Veröffentlicht: 04.08.2024
Strecke: 376 km (davon 164 km mit Transporter)
Tag 16: Es regnet und regnet und regnet... Es nützt nichts, wir müssen weiter. Zhaoyang organisiert erneut einen Transporter, der uns die Fahrt im Regen erspart und von Panjin aus 160 km weiter nach Huludao bringt.
Der altersschwache Minibus hört sich schon beim Losfahren kläglich an. Vor der Minirücksitzbank sind mehrere Batterien aufgebaut, die mit einem Kabelgewirr verbunden sind. Wo soll man da mit den Füßen hin, ohne irgend ein Kabel zu berühren? Der Motor röchelt und ruckelt, wir kommen unserem Ziel näher, verlassen die Autobahn und dann bleibt das Vehikel stehen. Die Lichtmaschine hat den Geist aufgegeben (der Fahrer kannte das Problem bereits und hat deshalb die zusätzlichen Batterien mitgenommen, die nun leer sind) und so legen wir die letzten 25 km mit den Räder zurück. Der Regen hat zum Glück aufgehört...
Tag 17: Puh! Nachts hat starker Wind eingesetzt, dessen Heulen bereits im Hotelzimmer zu hören war. Nach 29 km, die wir gegen den Wind im Schneckentempo zurückgelegt haben, geben wir auf und beenden die Tour in Xingcheng 60 km vor dem eigentlichen Ziel.
Die Stadt existiert seit über 2.300 Jahren und steckt voller Geschichte. Während der Ming-Dynastie (1368 - 1644) wurde Xingcheng zur Festung ausgebaut und der berühmte General Yuan Chonghuan kämpfte dort in einem 26 Jahre andauernden Krieg gegen feindliche Mächte. Dann wurde die Stadt vom Jin-Volksstamm erobert, aus der später die Qing-Dynastie (1644 - 1911) hervorging.
Tag 18: Der Wind hat nachgelassen, der Regen zeigt sich nur noch nachts. So folgen wir der Küste weiter und diversen Flussläufen entlang bei bestem Wetter bis nach Suizhong. Wir treffen auf einen chinesischen Bikepacker und legen einen Teil der Wegstrecke gemeinsam zurück.
Tag 19: Das nächste Etappenziel ist Shanhaiguan, wobei der Name Programm ist: "Shan" bedeutet Berg, "Hai" steht für Meer und "Guan" für Passage. Hier verläuft der östlichste Teil der Chinesischen Mauer von den steilen Bergen bis ans Meer. Nur in Shanhaiguan (ein Distrikt von Qinhuangdao) war es möglich, die Mauer durch große Tore von Süd nach Ost zu passieren.
Die Festung mit der historischen Altstadt und die Chinesische Mauer sind einen Besuch wert. Die Mauer wurde bis in die Berge auf 510 m Höhe in einer Breite von 7 bis 10 m gebaut, danach verläuft sie mit 3 bis 5 m über das weitere Gebirge.
Zuerst erkunden wir die Mauer bei der Altstadt mit den imposanten Toren und Passagen. Dann fahren wir weiter zum ca. 4 km entfernen Great Wall National Culture Park. Dort angekommen wandern wir auf der Mauer entlang und erklimmen über große Stufen gut 300 Höhenmeter mit einem atemberaubenden Blick über die Landschaft und den Verlauf der Mauer.
Der Aufstieg kostet in erster Linie Flüssigkeit, denn in der schwülen Luft schwitze ich aus allen Körperporen. Glücklicherweise gibt es in der Mitte des Aufstiegs eine kleine Pausenstation mit kühlen Getränken, bei der wir uns beim Abstieg versorgen. Mein Shirt ist klatschnass, so dass ich es erst einmal auswringen muss. Am liebsten würde ich das auch mit der durchweichten Hose machen…
Bislang sind dies die schönsten Abschnitte unserer Radreise. Mit den vielen historischen Stätten und Sehenswürdigkeiten, den Hügeln und Gebirgen, und der abwechslungsreicheren Küste kommt keine Langeweile auf. Auch hatten wir keine weiteren technischen Probleme mit unseren Bikes und die Investition in die Schwalbe Marathon Reifen hat sich gelohnt: Kein einziger Platten bei über 1.200 km. Bis nach Beijing sind es noch 360 km, die wir in den nächsten Tagen in Angriff nehmen...