Veröffentlicht: 24.07.2023
20.07.23
Vom Süden des Landes fahre ich heute gut 80km Richtung Norden, in die Hauptstadt, Pristina. Die City hat ca 200.000 Einwohner*innen und gilt als sehr junge und dynamische Stadt. Das Land selbst hat außerdem die jüngste Bevölkerung in Europa. Die Stadt ist Dreh und Angelpunkt des Landes und somit auch kulturelles, wirtschaftliches und politisches Zentrum.
Gegen Mittag erreiche ich die Stadt, die fast aus dem Nichts plötzlich vor mir auftaucht. Drum herum viel weite Natur und meinem Eindruck nach wenig Zivilisation.
Dass die Stadt aber äußerst lebendig und beliebt ist merke ich bereits am ersten Kreisverkehr. Neben dem hohen Verkehrsaufkommen, fallen mir erneut die vielen schweizerischen und deutschen Nummernschilder an den Autos auf. Gefühlt jedes 5. Auto hat ein ausländisches Kennzeichen. Es scheint Hochsaison zu sein und die Menschen nutzen die Urlaubszeit, um in ihre Heimat zurückkehren, Familie und Freunde zu besuchen.
Zu Beginn catcht mich dieser Vibe. Es ist aufregend, mit einem Mal Teil Dieses Lebensgefühls, Teil dieser Bubble zu sein.
Doch dieses Hochgefühl hält vorerst nicht all zu lange an, denn die Parkplatzsuche gestaltet sich alles andere als einfach. Zum einen gibt es insgesamt wenige Einträge auf Park4Night, zum anderen ist die Stadt auch einfach voll mit Autos. Bürsti ist auch einfach etwas zu groß gewachsen..
Am liebsten hätte ich die Stadt direkt wieder verlassen. Doch ich hatte berists einen Tattoo Termin für den kommenden Tag.
Um der stark abfallenden Stimmungskurve etwas entgegen zu halten, hielt ich am nächsten Supermarkt. Kalte Lemon Soda und ein paar Cookies haben sich in solchen Situationen noch meistens bewährt.
Draußen auf dem Parkplatz, werde ich dann einmal mehr angesprochen. "Deutsch? " "Ja!" "Ahhhhh, wie geht es dir mein Freund? Alles gut? Ja, Nein, Danke".
Netter Typ. Lustiges Gespräch auf deutsch und englisch. Er fragt, ob er mein Wohnmobil anschauen darf. Na sichi.
Für die meisten ist das schon etwas besonderes und eher unbekanntes, dass Menschen wie ich, auf diese Art durch Europa reisen und das auch noch alleine. Die Reaktionen sind dann trotz ein wenig Unverständnis, meist sehr positiv. Für einige ist das wahrscheinlich schon ein wenig strange und obwohl ich diese Situationen mittlerweile kenne, fühle ich mich manchmal auch ein wenig strange. Ich habe schon das Gefühl hier noch mehr aufzufallen, als zum Beispiel in einigen Regionen in Albanien. Ich habe bisher nur ein anderes Wohnmobil gesehen.
Wie auch immer. Eigentlich ist es oft genau das, was eine Reise aufregend und spannend macht. Diese Begegnungen lösen etwas in mir aus, beschäftigen mich nachhaltig und hinterlassen meistens bleibende Eindrücke.
In diesem Fall rettete mir die hilfsbereitschaft des Mannes den Tag. Er fragte ob ich einen Parkplatz bräuchte und bat mir an, den in der Nähe seines Cafés nutzen zu können. Perfekt. Er fuhr voraus, ich hinterher. Ein idealer Parkplatz, mit etwas Schatten, neben einem Park, ca 3km vom Stadtzentrum entfernt.
Unmittelbar am Parkplatz abgrenzend, lädt ein kleines schattiges Café zum verweilen ein. Mein neues Stamm-Café.
Bevor ich mich erneut in das Getümmel der Hauptstadt stürze, genieße ich hier noch ein wenig die Ruhe und die aushalbare Temperatur unter dem Bäumen.
Meine erste Anlaufstelle im Zentrum sollte dann ein second Hand Shop werden. Wer braucht schon Kultur wenn die Möglichkeit besteht sich durch müffelnde Kleiderberge zu wühlen, auf der Suche nach einem fancy Vintage Teil, dass eigentlich nur noch dann in einem meiner überfüllten Schränke Platz hat, wenn ich wie letzte Woche eines meiner T Shirts auf einem Festival verliere.
Vintage & Art heisst der Laden und zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass die Auswahl als Mann sehr stark begrenzt war. Als Trost redete ich mir ein, mal wieder eine Sonnenbrille brauchen zu können.
Ich radelt noch ein wenig ziellos durch die Gegend, um wenigstens ein bisschen was von Pristina gesehen zu haben. Ist letztendlich auch nur eine Stadt, die einen tatsächlich einen jungen, lebhaften Charakter hat. Mir war das allerdings fast schon etwas zu lebhaft, weshalb ich recht bald zu meiner Base zurückkehrte.
Schatten und Ruhe und vielleicht einen Kaffee, das war doch eigentlich alles was ich wollte.
Auf Maps sah ich dann durch Zufall, dass sich ein großes Freibad, umgeben von Wald, nur 2km von mir entfernt war.
Schatten + Wasser ist dann irgendwie doch auch besser als nur Schatten.
Also auf ins Schwimmbad. Gute Entscheidung. Weit entfernt von den protzigen SUVs und anderen heißen Schlitten lässt es sich sich ganz gut aushalten.