Veröffentlicht: 14.08.2024
China hat es geschafft, innerhalb von 15 Jahren ein Zug-Hochgeschwindigkeitsnetz in einer Länge von 42.000 km zu errichten. Zum Vergleich: ganz Europa besitzt nur ein Streckennetz von 12.000 km. Damit zeigt sich, wer beim Ersatz von Kurzstreckenflügen und damit beim Klimaschutz führend ist. Die Pünktlichkeitsrate ist mit über 98% überragend. Der Fernverkehr der Deutschen Bahn dümpelt bei einer Pünktlichkeitsrate von 65% eher auf Entwicklungslandniveau.
In China gibt es extra Bahnhöfe für Hochgeschwindigkeitszüge, die sich oft am Rand der Stadt befinden und nach den Himmelsrichtungen benannt sind. Cangzhou hat also einen Bahnhof in der Stadt und dann noch einen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge Cangzhou West (Cangzhouxi). In diesen Bahnhöfen erfolgt dann ein Check-In wie an einem Flughafen. Zuerst passiert man am Eingang eine Sicherheitskontrolle. Hier gab es nun bei mir diverse Probleme. Ein Mückenschutzmittel wurde aussortiert, während mein Rasiergel es bei dem Check zur Rückfahrt nicht durch die Kontrolle schaffte. Da man ja kein Gepäck aufgegeben hat, wo dann solche Mittel bei Flugreisen hinein können, wurde mir das Rasiergel per Post nach Hause geschickt. Mein Messer aus meinem Reservebesteck ließ man bei der Hinfahrt noch mitreisen, aber bei der Rückfahrt war die Klinge zu lang.
Im Bahnhof werden dann über eine Boardingtafel die Züge angezeigt, für die der Bahnsteig freigegeben wird. Das hat den Vorteil, dass es kein Gedränge durch wartende Reisende auf den Bahnsteigen gibt. Außerdem wird durch eine Farbe angezeigt, welcher Zugtyp eingesetzt wird. Farbliche Markierungen am Bahnsteig zeigen dementsprechend an, wo welche Wagennummer hält. Im Foto unten bedeutet dies: Wenn mein Zug mit „Orange“ gekennzeichnet ist, dann hält dort Wagen Nr. 10, nach links geht es zu den höheren Wagennummern und nach rechts geht es bis Wagen Nr. 1. Ist der Zug für den Check-In freigegeben, so erfolgt das durch Zugangsschranken mit der ID-Card, die man beim Ticketkauf in der App angegeben hat. Wie schon im Beitrag über den Südbahnhof in Beijing geschrieben, habe ich ja keinen chinesischen Personalausweis, weshalb ein Bahnmitarbeiter meine Passnummer in ein Terminal eingibt. Ich stelle mich also in die Schlange der Familien mit kleinen Kindern, die ja auch noch keinen Ausweis besitzen. Da es eine Pflicht zur Sitzplatzreservierung gibt, stellt sich nun schon auf dem Bahnsteig jeder da hin, wo sein Wagen halten wird. Die Bahnsteige sind großzügig breit und ab und zu saust ein durchfahrender Zug am Parallelgleis mit 300 km/h durch den Bahnhof. Im Wagen selbst gibt es viel Platz, trotz der Anordnung von 3+2 Sitzen nebeneinander. Außerdem hat man beim Sitzen viel Beinfreiheit. Auf den Monitoren könnten Zug- und Haltestelleninformationen angezeigt werden, aber stattdessen läuft eine Endlosschleife eines Werbefilms über den Bau der Bahnlinien in China. Das nervt und ist in Deutschland besser installiert. Natürlich darf das Essen bei Chinesen nicht fehlen und so schieben sich immer wieder Wagen mit verschiedenen Fressangeboten durch den Gang. Berge, Felder und Neubaugebiete fliegen am Fenster des Zuges vorbei. Bei der Ankunft checkt man dann wieder am Bahnhof über die Zugangsschranken aus. Entspanntes und superschnelles Reisen, dazu noch günstig: Ein Ticket ins über 200 km entfernte Beijing (Peking) kostet nur 13 Euro.