Veröffentlicht: 03.04.2019
Süd-Kalifornien ist für seine Wüsten bekannt - die drei größten sind Mojave Desert, Great Basin Desert und Colorado Desert (welche Teil der Sonoran Desert ist). Um den "Old West" bzw. "Wilden Westen" ranken sich Legenden und Geschichten, voller Hoffnungen, die die damaligen Siedler mitbrachten. Der "american dream" ist auch in dieser Zeit voller Aufbruchsstimmung begründet - jeder Neuankömmling erhoffte sich einen erschwinglichen Neuanfang, der im enger besiedelten Osten nicht möglich war. Allerdings stellt diese Ära auch ein dunkles Kapitel in der Geschichte dar, da die gewaltsame Verdrängung der ursprünglichen einheimischen Einwohner eine Begleiterscheinung der Siedlungsbewegung war.
Nachdem wir schon erste Wüsten-Impressionen im Joshua Tree Park und im Death Valley gesammelt haben, wollten wir nun auch den Frühling in der Wüste sehen und auch dort campen. Im März kann man es noch gut in der Wüste aushalten - tagsüber um die 30 und nachts dann 15 Grad Celsius. Durch den vielen Regen in Januar und Februar gibt es außerdem momentan besonders viele wilde Wild- und Wüstenblumen und sogar kleine Flüsse, die später im Jahr bereits ausgetrocknet sind.
Nach einer Übernachtung in San Diego - gemütliche Stadt mit tollem Flair - ging es weiter in den Anza Borrego State Park. Unser erstes Ziel war "The Slot", eine Wanderung durch einen kleinen Canyon. Zeitweise drückt man sich an den Felswänden entlang, um überhaupt vorwärts zu kommen und dann öffnet sich die Wüste und man steht - mal wieder - vor dieser unvorstellbaren Weite. Rechts und links des Weges und sogar an einigen der Felsen lauter Blumen, viele Raupen und noch mehr Schmetterlinge - die Wüste lebt. :)
Der ursprüngliche Plan für das erste USA-Camping-Erlebnis war es einen der Campingplätze anzusteuern, doch aufgrund der Springbreak-Ferien waren bereits alle Plätze belegt. Im Anza Borrego State Park ist offroad Camping erlaubt - wir haben uns also entschlossen das Abenteuer zu wagen - go big or go home.
Durch die Wüste verläuft ein Tal, dieses Tal ist gleichzeitig auch die Strecke (Straße kann man es wirklich nicht nennen) für den Verkehr. Ohne offroad-taugliches Fahrzeug kommt man vermutlich nicht sehr weit und selbst mit einem normalen Geländewagen wird man von den Profis in ihren aufgebockten Jeeps mit Allradantrieb, Dachzelt und diversem anderen Camping-Extras etwas belächelt.
Wir haben uns entlang der Strecke nach einem möglichen Stellplatz umgeschaut - die Faustregel ist, dass man nicht weiter als zwei bis drei Fahrzeuglängen abseits der Strecke parken sollte, um zu verhindern die Natur unnötig zu beschädigen. Die Wahl fiel auf eine Stelle in einer Kurve. Hinter uns ragt der Felsen auf dem die "Wind Caves", eine löcherige Felsformation, liegen in die Höhe und vor uns breitet sich die Wüste aus - ein unbeschreibliches Panorama. In Sichtweite außerdem ein RV, diese riesigen Camper sind hier wirklich viel unterwegs. Durch die "Nachbarschaft" haben wir uns irgendwie wohler gefühlt - man weiß ja nie, was passiert. ;)
Unser Auto wurde kurzerhand zum Schlafzimmer umgebaut. Zwei Stühle, ein Campingkocher und eine Feuerstelle wurden quasi zur Küche umfunktioniert. Es hat alles super funktioniert und für das erste Mal campen waren wir sehr gut ausgestattet. Später sind wir noch hoch zu den wind caves gewandert und haben die unbeschreibliche Aussicht und einen der schönsten Sonnenuntergang genossen.
Sobald die Sonne weg war, wurde es merklich kälter und ich war sehr froh, mir mehrere Lagen Kleidung mitgenommen zu haben. Auch das Feuer hat geholfen, sodass es trotzdem sehr gemütlich war in unserem Wüsten-Wohnzimmer. Eine Sache war einfach unvergesslich - der Sternenhimmel so weit ab von jeder größeren Lichtquelle. Ich weiß nicht , ob ich überhaupt jemals in Europa so viele Sterne gesehen habe. Es war wirklich ein ganz besonderes Gefühl! Mit so vielen Sternen, so viel Weite und beeindruckender Natur um sich herum, kommt man sich auf einmal ganz schön klein vor. Alltagsprobleme haben da gar keinen Platz mehr in der Wahrnehmung. :)
Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt. Die Ruhe wurde nach und nach von Vögeln und anderen Geräuschen durchbrochen und es hat sich irgendwie eine ziemliche Euphorie breitgemacht - wir haben die Nacht in der Wüste überlebt und werden zum Aufwachen mit noch viel mehr tollen Eindrücken belohnt. Aus lauter Freude musste ich einen kleinen Morgentanz aufführen - Gregor hat sich das aus dem Schlafsack heraus angeschaut. Ob sein Grinsen nur an meinen Verrenkungen lag oder auch an diesem Wüsten-Morgen-Spektakel weiß ich nicht genau... ;)
Nach dem Frühstück haben wir alles zusammengepackt, um noch eine weitere Wanderung zu einer Wüstenoase zu machen. Das Schöne ist - ähnlich wie in Europa - verbindet die Natur irgendwie und man fühlt sich als ob man einer eingeschworenen Gemeinschaft angehört. Auf dem Weg zurück zur befestigten Straße nickt man sich als Wüstencamper freundschaftlich zu und lächelt wie man eben lächelt, wenn man diese großartige Natur so unmittelbar erfahren durfte.
Der "Borrego Palm Canyon Trail", eine Wanderung zur Oase war ebenso atemberaubend: Nach einigen Kilometern durch ein blühendes Tal, entlang an einem Fluß, geht es den Hügel hoch und von weitem sieht man bereits die Palmen der Oase. Alles blüht, Raupen kreuzen den Weg, ab und an hört man Murmeltiere rufen. In der Oase lässt es sich wunderbar im Schatten der riesigen Palmen rasten. Nach einer Verschnaufpause haben wir dann noch die Felsen drumherum erklettert, einen kleinen Wasserfall gefunden und die Aussicht in das blühende Tal genossen. Beim Rückweg haben wir noch einen Halt am Fluss eingelegt und uns erfrischt - kaltes Flusswasser im Gesicht ist das beste in der Wüstenmittagshitze! Als wir wieder am Auto angekommen sind, waren wir sehr glücklich aber auch ziemlich erschöpft und haben uns sehr auf unsere Dusche und unser Bett zu Hause gefreut.