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09/08/2022 bis 10/08/2022 - 5.Etappe von Bihac nach Sarajevo / Bosnien und Herzegowina (315 Kilometer)

Veröffentlicht: 11.08.2022

Heute begrüßte uns der Tag mit Regen, Nebel und nur 20 Grad. Wir bereiteten Unterwegs-Verpflegung vor, denn wir hatten fast 6 Stunden Fahrt vor uns. Wir fuhren einmal mehr durch verlassene Gegenden und viele größere und kleinere Ortschaften. Dieses Mal nicht, weil wir Mautgebühren sparen wollten, sondern weil es in Bosnien und Herzegowina keinen schnelleren Weg gibt. Kurz vor Sarajevo gibt es ein Stück Autobahn, welches wir dann auch nahmen, denn wir hatten keine Lust mehr hinter langsamen Lkw's her zufahren. Wir sahen die Stadt von einem Berg aus vor uns liegen und dachten im ersten Moment „oh, sieht aber nicht schön aus“. Auf einem nächsten Berg, viele kleine Häuser direkt aneinander gereiht und im Tal vor uns Plattenbauten. Wir fuhren mitten durch die verstopfte Stadt und sahen einige Häuser, die noch immer vom Krieg gezeichnet sind. Dann kamen wir in einer kleinen Nebenstraße an, parkten unser Auto und fanden eine top-eingerichtete Wohnung, für sehr kleines Geld, vor. Wir liefen in die nahe gelegene Altstadt. Uns bot sich eine bunte kulturelle Mischung, Frauen in kurzer bauchfreier Kleidung und völlig verschleierte Frauen, blonde und dunkelhaarige Menschen, Moscheen und Kirchen, Basare und europäische Einkaufsstraßen. Die Altstadt wurde nach dem Krieg renoviert, aber nicht zu sehr und das war auch gut so, denn das gibt der Stadt einen ganz besonderen Charme. Wir hatten uns ein kleines uriges Restaurant zum Abendessen ausgesucht und wurden hier sehr freundlich, in deutscher Sprache, bedient und aßen sehr lecker. Zum Abschluss des Tages gab es in einer kleinen Shisha Bar inmitten des Altstadttrubels eine Wasserpfeife und einen türkischen Tee.

Am nächsten Morgen packten wir all unsere Sachen schon wieder zusammen und luden sie ins Auto. Wir fuhren aber noch nicht weiter, denn wir hatten uns noch eine besondere Tour durch Sarajevo gebucht – eine Foodtour. Wir trafen unseren Tourguide Alem. Er ist in Deutschland während des Bosnienkrieg geboren. Nach dem Krieg ist er mit seiner Familie wieder zurück in sein Heimatland und seine Stadt Sarajevo gekommen. Wir waren insgesamt 5 Stunden mit ihm und noch zwei jungen Dänen zu Fuß unterwegs. Alem zeigte uns sehr viel, zwischendrin probierten wir verschiedene typische Köstlichkeiten und er erzählte uns über die Geschichte der Stadt und das Leben der Einheimischen. Am 28.Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand von Gavrilo Princip ermordet. Damit begann der Erste Weltkrieg. Noch heute gibt es eine Gedenktafel und die Fußstapfen, wo der Attentäter gestanden hat. Darauf folgte unsere erste Mahlzeit – die besten Cevapi der Stadt. Wir besuchten das Rathaus, in welchem im August 1992 über 2 Millionen Bücher und Dokumente der National- und Universitätsbibliothek von serbischen Kriminellen verbrannt wurden. Von hier aus hatten wir einen Blick auf einen der Berge, die die Stadt umgeben, und seine Seilbahn, die für die Olympischen Winterspiele von 1984 gebaut wurde. Wir schlenderten durch die Straße der Kupferschmiede und schauten uns an, wie noch richtige Handarbeit funktioniert. Sarajevo wird auch als das Jerusalem Europas bezeichnet. Wir kamen in die Straße, in der sich nur wenige Meter voneinander eine Moschee, eine alte orthodoxe Kirche, eine Synagoge und eine römisch-katholische Kirche befindet. Hier gab es dann auch die nächsten zwei Gerichte – einen Pie und eine Suppe. Es ging vorbei am türkischen Wasserbrunnen, der den Treffpunkt der Stadt schlechthin bildet, und weiter durch die engen Straßen, die von kleinen Geschäften, Kaffeehäusern und Sisha Bars gesäumt waren, bis zum Taslihan, einer der größten Karawansereien aus der osmanischen Zeit. Wir sahen eine alte osmanische Schule und die Gazi Husrev-beg Moschee. Direkt daneben befindet sich der Uhrenturm aus dem 16. Jahrhundert, er sieht zwar ganz anders aus, ist aber ein kleines Abbild des Big Ben, denn nur in diesen beiden befindet sich das identische Uhrwerk. Wir liefen weiter die Ferhadija entlang und plötzlich änderte sich die Architektur. Wir sind in Europa angekommen, hier ist nichts mehr von der osmanischen Vergangenheit der Stadt zu sehen. Wir kamen nun zur gotischen Kathedrale Herz Jesu. Direkt davor konnten wir eine der Rosen von Sarajevo erkennen. Während des Bosnienkrieg und der damit verbundenen 1425 Tage langen Belagerung der Stadt Sarajevo von 1992 bis 1995 sind an diesen Stellen Granaten eingeschlagen und haben Zivilisten getötet. Die Rosen von Sarajevo sind besondere Mahnmale für die etwa 11.000 Getöteten. Nun brauchten wir eine nächste Stärkung. Es gab typische Gerichte wie gefüllte Zwiebeln und Zucchini, Kartoffeln und Fleischvarianten. In der nächsten Straße hatten wir dann den süßen Abschluss unserer Stadttour und unseres Aufenthaltes in Sarajevo. Es gab verschiedene Sorten Baklava und Alem zeigte uns wie man echten bosnischen Kaffee trinkt. Wir haben unseren ersten Eindruck der Stadt noch einmal gänzlich geändert, sind begeistert und kommen sicher irgendwann noch einmal zurück.

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