Veröffentlicht: 23.11.2019
Autokauf, Benzin, Tauchen gehen, Essen gehen, Campinplatz. Die Ausgaben sind Zahlreich. Zwar haben wir die Urlaubskasse vor unserem Abflug gut gefüllt aber dennoch ist ein komisches Gefühl immer nur Ausgaben und keine Einnahmen auf dem Konto zu sehen.
Auf unseren Visas steht außerdem auch "Working Holiday" und irgendwie gehört es auch einfach dazu.
Den notwendigen Papierkram (Steuernummer etc.) hatten wir die letzten Wochen schon nebenbei mit erledigt. Das ging auch alles schnell entspannt online (aufpassen Deutschland- da kannste noch was lernen). Da wir auch auf Baustellen arbeiten wollten (besserer Stundenlohn) mussten wir ebenfalls noch eine "White card" ablegen. Das ist so ne Art Sicherheitsunterweisug, dauert einen Vormittag und besteht am ende darin, dass man ein Text durcharbeiten und einen Kreutzeltest ausfüllt(während man den Text noch auf dem Tisch hat- nachschlagen ausdrücklich erlaubt). Im praktischen Teil mussten wir dann zeigen wie man einen Helm aufsetzt und eine Signalweste anzieht- kein Scherz.
Schließlich haben wir dann doch etwas gefunden: eine Firma namens Greenstaff verspricht 24AUD die Stunde 8h/Tag 5 Tage die Woche - das klang gut! Beim Vorstellungsgespräch dann die Enttäuschung: es handelt sich um eine labour-hiring-company. Was im Klartext heißt: keine Festanstellung sondern Tagelöhner - man bekommt jeden Tag ein Arbeitsangebot per SMS für den nächsten Tag, falls es Arbeit gibt. Um was für arbeit es sich dann jeweils genau handelt erfährt man immer erst vor Ort. Aus Mangel an Alternativen haben wir es dann versucht, was hatten wir zu verlieren?
Am Ende müssen wir aber sagen, dass wir doch ganz zufrieden wahren. Die meisten Tage hatten wir dann doch Arbeit
Die Bandbreite war groß:
8 Tage lang haben ein Bewässerungssystem für ein Cricketfeld ausgehoben. Der Boden bestand aus klebrigem Lehm, den wir erst mit Brechstangen bearbeiten mussten eh sich überhaupt was buddeln ließ. höllisch anstrengend und warm.
Den Job haben wir nach einigen Tagen gekündigt, weil uns der Vorabeiter mit unserer overtime( also Überstunden) bescheißen wollte und Caro auch nicht super viel Spaß am Tor zu arbeiten hatte.In einer elitären Privatschule haben wir Pflanzkübel für das Dach der neuen Turnhalle präpariert. Das war vielleicht einer der besten Jobs und die Aussicht war genial.
Dazu kamen dann noch ein paar kleinere Jobs immer für einige Tage: private Gärten bepflanzen oder mal einfach einen Tag auf einer Baustelle Schutt aufräumen.
- Es war zum Teil sehr anstrengend, im großen und ganzen hatten wir aber Spaß. Einfach mal eine Abwechslung
-Im Vergleich zum rumreisen konnten wir viel mehr Englisch sprechen und auch einen viel besseren Einblick gewinnen wie die Aussies so ticken- jedenfalls die auf den Baustellen.
- Der Mindestlohn ist in Australien etwas besser als in Deutschland: -19,49 AUD pro Stunde (ca.11,60€)
-Als "Casual" (man könnte es als Tagelöhner übersetzen) bekommt man keinen Urlaub und keine bezahlten Krankentage dafür aber 25% mehr Lohn
-Jährliche Steigerungen für die nächsten Jahre sind schon festgeschrieben
-für Überstunden, Sonntagsarbeit und Spät/Nachtarbeit gibt es richtig Geld das können schnell mal +50% oder +100% werden. Davon kann man in deutschen Krankenhäusern nur träumen.
-was wir wieder nicht so gut fanden ist, dass eben nicht nur Backpacker "Casual" arbeiten sondern eben auch viele Australier das hauptberuflich machen. Ohne echten Arbeitnehmerschutz -eine "Mentalität" die, unserer Einschätzung nach, eher der der USA ähnelt.
Die: "Schüttet mal das Loch zu"
Wir: "klar, los gehts"
Die:"...Ach Mist da fehlt ja noch n Kabel! könnt ihrs doch nochmal ausbuddeln😅?." - kam mehrfach vor🙄
Die: "Oh wir haben ein Stromkabel ausgebaggert...Das sollte eigentlich nich sein....ähm...könnt ihr das mal n bisschen freilegen, damit wir gucken können was das ist?"
Wir:"na is denn da eigentlich Strom drauf"
Die:"Ähm... guter Einwand am besten wir fragen erstmal die Elektriker"
Wir:😑
Und - weniger Lustig-hatten wir mit einem Französischem Chef:
Er:"Der Erdhaufen hier wurde letzte Woche ausgebuddelt, könnte ihr den bitte mit Schubkarren vors Haus karren"
Wir" Na klar, Los gehts!"
Er, nach 15 Minuten"Achja und wenn Ihr solches Gewebe findet dann werft das mal in den roten Eimer"
Wir"was denn fürn Gewebe"
Er"Na ich kenn den Namen nicht aber jedenfalls isses ungesund"
Wir:"meinst du Asbest?"
Er:"Ne...naja...ich bin nich sicher...oder äh...doch es ist Asbest, denk ich jedenfalls" und Zieht ein großes Stück aus dem Eimer.
Das wir nicht weiterarbeiten wollen hat er nicht verstanden aber er war trotzdem nett als wir gegangen sind. Unsere Firma hat sich ihn später vorgeknöpft.
Dazu muss man wissen, dass die Australier viele Probleme mit Asbest haben. Es kommt in einigen Regionen als Mineral im Boden vor und wurde dort früher auch abgebaut. Und auch wenn es mittlerweile nicht mehr verbaut wird, findet man es noch in vielen alten Gebäuden, mehr noch als in Deutschland. Für den Umgang damit wird eine ganze Qualifikation gefordert. Und es gibt viele große Betriebe die sich ausschließlich damit bedingen kontaminierte Asbesterde zu Beräumen. Selbst an den Highways machen die Werbung dafür. Das ganze ist also kein Nieschenproblem.
Dieser Eine Typ jedenfalls schien das Problem nicht so ganz zu verstehen. Als wir gegangen sind buddelte er fröhlich weiter, ohne jeglichen Atemschutz, und so wie er mit uns über das Thema geredet hat scheint er das schon immer und schon oft genau so gemacht zu haben. Auch als wir ihm nochmal erklären wollten warum er das lieber lassen sollte schien ihn das nicht weiter zu kümmern. Bitter. vor allem weil er auch kleine kinder hatte.