Veröffentlicht: 06.09.2017
Seit dem letzten Eintrag ist einiges passiert. Unmöglich alles wichtige jetzt aufzulisten. Zu viel schöne, sonnige, salzige, sandige, windige, heiße, fettige und alkoholische Momente. Die Orientation days an der California State University San Marcos begannen sofort mit einem ordentlichen Knaller. Bei der Poolparty aus Smalltalk und Tüten voller amerikanischer Billigsüßigkeiten verloste irgendeine Agentur irgendeinen Trip nach Las Vegas mit irgendwelchen VIP Partys und alle Exchange Students aus irgendwelchen Ländern haben irgendwie an der Verlosung teilgenommen und irgendwie laß der 1,55m große Promoter dann meinen Namen vor. Irgendwie hatte ich das Glück nach nur wenigen Stunden oder teilweise Tagen die Art von Freunden gefunden zu haben mit denen man das Gefühl hat sie schon Jahre zu kennen. Fast forward a few days und ungefähr 14 Leute standen auf der Liste, die Anfang September am Labour Day Weekend, ein großer Feiertag in den USA, den Eintritt in die größte Glitzer - und Partywelt der Welt ermöglichte.
Fortsetzung folgt.
Das Unileben kam schneller und zeitintensiver als erwartet. Während in Deutschland der Prof am Anfang der ersten Vorlesung mehr oder weniger gelangweilt die Inhalte umreißt und durchblicken lässt, dass es ihm am Arsch vorbei geht ob man zur Vorlesung erscheint, solange man am Ende aus A,B,C oder D das Richtige auswählt, läuft es hier etwas anders ab. Die Klassen oder Courses bestehen aus ca. 30 bis 50 Leuten, selten mal aus 150. Das Verhältnis von Prof zu Student ist unmittelbarer, greifbarer, nicht so anonym. Es wird tatsächlich versucht sich die Namen zu merken, der Blickkontakt ist länger und die Gespräche intensiver und lustiger. Charisma haben sie hier, das muss man ihnen lassen. Jede Woche sind Assignment oder Hausaufgaben fällig, die einen zwingen seine 4 Buchstaben in der Library zu parken und sich wirklich mit dem Stoff auseinander zu setzen. Bei 40 Grad und jeden Tag eine andere Unternehmung im Kalender nervt das zwar, ist aber zu verkraften.
Wenn man über die ersten Wochen "Alltag" im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nachdenkt, fällt einem auf, dass die Uhren hier natürlich anders ticken wie am anderen Ende des großen Teichs. Alles ist etwas oder sehr viel größer, lauter, dreckiger, pastellfarbener und teurer wie in Deutschland. Aber auch wärmer, freundlicher und freier.
Auf den freeways und interstates durch Kalifornien zu fahren fühlt sich affengeil an. Obwohl es zeitweise bis zu 12 (!) Spuren pro Richtung gibt und alle paar hundert Meter Reifen und kleine Trümmerteile von Auffahrunfällen rumliegen (zumindest auf dem Abschnitt Escondido - San Diego) fühlt man sich einfach frei wenn der Wind durch die Haare fährt und die Sonne die Haut zuerst rot (sorry Carla an der Stelle, ich hab mich eingecremt, versprochen:P) und dann braun färbt. Keiner kann einem was und man merkt, dass der Moment wichtiger ist als die Digitalanzeige der Uhrzeit neben der Frequenzangabe im Radio. Dass der Auspuff der lastwagengroßen Pickups mit dem Durchmesser von 2 Männerfäusten auf Brusthöhe eines stehenden Mannes mit 120 Dezibel auf der Nebenspur seine Abgase aus den Brennräumen seines V8 Motors bläst, ist normal.
Nach der ersten Uniwoche an der es tagsüber über 40 Grad hatte, stand am Freitagmorgen der Bus bereit, der uns nach Vegas brachte.
Residiert wurde im Luxor Hotel und Casino, der riesigen schwarzen Glaspyramide am Strip, die man aus Filmen wie Hangover und Oceans kennt. Wem diese Filme nichts sagen: Nachholen !
Nach dem obligatorischen Alkoholeinkauf am Strip streiften sich die Jungs ihre Hemden und die Mädels ihre Kleider über den Körper und wir torkelten in den Bus, der uns ein paar Hotels weiter zur Party brachte. In Las Vegas besteht die Lobby eines jeden Casinos am Strip aus einer riesigen unübersichtlichen Fläche aus Automaten, Bars und Spieltischen in denen die Luft angenehm kühl und mit extra viel Sauerstoff aufbereitet ist, damit die Kundschaft um 4 Uhr morgens nicht müde ins Bett fällt, sondern immer weiter und weiter Dollars in die Maschinen und Dealer steckt. Auch bei uns hat das gewirkt.
Die Partys von Major Lazer, David Guetta, Marshmellow, Alesso und Co. gingen ab wie Feuer. In der Mitte ein Riesenpool, die Leute darin mehr oder weniger bekleidet und drum herum Licht, Alkohol und Lärm.
Geschlafen wurde in den drei Nächten nur 1x so halb.
Nach Stunden von unfassbar viel Spaß, Bier, witzige Gesprächen, Bier, Schnaps, Bier, Casinos, Dollarscheinen, Musik, Bier und Schnaps steuerte man schon bei Helligkeit wieder ins Luxor zurück. Durch die Luft in den Casinos aber war man innerhalb von 20 min. wieder wach und schob noch ein paar Dollars in die Automaten. Dass man dabei kostenlos Getränke bekam war sehr angenehm.
An dieser Stelle vielen Dank an die überragende Crew, ich hatte eines der besten Wochenenden aller Zeiten !
Die Heimfahrt dieses mal mit dem Auto durch 10 Stunden Wüstenlandschaft nach 4 Tagen Vollgas war anstrengend aber unfassbar schön und beeindruckend. Wenn einem allerdings irgendwas am Auto verreckt (was zum Glück nicht passiert ist) sollte man sich bei 45 Grad und 0 Handynetz schnell was einfallen lassen bevor man sich in absoluter Menschenleere überlegt wem man sein iPhone und den Fernseher vererbt.
Hier läufts. Stay tuned.