jedoch verständlich ;-) Hampi übernimmt jeweils als Lektor die Korrekturen. 

Und schon wieder haben wir einen schönen und lehrreichen Tag erlebt. Sogar die Sonne hat sich gezeigt und wir durften einen Hauch von Sonnenuntergang erleben. Wir sind gespannt auf das morgige Wetter.

Ein Hauch Sonnenuntergang 






Antworten (3)

Peter
Danke für die tollen Beschreibungen

Danke Peter, freue mich sehr wenn es gut ankommt 😊

Henning
An dieser Stelle ein besonderes Lob an unseren "Lektor" Hampi. Für mich ein Genuss die Bescheibungen in unserer schwierigen deutschen Sprache in so gestylter Form zu lesen.

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#mittelalter #burg#keramik#katalonien