Veröffentlicht: 06.01.2019
Um das Heimweh nicht zu groß werden zu lassen und die freien Tage zu nutzen, haben wir Weihnachten auf Santa Catalina Island verbracht. Von San Pedro aus sind wir mit der Fähre nach Two Harbors gefahren und haben unterwegs in der Ferne mehrere Delfine gesehen. Es hat also bereits sehr besonders begonnen - und genau so ging es weiter: Schon beim Ankommen haben wir uns verliebt! Two Harbors und vor allem unsere dortige Unterkunft, Banning House Lodge, sind einfach traumhaft gelegen: Die schmalste Stelle der Insel ist ein gemütlicher kleiner Ort, zwei Buchten und die Hügelketten sorgen für wunderschöne Aussichten rundherum und die Touristen kommen vor allem aufgrund der Natur her. Die Banning House Lodge ist neben einigen Ferienhäusern die einzige "befestigte" Unterkunft. Für die übrigen Touristen gibt es Campingplätze rundherum. Naturverbundenheit und Entspannung machen sich auch im übrigen Angebot bemerkbar - ein Minimarkt, eine Strandbar und ein Restaurant reichen hier völlig aus. Eine willkommene Ablenkung zum Überangebot am Festland.
Den ersten Tag nutzen wir, um den Trans Catalina Trail nach Little Harbor zu gehen - etwa 16km. Schon direkt am Anfang freue ich mich, dass es Dezember und somit nur 18 Grad warm ist, als wir losgehen. Die Steigungen - besonders zu Beginn - sind ein ordentlicher Test für die Kondition. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, den Trail bei 30 Grad oder mehr zu gehen - vor allem auch deshalb, weil es quasi keinen Schatten unterwegs gibt. (Diesem Umstand ist es auch geschuldet, dass ich den ersten Weihnachts-Sonnenbrand meines Lebens bekommen habe.) Doch man wird schnell und reichlich für die körperliche Anstrengung belohnt - die Aussicht, die einen erwartet, ist einfach unglaublich. (Ich war sehr froh, meine Spiegelreflexkamera mitgenommen zu haben.)
Zwei besondere Begegnungen haben den Ausflug zusätzlich unvergesslich gemacht: Als wir uns in Little Harbor irgendwann vom Blick aufs Meer losreißen konnten und wieder retour gehen wollten, stand unvermittelt ein Bison-Bulle auf dem Campingplatz vor uns und graste friedlich neben einer Feuerstelle. Später auf dem Weg kreuzten sich unsere Wege erneut mit einem dieser beeindruckenden Tiere. Wir haben zwar vorher schon andere Bisons von weitem gesehen, doch diese unmittelbaren und recht nahen Begegnungen waren wirklich besonders. Die Bisons wurden ursprünglich für einen Filmdreh auf die Insel gebracht. Die Populationsgröße wird mittlerweile kontrolliert, doch abgesehen davon werden die Bisons weitgehend in Ruhe gelassen. An verschiedenen Stellen auf der Insel gibt es Hinweis-Tafeln zum Verhalten, wenn man auf Bisons trifft, denn grade vereinzelte Tiere oder Bisonkühe mit Jungtieren können auch aggressiv werden. Unsere Gastgeberin hat es zusammengefasst: Basically they're like wild pets, but you better don't try to pet them.
Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug mit dem Kayak gemacht. Auf einer kleinen Felsinsel, dem Bird Rock, haben wir vielen Vögeln beim Sonnenbaden zusehen können. Besonders toll, waren die Landeanflüge der Pelikane zu beobachten. Das eigentliche Highlight waren aber die Robben im Wasser und auf dem Felsen. Neben den typischen Geräuschen, bemerkt man die Meeressäuger vor allem am Geruch - oder eher Gestank. Dankenswerterweise nimmt man diesen aber nach kurzer Zeit nicht mehr wahr. Die Robben haben ebenfalls die Sonne genossen - auf dem Felsen und im Wasser. Im Wasser bleiben sie gruppenweise zusammen und liegen auf einer Seite, dabei halten sie eine ihrer seitlichen Flossen in die Höhe. Von weitem sieht das aus wie ein Schwarm sehr seltsamer Vögel. Als wir näher kamen, haben sie uns mit ihren Lauten begrüßt. Die meisten sind jedoch vor uns geflohen. Ein paar neugierige Robben kamen näher, eine ist sogar unter unser Kayak getaucht. - Uns ist dabei für einen kurzen Moment das Herz in die Hose gerutscht, schließlich sind sie deutlich agiler im Wasser als wir und trotz ihres niedlichen Aussehens Raubtiere. Mir ist außerdem durch den Kopf geschossen, dass es angeblich mehr Zwischenfälle zwischen Robben und Menschen als zwischen Haien und Menschen gibt. Doch der Moment währte nur kurz - die Freude über diese nächste besondere Begegnung mit Tieren in ihrer natürlichen Umgebung hat auf jeden Fall überwogen. - Wir haben das Grinsen den ganzen Tag nicht aus dem Gesicht bekommen.
Am Nachmittag sind wir dann mit der Fähre nach Avalon gefahren, um dort eine weitere Nacht zu verbringen. Avalon ist das totale Gegenteil zu Two Harbors - überall Geschäfte, Restaurants und Hotels. Trotzdem ist es noch immer irgendwie gemütlich, auch wenn deutlich mehr Touristen hier an Land gehen. Empfehlenswert ist jedenfalls das Restaurant The Lobster Trap - mein frischer Thunfisch mit Mango-Salsa hat jeden bisherigen Thunfisch in Vergessenheit geraten lassen.
Da am nächsten Tag ein Sturm angesagt war, wurden die Fährverbindungen in der ersten Tageshälfte gestrichen. Aufgrund des Feiertags waren viele Cafés etc. geschlossen. Wir haben daher die Stadt verlassen und sind zum Botanical Garden gewandert. Dabei haben wir ein bisschen mehr vom Leben der Inselbewohner mitbekommen und etwas das Hinterland erkunden können. Der Botanical Garden war leider ebenfalls geschlossen. Eine nette Inselbewohnerin hat uns daraufhin mit ihrem Golfcart - dem Haupt-Fortbewegungsmittel in Avalon - wieder mit in die Stadt genommen. Am Nachmittag wurden dann sämtliche Touristen in die einzige Fähre für diesen Tag verladen. An Bord wurden dann aufgrund des Sturms Spucktüten verteilt. Der Wellengang war tatsächlich beeindruckend. - Ich war sehr froh, dass ich schnell eingeschlafen bin und mir das allgemeine Unwohlsein nicht ansehen musste... Wieder an Land war mir eines klar: Santa Catalina Island und vor allem Two Harbors - ich komme wieder!