Veröffentlicht: 28.09.2017
Wir starten nach dem Frühstück. Wir sind sehr aufgeregt. Wir hoffen, die letzten freilebenden Gorillas der Welt zu sehen. Es gibt da. 800 von ihnen verteilt auf zwei Gebiete. Eines an der Grenze Kongo, Ruanda, Uganda und das andere hier. Ich habe mir im Gorilla Mist Camp eine Regenjacke geliehen, nochmal will ich nicht nass werden. Regenhosen sind an, Handschuhe dabei. Es gibt hier giftige Pflanzen, die auf der Haut brennen und es geht in den dichten Regenwald. In der Einführung werden wir, wir sind zu 7, vorgewarnt, dass die Wanderung sehr hart werden kann und zum Teil bis abends dauert. Je nachdem, wie schnell die Gorillas gefunden werden. Wir sollten Träger, sogenannte Porter buchen, die unseren Rucksack tragen und uns auf den rutschigen Wegen helfen. Im äussersten Fall würden sie uns auch tragen, wenn wir nicht mehr können. Der sogenannte Porter kostet 15 $, das Personentragen bis zu 300$. Da ich die schmalen Jungs hier sehe beschliesse ich, nicht getragen zu werden. Der Eintritt zu den Gorillas kostet 600 $ pro Person. Davon wird das Gorillarettungsprojekt finanziert, Schulen und ganze Dörfer unterstützt. Wir machen uns schwere Sorgen wegen des beschwerlichen Weges und schon geht es los. Mit einem Wanderstock bewaffnet, einem Porter und ausreichend Wasser geht es mitten in den Wald steil bergab. Nach wenigen Metern zittern die Muskeln, die Füsse suchen verzweifelt Halt. Der Porter ist eine gute Hilfe, er heisst übrigens Bernard. Nach 10 Minuten ist einer von uns kurz vor dem Aufgeben bei dem Gedanken daran, dass das hier 9 Stunden so weiter gehen kann. Nach ca 40 min dann die erlösenden Worte: Gorillas direkt vor uns. Wir nehmen nur die Kameras und lassen alles beim Porter zurück. Mit Machete voran schlagen wir uns ins Dickicht. Aus den mindestens 8 m Abstand werden schnell 4. Wir stehen mitten im dichten Buschwerk, direkt vor uns ein riesiger Silver Back. Raus aus dem Gebüsch, sie kommen den Weg entlang. Wir stehen am Rand des Weges, auf dem eine Mutter mit ihrem 4 Wochen alten Baby sitzt. In ca. 3 m Abstand. Der Kleine läuft unbeholfen herum und fällt immerwieder auf die Nase. Mama ist völlig entspannt. Die riesigen Tiere strahlen eine magische Ruhe aus. Sie sehen uns direkt an und mampfen Blätter. Es kommen weitere 5 dazu und auch der Silver Back. Er ist drei Mal so gross wie die anderen und wirkt wahnsinnig respekteinflössend. Wir stehen am Rand des Weges und er läuft langsam und gross und stolz an uns vorbei, wohl wissend, dass er uns mit einer Handbewegung töten kann. Der Abstand ist inzwischen EIN METER. Niemand wagt zu atmen. Es ist zu nahe für jedes Objektiv. Die Risthöhe ist ca in Hüfthöhe. Am Ende beobachten wir fassungslos ob dieses einmaligen Erlebnisses 8 Tiere inklusive 2 Silver Backs und zwei Babies.
Es geht zurück. Alles was wir 40 Minuten runter gelaufen sind müssen wir jetzt wieder rauf. Nach 5 Minuten brennen die Oberschenkel und die Lunge. Ich war schon im Wanderurlaub und bin 300 km Fahrrad gefahren, also nicht ganz untrainiert, aber das ist der Hammer. Wir machen drei Pausen und brauchen mehr als eine Stunde. Dann bekommen wir unsere Durchhalteurkunden mit Namen und fahren ins Gorilla Camp. Da ich wiedermal nass bin bis auf den Schlüppi aber diesmal nicht vom Regen, kriechen wir ins Bett, es ist 13 Uhr mittags. Es beginnt zu regnen und wird schlagartig kalt, gefühlt unter 10 Grad. Wir kriechen erst um 17 Uhr wieder raus. Nachts servieren sie hier Wärmflaschen:)