Tag 13: Mit Gegenwind von Penglai nach Yantai

Strecke: 79 km     Fahrtzeit: 04:23    In Bewegung: 7 Std.

Andere Bike-Packer treffen wir so gut wie keine an. Einmal winken wir einem Mädchen zu, das auf einem voll bepackten Tourenrad unterwegs ist, und ein andermal sehen wir ein Paar, bei dem der Mann das gesamte Gepäck auf sein Bike getürmt hat...

Tag 13: Die erste Hälfte der Strecke legen wir auf leeren, mehrspurigen Straßen zurück ohne LKWs oder Autos. Sanfte Hügel bieten uns weite Ausblicke auf die Küste, allerdings meint es der Wind nicht gut mit uns und stemmt sich unseren Vorwärtsbewegungen vehement entgegen. Einziger Vorteil: Die Luft fühlt sich deutlich kühler an als die heutigen 34 Grad.

Vor dem District Zhifu (ein Stadtteil von Yantai) kommen wir dem Strand näher und radeln eine abwechslungsreiche und breit angelegte Promenade entlang. Da entdecken wir ein Surf-Café, das auch Stand-Up-Paddle Boards (SUPs) vermietet. Der Betreiber des Cafés zeigt uns stolz sein eigenes Windsurfmaterial und Wingfoil-Board. Cool, endlich einen Surfer zu treffen! Ich bin begeistert. Und wenn er genauso gut surfen kann wie er Kaffee zubereitet, dann muss er ein Profi sein. Denn sein Cappuccino und Frappé schmecken hervorragend (es gibt hier nur sehr, sehr selten wirklich guten Kaffee).

Medizinische Versorgung: Die medizinische Versorgung der Bevölkerung in den Großstätten bewegt sich auf ausgesprochen hohem Niveau – zumindest ist das meine Schlussfolgerung aus eigener Erfahrung: Leider haben mich seit unserer Ankunft in China Zahnschmerzen geplagt. Nach dem ich zwei Wochen durchgehalten habe, bringt uns Zhaoyang‘s Freundin kurzerhand zu einem Krankenhaus in Dongying. Mit ihrer Medical-Card checkt sie mich an einem Self-Service-Terminal ein, auf dem die verfügbaren Fachärzte und die ungefähre Wartezeit für einen Behandlungstermin angezeigt werden. Zwei Zahnärzte sind zugegen und der nächste ist in 8 Minuten verfügbar. 

Nach einem ersten Abklären benötigt der Arzt ein Röntgenbild. Dazu bezahlen wir an einem anderen Self-Service-Terminal die Kosten von 8,20 EUR im Voraus und schnurstracks – ohne Wartezeit – wird mein Gebiss auf einem Röntgenfilm verewigt. Zurück beim Arzt sehen wir zu, wie er eine Behandlung mit Nachbesprechung zu Ende führt – alles vor offener Tür, es gibt keine Privatsphäre. Nebenan behandelt die andere Zahnärztin einen Patienten, ebenfalls für jedermann sichtbar.

Ich bin an der Reihe und nach kurzem Prozedere steht fest, dass alles in Ordnung ist. Sollte sich mein Nerv nicht beruhigen, rät der Arzt zu einer Wurzelbehandlung. Das würde 10 Tage Zeit in Anspruch nehmen, die wir nicht haben, und daher bleibt es für mich bei der Alternativ „abwarten und Tee trinken“ bis sich der Zahn (hoffentlich) beruhigt. Was er zum Glück getan hat, so vor 3 oder 4 Tagen – was für eine Erleichterung!

Fazit des Erlebten: Wenn das Gesundheitssystem in China überall so effizient arbeitet, wie ich es erlebt habe, dann „Hut ab“! Fachärzte vor Ort, transparente und überschaubare Kosten, kaum Wartezeiten. Das wünscht man sich auch in Deutschland...