Veröffentlicht: 20.03.2017
Heute ist der (vorerst) letzte gemeinsame Abend von uns mit unserem neugewonnenen "bro" und geheimen Zimmermitbewohner Miguel. Ungefähr 6 Wochen haben wir uns nicht nur ein 2er Zimmer mit drei Personen, gemeinsam das Essen, das wir von unserer Arbeit mitnehmen durften, Anziehsachen und Handtücher, Tatooideen, Katertage und Wifi geteilt, sondern auch unvergessliche Momente.
Ich erinerre mich noch an unseren ersten Abend mit den Jungs hier in Wellington und kann echt nicht fassen, dass sich diese Zeit dem Ende zu neigt. Und vorallem die ersten zwei Wochen in Wellington fühlten sich schrecklich an. Wir hatten weder Geld, eine Ahnung wo wir Arbeit herbekommen könnten,noch eine Idee, wohin wir gehen sollten. Und einen Abend sogar keinen Schlafplatz, da alle Hostels durch das Guns and Roses Konzert ausgebucht waren. Also blieb uns nichts übrig, als mit insgesamt 7 Leuten ein Einzelzimmer zu teilen, nachdem wir vergeblich versuchten durchzumachen.
Und dann, als mir alles so schrecklich vor kam und ich echt am Tief stand, haben wir den Job als Kitchen hands bei Crabshack, einem Seekostrestaurant bekommen. Wenig Geld für schreckliche Arbeit. Aber verdammt, echt die nettesten Menschen dieser weiten Erde. Ich hatte noch nie so viel Spaß am Arbeitsplatz, obwohl ich mich bis 1 Uhr nachts in Biomüllkontenern Fischreste entsorgen sehen habe. Diese Zeit wirkte irreal, mehr wie in einem schlechten Film und hätte er einem Namen, dann wäre er originellerweise "two broke girls".
Noch eine Ode an das gute "Lodge in the City Hostel". Der günstigste Ort in der Hauptstadt, in dem es auch mal passieren kann, dass ein obdachloser Alki reinläuft und free food stibitzt und neben dir auf dem Sofa liegt, bis die Polzei ihn abholt. Oder eine riesige Schar minderjährige Kiwis eine Trinksession neben dir beginnen, wofür "exessiver Alkoholkonsum" gar kein Ausdruck mehr ist. Aus manchen Töpfen wurde nie wieder gegessen. Auch die Toilette im zweiten Stock wurde ab da gekonnt umgangen. Mir war nie bewusst, wie schnell und tieffallend man sich an seine Umgebung gewöhnen kann. Cheers!
In Wellington stießen alte Bekanntschaften auf neue. Das alles in einer wilden dreckigen Hauptstadt, was einfach wieder einmal beweist, dass die Menschen um einem herum das Leben ausmachen und Zuhause kein Ort ist, sondern ein Gefühl.
Ich freue mich hierhin zurück zu kommen, ins rainy and windy Wellington und werde auch noch im Herbst barfuß auf der Cubastreet und dem Courtney Place laufen. Und nach den paar schönen Sommertagen hier bin ich von dem Spruch der Kiwis "you can't beat wellington on a good day" mehr als überzeugt.
Und natürlich freue ich mich darauf unsere liebe Lodge in the Shitty - WG beim Campen auf der Südinsel wieder zu treffen. Hoffentlich haben wir bis dahin alle ordentlich Möbel gekauft.