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15 - potatos, potatos..

Veröffentlicht: 04.09.2019

„ ..You start tomorrow!“ war das Ende einer 3-zeiligen Antwort auf mein Arbeitsgesuch auf einer Sueßkartoffelfarm nahe Bundabergs.

Auf die Frage ob kommender Montag auch ok waere, hieß es dann in australischer Manier: „Yea, Nah, Nah, ..Yea..“

(Wichtig scheint immer das letzte Nah bzw. Yea.zu sein..)

Na super, trennen mich zu diesem Zeipunkt ja auch nur mehrere hundert Kilometer von meinem neuen Domizil, von einem Stopp in Bundaberg um Verpflegung fuer die ganze Woche einzukaufen abgesehen.


Also schnell alles wieder in den Pajero werfen, mittlerweile hat ja alles seinen festen Platz und man dementsprechend immer fixer und „Ab dafuer!“

Der folgende Streckenabschnitt gehoerte jetzt eher nicht so zu den optischen Highlights der Reise, aber wat´muss, das muss.

Mit Hoechtgeschwindigkeit (ca. 90-110 km/h) naeherte ich mich Bundaberg um kurz meinen Wocheneinkauf abzuwickeln und dann auf der Farm, wo ich auch untergebracht werden wuerde, auzuschlagen.

Genauer Aufenthaltsort hieß dann Bullyard, und der Name war auch echt Programm.

(Nur halt eher mit Ziegen statt mit Kuehen,.. also eigentlich doch nicht.)


3Mitbewohner erwarteten mich dann auf der Farm, es sollte sich aber ueber die naechsten Monate schnell herauskristallisieren, dass das Namenlernen auf dieser Farm fast immer ueberfluessig war. So eine Personalfluktuation war mir bis dato absolut fremd!


Arbeitsalltag (und damit mein Tagesablauf fuer ca. 3Monate)hieß dann;

-Aufstehen um 3.45h

-Kaffee im Car-Pool Richtung Feld

-3Std ernten

-“smoko“ (den Australiern ihre heilige Raucherpause)

-weiterernten bis das Tages-soll an Bins erreicht war.


Auf dem „Digger“ wurde wurde nach jeder Reihe dann einmal Positionen getauscht, damit das Gestruepp-reißen, Entdrecken und die Laufbandjonglage nicht ganz so monoton und ermattend gestalteten.

Tagesziel waren meistens 50Bins, die konnten nach nur 4Stunden erreicht sein, bei schlechter Ernte oder vielen beschaedigten Kartoffeln aber auch bis zu 10Stunden, in der Regel waren wir 7-8Stunden am Werke und das 6Tage die Woche.

Vorderste Position auf dem Digger, bedeutete starrk ueberbeugen um das Gestraenge der Kartoffeln zu greifen und dann mit einer schnellen Bewegung zu entfernen, sodass nur Kartoffeln und Erde auf das erste Laufbang gelangen.

Da erklaert sich auch die naechste Position, naemlich Erde/Matsch von Kartoffeln trennen, damit die Positionen 3 und 4 nur noch blind zugreifen muessen, um die Ernte auf das naechste Laufband, dass in die Gegenrichtung laeuft, zu legen.

Klingt zwar monoton, aber das ist es auch.

Am wichtigsten war eingentlich, doch immer mal ein Ohr fuer unseren Vorarbeiter zu haben, nicht nur weil Scott ein wahnsinnig witziger Typ war, sondern auch weil wir mit ihm konstant eine Art Spiel spielten.

Alle wilden Tage wieder, man wusste wirklich nie ob und wenn, rief er einmal laut:“Snake!“ und Ziel des Spiels war es dann, moeglichst schnell den Digger zu verlassen, Kartoffeln und Schlange das erste Laufband passieren lassen und dann erneut anzufangen zu arbeiten.

Was ein Spaß!

Was bei staendigem spritzendem Dreck und laufendem Schweiß dezent stoerte, waren tatsaechlich lange Haare, das Problem lies sich ja aber dank Elektrorasierer und „Hair4Hearts“ recht leicht loesen.

Jetzt nur ein Paar Tage gut auf die weiße Kuppe aufpassen, sonst ist der Sonnenbrand und -Stich gerantiert.


Wenn mal nen´ Tag keine Kartoffeln gebraucht wurden sind wir morgens uebrigens einfach ein paar Felder weitergefahren und haben im Akkord Ingwer aus dem Boden gerissen.

Das wurde zwar anders als die Kartoffeln nicht per Stunde bezahlt, war aber meist trotzdem finanziell lohnender.



Auch mein Geburtstag fiel in beschriebene Erntesaison und zur Feier des Tages hieß es mit der ganzen Marge ab an den Strand, BBQ, Muschen sammeln, Sandburgen bauen und all so schoene Sachen standen auf dem Programm.

Aber auf der Landstraße, mitten im nirgendwo, war dann ploetzlich die Road-Trip-Musik weg, nanu.. achso, Motor aus. Geht auch nicht wieder an. Spitzenleistung.

„Happy Birthday to me..“

(Haette jedem passieren koennen..)


War dann, so stellte sich spaeter heraus, die letzte Fahrt im Pajero sein.

Zum Glueck war ich ja gerade lange genug an einem Ort um das Wrack und angesammelte Equipment an den Mann zu bringen..


Nach gut 3-Monaten monotonen Farm-alltags, dachten wir uns dann aber eine Belohnung fuer die harte Arbeit sei angebracht und sind dann erstmal auf einen Tagesausflug zum Whale-watching vor der magischen Kolisse Fraser-Island aufgebrochen.

Was soll ich sagen, es war ziemlich atemberaubend, wir hatten wahnsinniges Glueck und konnten eine kleine Familie Buckelwale beim „Tanzen“ beobachten, es machte fast den Anschein ihnen machte das genausoviel Spaß wie uns, so viel Kontakt suchten sie zu Wasseroberflaeche und Boot.


Was fuer ein schoener Abschluss, denn fuer mich ist die Erntesaison nun auch vorbei.

Ich habs geschafft mir ordentlich die Hand zu zermoschen.

Im Krankenhaus hieß es aber, gebrochen sei zwar nix, Ruhe aber dringend noetig.

Wechsel von Kulissen auch, passt dann ja.

Naechster Stopp suedlich, diesmal ja per Bahn ist dann wohl Brisbane!

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