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High Five Seresin #1

Veröffentlicht: 19.07.2019

Zwei Autostunden später fanden wir uns inmitten unzähliger Weinfelder wieder. Nach einem kurzem kennen lernen mit J., dem Vineyard Manager, und der Vereinbarung im Laufe des Tages alle notwendigen Unterlagen zuzusenden, sollten wir am nächsten Tag direkt anfangen. Caro war sich ziemlich sicher den Job in der Tasche zu haben, doch Tim traute der Sache nicht hundert prozentig. Wir verbrachten den letzten Tag als Arbeitslose in der nächsten Stadt Blenheim, schlenderten ein wenig umher und genossen das tolle Wetter.

Ein solcher Sonnenaufgang war keine Seltenheit


Am nächsten Morgen klingelte um 5 Uhr morgens der Wecker. Etwas müde machten wir uns vom nahegelegenen kostenlosen Campingplatz auf dem Weg zum Seresin Yineyard. Die zehn minütige Autofahrt dahin genossen wir sehr. Sie führte ununterbrochen vorbei an unterschiedlichen Weingütern. Rechts und links waren tausende Weinreben zu sehen, Berge markierten die Grenzen am Horizont. Das Marlborough Wine Country gilt als größtes Weinanbaugebiet Neuseelands. Hier werden 60 Prozent der nationalen Traubenernte gewonnen. Da fährt man schon mal eine Weile und fühlt sich so, als hätte jemand ganz häufig copy und paste gedrückt 😉. Nun zum ersten Arbeitstag. Wir bekamen zunächst eine kleine Geschichtskunde und die gängigen Sicherheitsunterweisungen und einige Unterschiften durften auch nicht fehlen. Typisch deutsch studierten Caro und ich diese selbstverständlich etwas ausgiebiger als wohl üblich. Nach einigen Fragen konnten wir dann auch schon starten. Vineyard Manager J., ein äußerst aufgeweckter Typ brasilianischer Herkunft, zeigte uns seinen Arbeitsplatz. 155 Tausend Bäume verschiedenster Weinsorten in vielen Feldern und Reihen, puh da wird’s doch wohl genug für uns zu tun geben? Mit einem Ute, wie der Kiwi es nennt, ging es ziemlich holprig zu. Neben den Trauben gab es auch Olivenbäume und einige verrückte Tiere. Zum Beispiel die Ziegen, eine liebevoll Pablo genannt, die ständig aus ihrem Gehege ausbüxten, um sich an den süßen Trauben oder den Pflanzen im Gemüsegarten zu bedienen. Das Einfangen und zurück treiben gestaltete sich dabei äußert schwierig, wovon Tim ein Lied singen kann. Außerdem gab es noch einige Schafe, Rinder sowie die zwei Schweine Bacon und Prosciutto. Ja, das waren wirklich ihre Namen. Auch glückliche Hühner, mit zwei sehr aggressiven Hähnen und vier schnatternde und ständig nach Essen suchende Ente lebten dort. Ihr könnt auch das fast wie ein kleiner Bauernhof direkt in einem Vineyard vorstellen.


Wir waren vom ersten Anblick überwältigt und gleichzeitig gespannt welche Art von Arbeit uns erwartete. Gemeinsam mit der französischen Backpackerin L., die hier schon seit einige Zeit arbeitet, ging es mit unserem zukünftigen Arbeitsfahrzeug, einem Mule (leider kein Esel, sondern eine Art Golfwagen), zum Block Osip. Hier wächst das Herzstück von Seresin, der Pinot Noir. Unsere Aufgabe für die nächsten Wochen war es Netze zu schließen, die bereits über die Weinreben gezogen waren. Diese dienten als Vogelschutz. Das bedeutete, neun Stunden täglich den Berg hoch und runter laufen und alle drei Meter eine Kniebeuge machen. Bei über 28 Grad und praller Sonne, gerieten wir dabei an unsere Grenzen. Natürlich vielen uns bei der Arbeit die noch sehr klein und pink gefärbten Trauben auf. Doch dieser offensichtlich noch nicht völlig reife zustand schütze die Früchte nicht vor Caro, die jeden Tag auf neue kostete.

Uns war bereits nach dem ersten Tag bewusst, welch ein Glück wir mit diesem Job hatten. Das Team machte einen super lustigen und sympathischen Eindruck, wodurch wir uns sehr herzlich aufgenommen fühlten. Obendrein durften wir mit Odhi kostenlos auf dem Vineyard übernachten und auch die Toilette sowie Küche im Pausencontainer mitbenutzen. Da wir keine Unterkunft benötigten, konnte das Auto seinen Sinn erfüllen und wir hatten außer unsere eigene Verpflegung keine zusätzlichen Kosten. Es gab sogar Tage, an denen wir Fleisch von den Rindern und selbstverständlich Wein bekamen. So schnell konnte sich alles ändern. Einige Tage zuvor dachten wir über die Rückkehr nach Deutschland nach und schwups fanden wir uns an einem so wundervollen Ort wieder.

Caro konnte hier endlich wieder ihrer Leidenschaft des Kuchenbackens nachgehen.

In den folgenden Tagen vergrößerte sich auch das Team des Vineyards. Neben zwei Kiwis und der Französin folgten noch drei weitere Franzosen. Manchmal fühlten wir uns nicht wie in Neuseeland, sondern wie in einer südfranzösischen Weinprovinz. Es machte so viel Spaß in einem internationalen Team zu arbeiten und Caro trainierte täglich ihr Englisch. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kulturen war sehr interessant und wir konnten viel dazu lernen und auch weitergeben. Auch einige der sommerlichen Feierabende wurden gemütlich mit kostenlosem Bier und Schnacks genossen.


Die Arbeit mit den Netzen wurde nach den ersten Tagen ziemlich langweilig und wir waren froh als wir neue Aufgaben bekamen. Dazu zählten unter anderem „Thinning“, das selektieren der besten Früchte, Pflege des Gemüsegartens sowie Birdscaring, wobei Vögel aus den Weinfeldern verscheucht wurden. Diese Aufgabe wurde mit unserem Lieblingsfahrzeug dem Mule erledigt und hatte vor allem die ersten Tage viel Spaß gemacht. Doch mit der Zeit kam es einem sinnlos und ermüdend vor, denn die Vögel kehrten schnell wieder zurück und dass trotz regem Austausch über die beste Methode. Stattdessen fanden wir eher Gefallen daran Hasen und Fasane zwischen den Weinreben zu jagen.


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