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Interkultureller Kuchen

Veröffentlicht: 14.05.2024


Der Ausblick aus meinem Zimmer zur einen Seite... 
... und zur anderen Seite! 😅

Der heutige Tag begann damit, dass ich mit erst mal eine Kiesel aus dem Knie operiert habe, der da anscheinend seit Freitag drin steckte. Jetzt hoffe ich darauf, dass die Salbe das Wunder der Heilung vollbringt, sonst muss ich wohl letzten Endes doch zum Arzt. 😬 Außerdem habe ich mal wieder ein zugeschwollenes Matschauge, aber irgendwas ist ja immer. 

So viel zu den ekeligen News! 😄

Ein Schrein auf dem Schulweg

Ich bin jetzt anderthalb Wochen hier, und was mir klar wird ist, dass 1 Monat zu lang ist, um alleine zu sein, und zu kurz, um richtig Freunde zu finden - zumindest, wenn man alleine wohnt. Kurzzeitig dachte ich, dass Interpals (Sprachaustauschplattform) noch mal eine gute Idee sein könnte, um hier vor Ort schnell Kontakte zu knüpfen. Aber nach den ersten 3 Gespächen hatte ich schon direkt ein ganz ungutes Gefühl, und wie Jiyeon so schön sagt: “Feeling lonely and safe is better.”

Darum war es heute richtig schön, dass es einige Momente gab in denen mir aufgefallen ist, das ich hier gar nicht sooo alleine bin! Im Gruppenunterricht heute haben wir wieder so viel zusammen gelacht, und in der kurzen Pause zum ersten Mal alle lebhaft miteinander gequatscht. Und nach der Stunde habe ich mich noch länger mit der Italienerin unterhalten (die in Zürich arbeitet und einfach perfekt Deutsch kann 😄).

Festliche Dekorationen für Buddhas Geburtstag am 15. Mai 

Im Einzelunterricht ging es dann um meine Studienfächer und ich habe es irgendwie (mit Hilfe von Händen und Füßen) geschafft, das Thema meiner Bachelorarbeit zu erklären. Was für ein triumphaler Moment! 😁 Wenn es in der Schule so schön ist, ist es doch auch eigentlich gar nicht so schlimm, den Rest des Tages alleine zu sein.

Fische im Cheonggyecheon

Nach der Schule bin ich den Cheonggyecheon (das Flüsschen) mal in die andere Richtung hochgelaufen, bis ich am Gwanghwamun Square ankam. (Kommen euch die Orte schon ein bisschen bekannt vor aus den vorherigen Kapiteln?) 

Gwanghwamun Square mit Blick auf den Berg Bugaksan, im Hintergrund sieht man die Dächer vom Gyeongbokgung Palast. 

Ich wollte nämlich noch mal zurück zum Sejong “Dorf” (der Stadtteil links vom großen Palast, in dem ich Bummeln war am Tag der Rush Hour Ramen). Dort gibt es eine Straße mit ganz vielen kleinen Restaurants. Ich war mir ganz sicher: Heute ist es so weit, heute klappt es mit dem koreanischen Essen! 😄

In Sejong gibt es viele kleine Restaurants und Läden 

Was ich allerdings nicht bedacht hatte: Viele Restaurants machen von 3-5 Mittagspause. Und ich war um 4 da. Aber kein Problem: Von meinem letzten Besuch wusste ich noch, das am Ende der Straße ein kleiner Platz war mit Bänken. Ich würde dort einfach sitzen und ein bisschen für meinen Blog schreiben oder Hausaufgaben machen (ich hatte meinen Schulrucksack dabei), und dann so die Zeit bis 17 Uhr rumkriegen.

Gesagt, getan: Ich bummel also die Straße hoch, setze mich auf eine der freien Bänke. Kurz darauf kommt ein älteres koreanisches Ehepaar, und sie setzt ihren Mann auf der Bank ab und geht ein paar Besorgungen machen. Und wie ich da so sitze und an meinem Handy rumfummel, raschelt der Mann neben mir in einer Plastiktüte und reicht mir dann kommentarlos einen kleinen Schokokuchen herüber (als Snack verpackt, etwa so groß wie eine Milchschnitte). 

Ich wollte nicht unhöflich sein, deshalb habe ihn den Kuchen angenommen und artig gegessen. 😅 Und dann reichte er mir ein kleines Trinkpäckchen mit Mandelmilch und meinte, dass von dem Kuchen mein Hals trocken wird und ich was trinken müsse. Und darüber sind wir dann ins Gespräch gekommen. 

Er hat ganz viele Fragen gestellt, wie lange ich schon Koreanisch lerne und wo, wie lange ich da bin und was ich schon alles gesehen habe, was mir am besten gefallen und geschmeckt hat, warum ich alleine unterwegs bin, woher ich komme, und dann sind wir irgendwie auf Politik und Thema Trennung und Wiedervereinigung gekommen (was ja sehr viele Parallelen in Deutschland und Korea aufweist), und den Wandel den Korea in den letzten 50 Jahren durchgemacht hat, und welche Probleme es in Deutschland nach der Wiedervereinigung so gibt. 

Ein paar Mal war ich versucht, mein Handy rauszuholen und Wörter nachzuschlagen, aber irgendwie hat es auch so geklappt. Ich hab mich tatsächlich richtig gut unterhalten, und es war so schön, das Interesse und die Freundlichkeit zu spüren, und das Gefühl zu haben: Boah, ich kann das! Es ist nicht grammatisch perfekt, aber es funktioniert! Zum Abschied habe ich mich bei ihm dafür bedankt, dass er mich angesprochen hat. Was für eine tolle, interkulturelle Begegnung!

Endlich ein vernünftiges Abendessen: Reis mit Scheiß (v.l.n.r. Sehr spicy Fleisch 🔥, Tofu, Ei, Sprossen, Frühlingszwiebeln?, ähnlich wie Spinat aber schmeckt nach Popo, Rettich-Kimchi, Algensuppe) 

Ganz beschwingt habe ich mich dann auf den Weg zu einem Restaurant gemacht, dass ich mir voher rausgesucht habe. Das Glück war mir hold: Ich habs ohne Probleme gefunden, es war offen, es gab geiles Essen, die Leute waren freundlich, alles super! Als ich dann gegen 18 Uhr in die Bahn stieg und diese unerwartet richtig leer war, war das Glückskleeblatt komplett. 😊 🍀

Antworten (4)

Ktotheatothettothehtothei
❤ 고생 끝에 낙이 온다 (oder so)

😂😂😂😂 oh man, meine fleißigste Schülerin. Sehr gut gemacht, Baby

Annipopenni
"dass von dem Kuchen dein Hals trocken wird" Liebe geht raus an diesen Mann. Solche Menschen machen die Welt mit so kleinem Gesten wirklich ein großes Stück besser. 🫶

Ich weiß gar nicht, was mein größeres Highlight ist, eure Kommentare oder die Namen, unter denen ihr kommentiert 😂😂😂😂 großartig

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