Veröffentlicht: 10.04.2017
Am Anfang erschien mir die Idee mit dem Blog so einfach. Jeden Tag einfach abends hinsetzen und nochmal überlegen was so alles passiert ist. Aber wie das dann doch so ist, kommt man abends nach Hause und hat so überhaupt keine Lust sich jetzt nochmal an den Computer zu setzen und was zu schreiben. Ich hab mir gestern endlich mal die Zeit genommen und mir selbst eine Liste erstellt, was ich an jedem Tag bisher hier so gemacht habe. Und es sind wirklich nur 2 Tage dabei, wo ich geschrieben „nix besonderes“. Das ist wirklich verrückt. 😃
Der Samstag war auch wieder so ein tolles Beispiel von einem Tag, an dem einfach alles gepasst hat. Es war hier nämlich auf einmal wieder richtig warm. 31°C hat mein Handy gesagt sollten es werden, und da hab ich mir gleich am Morgen vorgenommen, dass ich unbedingt zum Strand will und im Ozean baden will. Wenigstens einmal, auch wenn das Wasser noch so kalt ist. Zuerst aber haben wir eine kleine Radtour zu einem Weingut gemacht. Eine Freundin hatte am Abend vorhergesagt, dass man da auch hin radeln könnte, und da hab ich gedacht, na das klingt doch gut. Wie sich am Morgen dann herausstellte, liegt das Weingut allerdings auf 300m Höhe. Das heißt es ging für 45min zwar nicht steil, aber doch ordentlich berghoch und ich hatte ein Fahrrad ohne Gänge 😃 Das war ein Spaß. Der Weg war super schön…eine alte gesperrte Straße, auf der nur wir unterwegs waren. Und Schatten gabs auch viel. Aber zwischendurch hab ich an einigen Stellen echt gedacht ich kipp gleich um. Was wirklich sehr geholfen hat, war die Gewissheit, dass es ja oben Wein gibt! Und dass die Abfahrt dann hammer sein wird. Also hab ich es einfach durchgezogen und schließlich sind wir alle völlig durchgeschwitzt in diesem pikfeinen Edel-Weingut angekommen. Die Leute haben schon ein wenig schräg geguckt…Aber dieser Morgensport war eigentlich voll gut. Immerhin bin ich dieses Wochenende ja mal nicht Wandern gegangen.
Das Weingut und das Winetasting waren dann aber auch wirklich Belohnung! Es gibt hier in der Umgebung Unmengen von Weingütern. Und alle bieten total günstige Winetastings an. Für 5€ kriegt man so 6 Weine. Natürlich immer nur ein Glas voll. Aber diese ganze Atmosphäre des entspannten Sitzens, eine leichte warme Brise weht, man nippt an seinem Glas, ein Pianist spielt gechillt Jazzmelodien und man genießt einfach das Leben. Man würde jetzt vielleicht denken, dass man am Samstagmorgen um 11Uhr alleine beim Winetasting sitzen würde, aber das ist hier anders. Für die weißen Südafrikaner ist das ein ganz normales Familienevent am Wochenende. Selbst die kleinen Kinder können mal ein oder zwei Schlucke probieren. Und dann wird viel und lange geredet. Die Bedienung ist natürlich durchgehend schwarz. Aber das ist hier eigentlich überall der Fall. Damit muss man sich hier ziemlich früh auseinandersetzen. Man kann es aber auch völlig vergessen, gerade wenn man durch Stellenbosch geht, wo so viele weiße und internationale Studenten sind. Aber dazu schreib ich vielleicht an einer anderen Stelle noch mehr. Wichtig ist, dass es nicht direkt mit der Hautfarbe zu tun hat, wer welchen Job macht, sondern welche Ausbildung er hat. Und da haben die Schwarzen leider häufig noch nicht so gute Chancen. Aber es wird an vielen Stellen daran gearbeitet.
Nach dieser super Erfrischung mit einer wunderschönen Aussicht ging es also wieder bergrunter. OOh war das genial!! Totaler Adrenalinschub! Und das Beste war ja, dass uns auch wirklich kein Auto entgegenkommen konnte…Wir hatten also die ganze Fahrbahn für uns. Da werd ich vielleicht noch mehrmals hoch und wieder runter. Aber das nächste Mal vielleicht doch mit einem Fahrrad mit Gängen.
Wieder in Stellenbosch hab ich dann wirklich noch einen Südafrika gefunden, der auch eine Pause vom Lernen brauchte und ein Auto hat. Da haben wir unsere Sachen also schnell ins Auto geworfen und los ging‘s nach Strand. Das ist der nächstgelegenste Strand hier 😉 Und es war soo genial! Wir haben uns eine Stelle gesucht, wo weniger los war und schon ging‘s rein ins kühle Nass. Und es war gar nicht mal so kalt! Vor allem, wenn man längere Zeit drin war. Ich hab dann meine ersten Erfahrungen mit so wirklich großen Wellen gemacht und wie man nur mit seinem Körper Wellenreiten kann, in dem man zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt anfängt, ganz schnell loszuschwimmen. Es hat meistens nicht geklappt, aber es war trotzdem super. Ich war auch relativ schnell schon am Ende meiner Kräfte, aber das war egal. Es hat einfach so mega Spaß gemacht. Den Sonnenuntergang haben wir dann auch noch vom Strand gesehen und auf der Rückfahrt…genial!
