Veröffentlicht: 01.02.2018
Nach langer Fahrt im Local Bus mit asiatischen Musikvideos und komischen Sitcoms in Dauerschleife, kamen wir also in Thakhek an. Beziehungsweise wieder einmal etwas außerhalb um die örtlichen Tuk-Tuk Unternehmen (Kartelle/Mafias) zu unterstützen. Also quetschte man uns zu siebt in ein Tuk-Tuk, um noch mehr Profit zu machen. Im Zentrum angekommen nahmen wir zunächst die Angebote für Rollervermietungen in Augenschein, da wir für die nächsten Tage einen sogenannten Loop fahren wollten. Dieser Rundkurs ist für 3-4 Tage angesetzt und beinhaltet schöne Landschaften, Wasserfälle und die Bootsfahrt durch eine 7 km lange Höhle. Zusammen mit Georgi reservierten wir für den nächsten Tag zwei 125er Roller mit Halbautomatik. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Luxus 5 Sterne Resort. Gefunden haben wir aber leider nur eine schäbige Absteige mit Pferdedecken und kaputtem Klospülkasten... Da fiel uns das frühe Aufstehen am nächsten Morgen nicht ganz so schwer.
Nachdem wir die Roller auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft, eine Proberunde gefahren waren und Fotos gemacht haben (was uns später noch nützlich sein sollte), ging die Tour los.
Die Fahrt kam schon nach 500 Metern ins Stocken, als wir Bekanntschaft mit der örtlichen Verkehrspolizei machten. Diese pfiff uns aus dem Verkehr und wollte unsere internationalen Führerscheine sehen. Bei Carsten war es kein Problem, weil er ja zum Glück einen Motorradführerschein hat und auch alles ordnungsgemäß eingetragen war. Georgi hatte weniger Glück: ihr Führerschein wurde so lange einbehalten, bis sie die „Gebühren“ (Korruption) von umgerechnet 5€ gezahlt hatte. Angeblich erkaufte sie sich damit das Recht für 2 Tage den Roller zu fahren. Eine Quittung dafür gab es natürlich nicht. Fotos durften auch nicht gemacht werden und Namen der Polizisten hat man auch nicht erfahren.
In der ersten Etappe lagen gute 100 km auf passablen Straßen mit teilweise tiefen Schlaglöchern vor uns. Direkt hinter Thakhek beginnen schon bald die steilen Karstfelsen, die hoch vor einem aufragen. Diese für Laos typische Landschaft ist wirklich beeindruckend und schön!
Im Laotischen Straßenverkehr bewegen sich nicht nur Menschen, Roller, Pick-Ups und Elefantentransporte(!), sondern auch allerlei Vieh, wie zum Beispiel Kühe, Schweine, Ziegen und Hühner. Mit einem der Schweine machte Georgi leider nähere Bekanntschaft. Wie der Unfallhergang genau verlief lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber Tina sah Georgi plötzlich hinter uns auf dem Boden liegen und das Schwein weglaufen. Bis auf einige Schürfwunden an Ellenbogen und Knien ging es Georgi zum Glück ganz gut und das Schwein hat sich auch schnell aus dem Staub gemacht. So konnten wir nachdem wir die Wunden notdürftig gereinigt hatten bald weiterfahren.
Das nächste Highlight auf der Tour war ein Wasserfall mit tiefem Becken, in das man aus ungefähr 7 Metern Höhe von einem Felsen springen konnte (was Carsten auch tat). Georgi und Tina trauten sich immerhin von 3 Metern ins kühle Nass. Nach einer ausgiebigen Pause und Regeneration konnte es also weitergehen.
