Verschwundene Farben

Der Regen hat über Nacht alle Farben aus der Landschaft gewaschen. Die ganze Nacht trommelt der Regen an die Fensterscheiben. Augen zu, einfach weiterschlafen. Wir zögern unser check-out bis 11.55 Uhr hinaus, verlassen widerwillig in Regenvollmontur unser trockenes Minihaus in Olderfjord. Auf in den Regen entlang der E6... Fahren im Regen ist ja eigentlich kein Problem. Am meisten zu kämpfen haben wir mit den verschwundenen Farben, die roten Häuser leuchten nicht mehr, Meer und Himmel sind einheitsgrau. Es macht keinen Spass irgendwo anzuhalten, die Landschaft zu bestaunen, Fotos zu machen, oder gar sich irgendwo hinzusetzen. Die einzige Farbe, ist Peters leuchtend rote Regenjacke. Wild campieren haben wir momentan ad acta gelegt. Unsere beiden einzigen Ziele sind der Supermarkt nach 31 Kilometern und ein Campingplatz mit Hütten nach 50 Kilometern (380 Höhenmetern) im Stabbursdalen Resort. In der Hütte ist diesmal sogar eine Küche und wir versuchen uns an norwegischen Würsten. Gar nicht so schlecht. Es ist interessant, dass uns unser Körper nach den täglichen Anstrengungen uns signalisiert, was er braucht. Anja hatte die ganzen letzten Wochen immer Appetit auf Käse und Blaubeerenkonfitüre und hat Unmengen davon verdrückt. Peter hingegen hatte immer extrem Lust auf Brot und süsse Backwaren. Aber heute mussten es unbedingt diese fettigen, salzigen Würste sein und natürlich eine Regen-Schoggi als Trostpflästerli. Einkaufen sollte man wirklich genau planen, wenn man mit leichtem Gepäck reist wie wir. Heute hatte es einen Laden auf 50 Kilometer und Null Restaurants oder ähnliches. Es sieht düster aus draussen, regnet noch immer ab und zu. Wir gehen noch zum Flussdelta und bestaunen die riesige Weite und die vielen Wege, die sich der Fluss zum Meer sucht. Aber so richtig gemütlich ist das bei 12 Grad und Mückenplage auch nicht wirklich. Also zurück ins Häuschen mit der netten himmelblauen Inneneinrichtung und dem Doppelstockbett. Wir denken über die letzten 25 Tage nach, welches unglaubliche Geschenk wir mit diesem wunderbaren Wetter hatten und hoffen auf die nächsten schönen Tage zum Abschied von diesem einmalig schönen Land. Wir rufen uns unser Motto für diese Reise in den Sinn: "bak skyene er himmelen alltid blå - über den Wolken ist der Himmel immer blau." Passt perfekt zur Inneneinrichtung des Hauses. Peter ist dem Himmel etwas näher, er schläft oben, aber blau wird es sicher für uns beide - wenn auch nur hinter den Wolken.