Wahnsinn, was für ein toller Tag das war. Und zum Abendbrot wurde ich dann sogar auch noch bei Freunden eingeladen! Es hat einfach alles gepasst.
Am Sonntag dann hatte ich mal richtig viel Zeit für mich. Das lag wahrscheinlich auch nur daran, dass hier jetzt gerade Ferien sind. Und wirklich alle Südafrikaner nach Hause zu ihren Eltern gefahren sind und die Internationalen Studenten auf der Garden Route oder sonstwo im Urlaub sind. Academia, das riesige Studentenwohnheimgelände auf dem ich wohne, ist total leergefegt. Da hab ich die Gelegenheit auch gleich mal genutzt und bin gestern zu 2 Gottesdiensten gegangen. Am Morgen, 9.30Uhr!!, war ich in der Baptist Church. Ich hatte einige von denen schon vor ein paar Wochen mal auf einer Wanderung kennengelernt. Zu der Gemeinde hatte ich schon aus Deutschland versucht Kontakt aufzunehmen, und als ich dann hier war, haben sie geantwortet. So ist das mit der African Time. Gestern Morgen natürlich auch. Ich dachte, ich wäre um 9.25Uhr eine der Letzten, die in die Gemeinde stolpern. Aber wie es sich herausstellt, saß ich als eine der Ersten in den Reihen. 😃 Mit diesem Zeitverständnis kann ich am Morgen auf jeden Fall sehr gut leben. Der Gottesdienst war dann an sich ähnlich wie in Deutschland. Eine Band hat gespielt, natürlich nur Lieder auf Englisch. Die meisten waren für unsere Verhältnisse modern, aber es war auch ein altes dabei „Dann jauchzt mein Herz“. Die Balance zu finden zwischen Neu und Alt ist also nicht nur bei uns Thema. Es gab auch einen Kinderteil und die Ansagen, in denen sie auch so etwas Ähnliches wie den Ostergarten vorgestellt haben, wenn ich das richtig verstanden hab. Die Predigt war auch gut und hinterher gabs Kaffee und Tee. Also alles in allem eine wirklich runde Sache. Ich hab im Anschluss noch mit einigen Leuten geredet…und irgendwie hat mich wirklich jeder von denen gefragt, nach dem ich mich nur vorgestellt habe, woher ich denn komme, ich habe ja so einen witzigen Akzent. Oh je, ich kann es anscheinend doch nicht verbergen, dass ich Deutsche bin. Aber die Leute hier haben ja auch alle ganz viele unterschiedliche witzige Akzente. Da passe ich gut rein. Witzig war dann auch, dass sie mich sofort einem anderen Deutschen vorgestellt haben, der gerade auf Besuch in Stellenbosch war. Damit ich doch endlich mal wieder deutsch reden kann. 😃 Ich hab dann außerdem noch Kontakt zu einem aus der Band bekommen und der meinte gleich, ich soll mal bei der nächsten Probe vorbeikommen, irgendwas findet sich schon, was ich machen kann. AAAh, jetzt hätte ich doch mein Saxophon hier gebraucht….
Am Nachmittag hab ich dann versucht einen schönen Spaziergang hier in Stellenbosch zu machen. Aber es ist nicht so wirklich möglich in Stadtnähe kleine, schöne Wege zu finden. Man kann eigentlich nur entlang der großen Straßen laufen und alle Gebiete, wo mal Bäume stehen oder die einfach nett aussehen, sind immer mit hohen Stacheldrahtzäunen abgesichert. Da ist kein hereinkommen. Ich hatte während meines Herumwanderns dann aber eine sehr witzige, kurze Unterhaltung mit einem Mann, der mich von weitem schon gerufen hatte und mir von seinem mit Kindern bevölkerten Haus entgegen gelaufen kam. Erst als ich vor ihm stand und sagte, dass ich aus Deutschland bin, hat er gemerkt, dass er mich verwechselt hat. 😃 Er war aber sehr freundlich und so wünschten wir uns noch einen schönen Sonntag. So bin ich dann nach einiger Zeit im Botanischen Garten gelandet, quasi der Stadtpark. Das einzige Fleckchen gepflegte und grüne Natur, in das man hineinkommt und wo mehr als nur mal 2 Bäume nebeneinanderstehen. Ich war da glaub ich für 3h und hab die schon erwähnte Liste geschrieben und die Ruhe genossen.
Und abends, um 18.30Uhr, bin ich dann also in noch einen Gottesdienst gegangen. Diesmal in die Hillsong Church. Eine sehr moderne Jugendkirche, in der wohl vor allem Studenten sind. Die Musik ist hier natürlich von Hillsong und die vier Sänger auf der Bühne springen ordentlich viel herum. Eine ganz andere Erfahrung im Vergleich zu dem Godi am Morgen. Die Predigt wurde dann übertragen von irgendwo her. Insgesamt auch ganz gut. Vor allem wurde man gleich am Anfang angesprochen und gleich mehr Leuten noch vorgestellt, die ähnliches studieren. Das war echt ziemlich gut organisiert. Witzig war auch das ich da noch 2 Leute getroffen hab, die ich schon mal vorher in einer Bar gesehen hatte. Tja, jetzt muss ich mal sehen, wie das hier so wird mit den regelmäßigen Gottesdienstbesuchen. Aber gestern war wirklich sehr schön. Ein komplett entspannter toller Tag, ein super Abschluss für ein super Wochenende.