Wir fuhren an diesem Tag bis Ban Tha Lang, was an einem großen Stausee liegt, und übernachteten in einer schönen Holzhütte. Die Gemütlichkeit der Laoten (oder Überforderung mit zu vielen Touristen) bekamen wir zu spüren, als wir unser eigentlich sehr einfaches Essen bestellten, dieses uns aber erst 3 Stunden später erreichte. Der ausgehungerte Carsten hatte zu diesem Zeitpunkt schon 3 Packungen Kekse intus und keine Lust mehr Karten zu spielen. Schließlich endlich gesättigt, saßen wir noch ein bisschen am Lagerfeuer und lauschten dem lautesten Frosch- und Grillenkonzert, das wir je gehört haben!
Am nächsten Tag stiegen wir wieder auf den Roller und weiter ging der kurvige Ritt zwischen Dschungel und Stausee hindurch. Es bietet sich einem eine seltsam schöne und zugleich gespenstisch wirkende Szenerie, denn die Flutung eines Staudamms vor einigen Jahren hinterließ ein ökologisches Schlachtfeld. Aus dem Wasser ragen tausende tote Baumstümpfe und viele Menschen verloren ihr Zuhause. In der Umgebung wurden dafür aber neue Dörfer errichtet.
Nach weiteren 100 km erreichten wir die „Cool Springs“ mit ihrem schönen türkisfarbenen Wasser. Hier kühlten wir uns erst mal ab, wurden aber von den vielen Einheimischen, die immer in komplett normaler Kleidung mit Jeans und T-shirt ins Wasser sprangen, kritisch beäugt und hielten uns deshalb nicht lange dort auf. Über staubige Straßen ging es weiter, denn wir wollten es heute noch bis zum Tham Kong Lor Cave schaffen.
Unterwegs stoppten wir nochmal kurz in Tha Bak, das für seine aus Bomben gebauten Boote bekannt ist. Weitere 55 km, Berge, schöne Aussichtspunkte über das Tal, undurchdringlicher Dschungel und unmögliche Straßen trennten uns noch von Konglor, wo wir übernachten wollten. Langsam setzte die Dämmerung ein und unsere Popöchen meldeten, dass wir nicht mehr allzu lange weiterfahren sollten wenn wir keinen Dekubitus bekommen wollen... aber schließlich kam das Dorf in Sichtweite und wir fanden auf Anhieb ein recht schönes Guesthouse.
Beim Essen lernten wir drei weitere lustige Deutsche kennen, die uns unglaubliche Stories aus Kambodscha erzählten und uns davor warnten „Happy-Produkte“ zu konsumieren. Als wir müde in unser Zimmer zurückkehren wollten, saß eine mehr als handtellergroße Spinne mitten in unserem Zimmer. Wir bekamen erst mal einen riesigen Schreck und rannten wieder hinaus, um unsere neuen outdoorerprobten Bekanntschaften zu alarmieren... diese wussten allerdings auch nicht weiter, bis schließlich ein Angestellter der Anlage auf die Menschenansammlung vor unserem Zimmer aufmerksam wurde und versuchte die Spinne mit einem Besen zu erschlagen. Die krabbelte in Höchstgeschwindigkeit und vermutlich auch in Todesangst quer durch das Zimmer, bis sie schließlich getroffen wurde. Nun konnte jeder beruhigt schlafen.
