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Tag 8 - Von Redondela nach Pintevedra

Veröffentlicht: 05.06.2019

Erstmal muss ich mich für das abrupte Ende von gestern entschuldigen - ich bin während dem Schreiben schon auf dem Sofa eingeschlafen und dann ging nicht mehr mehr😂🙈😴

Somit also nachfolgend ein paar Worte zum gestrigen Nachmittag...

Nach der Pause ging es, nur unterbrochen durch einen Halt bei der Bank sowie beim Lidl😉, motiviert weiter in Richtung Redondela. Uns war ja klar, dass dies eine sehr lange Etappe werden würde und wir wollten voran kommen. Allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Steigungen auf der Etappe gemacht - es war zwar nicht die Etappe mit dem höchsten Punkt, dafür aber die mit den meisten Steigungen, die man anschließend dann genau so steil wieder nach unten muss - also die Wahl zwischen Pest und Cholera bei 10kg auf dem Buckel😖 Dies führt nun leider dazu, dass man zwar 1 Std. geht, dabei aber gefühlt nur um die 100m zurücklegt. Waren die Wegsteine mit den verbleibenden km bis Santiago zuvor noch eine schöne Info, so sind sie jetzt einfach nur demotivierend und nervig - hätten wir einen Vorschlaghammer, gäbe es jetzt durchaus ein paar weniger davon🙈😇

So Mühen wir uns also voran und kommen gefühlt dem Ziel aber trotzdem nicht näher...🙄🥴 In Arcos stoppen wir noch aus ein Glaserl Wein, denn schliesslich heißt es ja „no vino - no Camiño“😜 Aber die letzten Km entpuppen als wahre Vorstufe zur Hölle - die Füße schmerzen wie noch nie und jeder Schritt wird zur Qual! Unterwegs treffen wir noch auf Mario aus Jersey (USA), der mit einer 18 Personen Truppe unterwegs ist - in den letzten Tagen hatten wir die Herrschaften mit den blauen Shirts schon öfter gesehen. Mario ist wirklich ein Phänomen - er ist von stattlicher Figur, stets im Schlendergang unterwegs und hat immer ein Lächeln im Gesicht, so dass man (hallo dumme Vorurteile🤨) meinen könnte, dass er das nie packen würde. Er ist tief gläubig und ein somit ein echter Pilger und er zieht den kompletten Weg durch - einfach ein super-Mario! Aber genau diese Begegnungen sind es, die diesen Weg so besonders machen - auch wenn sie eben manchmal nur temporär sind... So schaffen wir es zu fünft noch bis Padron, bevor die Damen der Truppe einen kurzen WC-Stopp bei der Bar O Corisco einlegen müssen. Zu diesem Punkt schließen wir dann zu viert einen Pakt - nach 31,5km und 12 Stunden Marsch ist heute nicht mehr drin🥺 Mario wird den Rest der Etappe alleine zu Ende laufen💪🏻👍🏻 Wir rufen ein Taxi, welches uns die letzte 4km zu unserer Unterkunft bringen soll und Morgen werden wir dann mit dem Taxi zur Bar zurückkehren und ab dort dann starten - so laufen wir tatsächlich alle km des Camino und müssen uns heute nicht noch weiter quälen.

In der nicht besonders schönen Unterkunft heißt es dann nur schnell duschen, im Supermarkt etwas zum Abendessen (Semmeln, Käse und etwas Wurst sowie etwas Verpflegung für den morgigen Tag) kaufen, schnell essen und ins Bett. Wir schlafen alle wie die Steine, sind aber trotzdem am nächsten Morgen noch völlig platt😩

Nun zum heutigen Tag...

Morgens sind wir alle immer noch recht kaputt, obwohl wir wie die Steine und auch länger geschlafen haben. So richtig nach laufen ist heute auch keinem zumute und dementsprechend verhalten ist dann auch der Start. Nach einem schnellen Frühstück mit den Resten von gestern geht es gegen 09:00 Uhr aber dennoch los - erstmal ein Taxi organisieren das uns zurück zur Bar bringt😁 Dort angekommen bestellen wir unseren Morgenkaffee und verwirren damit die Besitzerin - sie erinnert sich an uns von gestern und wundert sich nun, warum wir plötzlich schon wieder da stehen😅 Nach einer kurzen Erklärung gibt es einen Daumen hoch und kostenlose Gebäckstücke für uns - sowas ist ihr offensichtlich auch noch nicht oft untergekommen😜😆 

Wir packen zusammen, öffnen die Tür und plötzlich stehen Chris & Josy vor uns - mit ihnen hatten wir in São Simão die Herberge geteilt. Wo man sich per Handschlag verabschiedet hat wird sich nun bei der Begrüßung einfach umarmt - ich liebe diese Besonderheit des Camino einfach!😍

Nun endlich geht es los und wir kommen gut voran. Trotz der Anlaufschwierigkeiten und des gestrigen Tages läuft es irgendwie und auch das Bergauf/bergab - das heute nochmal schlimmer/häufiger  ist als gestern - geht ganz vernünftig. Die Strecke an sich beinhaltet wunderbare Wege durch Wälder und kleine Orte, aber auch fürchterliche Abschnitte über Asphalt und auch meinen meist gehasste Abschnitt an der Schnellstraße... Nach 20km und gegen 15:30 Uhr kommen wir an ein Schild - Bar und 50m😃 Unsere Rettung naht, denn seit etlichen km kam nichts mehr und wir brauchen dringend was zu essen und eine Pause. Der kleine Umweg wird also in Kauf genommen (wäre früher vielleicht nicht der Fall gewesen) und erweist sich als unglaublicher Glücksgriff😍 Der Besitzer ist unglaublich nett (zum Radler gibt es erstmal ein kostenloses kleinen Salami-Baguette☺️) und auch das Essen sowie der anschließende Kaffe (wieder garniert mit einem kostenlosen Keks☺️) sind super lecker. Zum Abschied gibt es den üblichen Stempel in den pilgerausweis und den Tipp, den etwas längeren, dafür aber schöneren Weg am Fluss entlang zu nehmen. Der Tipp erweist sich als richtig, nur enden will der Weg scheinbar gar nicht mehr🥴🙈😂 Nach rd. 28km erreichen wir dann aber doch recht erschöpft unser schönes und vor allen sauberes Appartement für die heutige Nacht - wir sind absolut happy👍🏻😊

Also heißt es mal wieder duschen, Wäsche anmachen, Supermarkt, Wäsche aufhängen und dann gaaanz dringend was essen. Nach zwei solchen mega-Etappen gönnen wir uns heute etwas und gehen in eine hervorragende Tapperia - vom Sangria, über den Pulpo, die piementos de padron, den croquettas etc. alles einfach ein Gedicht und für 20,-€ pro Nase auch wirklich nicht teuer. Wir sind satt, glücklich und zufrieden und gehen gegen 23:00 Uhr zu Bett - mögen geht es dann um 07:00 Uhr los auf die nächste Etappe - diesmal „nur“ 21km😉

Ich könnte noch so viel mehr schreiben, über die tollen Gespräche, über witzige Momente, weitere tolle Begegnungen, aber dann käme ich gar nicht zum schlafen🤭😬 Daher Ende ich erstmal für heute und wünsche Euch allen auch eine gute Nacht😘

Eure Peregrinas 

Sandra & Dani

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