Tag 3 unserer Tour startete damit, dass wir die Roller erst mal stehen ließen um zu Fuß bis zu besagter Höhle zu laufen. Die Tham Kong Lor Höhle ist ganze 7,5 km lang und verbindet durch einen unterirdischen Fluss zwei Dörfer auf den verschiedenen Seiten des Kalksteingebirges. Auf diesem Fluss kann man eine motorisierte Bootsfahrt in einer Nussschale für maximal 5 Personen unternehmen. Gesagt getan: wir drei + ein Bootsmann nahmen mit Schwimmwesten ausgestattet in einer schmalen Schaluppe etwa eine Hand breit über der Wasseroberfläche Platz. >An dieser Stelle sei gesagt, dass man den lonely planet vielleicht etwas aufmerksamer lesen und wie empfohlen Badeschuhe mitbringen sollte, um die wirklich sehr spitzen Steine aushalten zu können...< Und ab ging es in die Dunkelheit und immer tiefer in die Höhle hinein, bis man vollkommen die Orientierung verlor. Dank der Taschenlampen (wieder mal hilfreich), konnten wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und bestaunten die wirklich riesige Höhle, die teilweise so hoch wie ein Kirchenschiff war. Wir hielten an, wateten ein Stück weit durchs Wasser und dann auf eine teilweise ausgeleuchtete Insel in der Höhle, auf der man tolle Stalaktiten und Stalagmiten bewundern konnte. Auf der anderen Seite holte uns der Bootsmann wieder ab und die Fahrt ging weiter. An seichten Stellen musste man immer wieder aussteigen, da das Boot sonst hängen geblieben wäre. Die Höhle ist wirklich beeindruckend aber man ist auch ein bisschen froh wenn wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Trotzdem kam es einem nicht so vor als wäre man schon über eine Stunde im Dunkeln gewesen. Ein paar Meter weiter hielten wir für 10 Minuten, wo laotische Frauen ihre handgewebten Produkte zu einem Spottpreis verkauften. Dann ging es auch schon wieder zurück. Ohne den Zwischenhalt an oben genannter Insel ging die Rückfahrt Flussabwärts etwas schneller.
Am anderen Ende angekommen machten wir uns wieder auf den Rückweg. Noch kurz eine Flasche Sprit in den Tank geleert und auf geht’s wieder über Stock und Stein die 180 km zurück nach Thakhek. Auf den Straßen von Laos scheint es wohl üblich zu sein Gefahrenstellen, Baustellen und liegen gebliebene Fahrzeuge mit Ästen und Blättern ein paar Meter hinter und vor der Stelle anzukündigen. Die zweite Hälfte der Strecke ging zum Glück über einen für laotische Verhältnisse gut ausgebauten „Highway“, auf dem man immerhin circa 60 km/h fahren konnte ohne größer Gefahr zu laufen ein Schlagloch oder Tier mitzunehmen. Dennoch gilt das Gesetz des Stärkeren, was hierzulande weiße Pick-Ups oder SUVs sind, die ohne Rücksicht auf Verluste immer und überall überholen. Leider fuhren wir gegen Ende noch eine Zeit lang in der Dunkelheit, kamen aber trotzdem sicher ans Ziel. Allerdings tat uns hinterher wirklich alles weh... In Thakhek umfuhren wir dann noch gekonnt die Polizeistation, suchten mit Hilfe der Roller nach einer besseren Übernachtungsmöglichkeit als beim letzten Mal und wuschen uns erst mal den ganzen Staub und Dreck von der Fahrt von Gesicht und Körper.
Alles in Allem war es eine wirklich schöne und abenteuerliche Tour, die man aber durch einen Tag mehr vielleicht noch etwas entspannter hätte gestalten können.
Am nächsten Morgen brachten wir die Roller zurück, wo uns der Vermieter die Pässe jedoch nicht zurück geben wollte, weil ein Roller an der Seite kaputt war. Ein Glück hatten wir zu Beginn der Tour Fotos von allen Macken gemacht und ebenfalls Glück im Unglück ist Georgi mit dem Roller auf die richtige Seite geknallt, die bereits vorher kaputt war, was wir also unter den Tisch fallen ließen... >Unbedingt immer fotodokumentarisch den Ursprungszustand der Mietobjekte erfassen, da man sonst doch immer wieder über Ohr gehauen werden kann!<
Mit dem Local Bus ging es dann in unglaublich langen 8,5 Stunden bis nach Pakse, unserem nächsten Halt. Auf der Fahrt machten wir unzählige Pinkelpausen in der Pampa und ebenso viele Stopps an lokalen Marktständen, wo Einheimische den Bus mit gebratenen Hühnern am Spieß, Eiern am Spieß, Mangos und anderem Fleisch und Reis überfluteten.