sylvi-goes-newzealand
sylvi-goes-newzealand
vakantio.de/sylvi-goes-newzealand

3.1.2018: Zurück zur West Coast

Veröffentlicht: 08.01.2018

Von Hanmer Springs fahre ich über den Lewis Pass zurück zur Westküste nach Greymouth.

Auf dem Weg dorthin halte ich aufmerksam nach dem Alpine Nature Walk Ausschau. Doch spätestens als der nächste Punkt auf meiner Liste in Sichtweite kommt, wird klar, dass ich ihn verpasst haben muss. Klasse. Der nächste Punkt ist übrigens die Sluice Box, ein kurzer Spaziergang auf dem Lake Daniell Track. Ich weiß noch, dass es irgendwas mit Wasser zu tun hat, bin mir aber unsicher, was genau mich dort erwartet. Zunächst mal Schilder ordentlich lesen, denn das Navi schickt mich am Highway an der richtigen Ausfahrt vorbei und will, dass ich in einen Dreckhaufen abbiege. Und auch als die Straße an einem Parkplatz endet, ist es der Meinung, dass ich noch 4 km weiterfahren soll. Ich spendiere meinem Wägelchen einen Schattenplatz und stiefel los. Nach nur 5 Minuten komme ich an eine Brücke, unter der der Maruia River entlang fließt und schnell wird klar, warum es dieser Ort auf meine Liste geschafft hat: das Wasser ist türkisfarben und glasklar - man kann bis auf den Grund sehen.

Nach diesem Speeddate beschließe ich, die 18 km zurück zum St. James Walkway Parkplatz zu fahren und wenigstens dort eine kleine Wanderung zu unternehmen, denn die alpine Vegetation ist mittlerweile dichtem Wald gewichen. Am Parkplatz angekommen stellt sich heraus, dass hier auch der Alpine Nature Walk beginnt. Das hätte man ja auch mal ausschildern oder in die Broschüre schreiben können. Immerhin: Ich habe ihn doch noch gefunden und laufe munter drauflos. Das Wetter ist herrlich, ebenso wie der Blick auf die Berge, aber erst der kleine Spiegelsee inklusive Wolkenreflektion macht es perfekt. Der 800 m lange Rundweg war den Umweg tatsächlich wert. Bevor es weitergeht gibt es erstmal einen erfrischenden Salat zum Mittagessen.

Nelson Creek steht als nächster Stopp auf meiner Liste, doch ich habe so gar keine Ahnung warum. Was gab es da gleich noch anzuschauen? Naja, ich werde es ja in wenigen Minuten erfahren. Ich lande auf einem Campingplatz - ohne Personal, Küche, Duschen und mit Kasse des Vertrauens; also nur etwas für voll ausgestattete Campervans. Eine Hängebrücke, erbaut im Jahre 1871 (für neuseeländische Verhältnisse ist das schon ein stattliches Alter) führt über den Fluß, doch vorher muss man einen kleinen Tunnel passieren. Hm, ich glaube deswegen hatte ich mir Nelson Creek notiert, wenn auch nicht als oberste Priorität. Auf einer Reihe kurzer Wanderwege kann man sich gut die Füße vertreten. Mich zieht es allerdings nach ein paar Minuten weiter.

Blackball - der Neuseeländer im Hanmer Springs Hostel lachte mich aus, als ich ihm sagte, dass ich dorthin fahre. Was ich denn da wolle, fragte er? Noch ist es ein verschlafenes Nest, wo Mietwagen ungläubig beäugt werden, aber 2019 wird hier in unmittelbarer Nähe der Startpunkt eines neuen Great Walks sein. Eigentlich war die Eröffnung bereits für dieses Jahr geplant, doch die Arbeiten haben wohl erst begonnen, weshalb der Eröffnungstermin verschoben wurde. Der "Paparoa Track and Pike29 Memorial Track" wird in Erinnerung eines der schlimmsten Grubenunglücke Neuseelands angelegt. Durch eine Explosion kamen am 19. November 2010 in der Pike-River-Mine 29 Bergleute ums Leben; der Jüngste war gerade einmal 17 Jahre alt. Nach neun Tagen und drei weiteren Explosionen wurde das Bergwerk verschlossen und die Suche nach Überlebenden, bzw. Versuche die Leichen zu bergen, aufgegeben. Wenn auch die Broschüre des Department of Conservation etwas anderes sagt, verurteilen einige Hinterbliebene den Plan, einen zum Unglücksort führenden Great Walk anzulegen. Sie sagen, die Mine ist das Grab ihrer Ehemänner, Väter und Söhne und sie möchten nicht, dass täglich Heerscharen von Touristen darüber hinweg trampeln. Verstehen kann ich ihre Einwände.

Den Einstieg zum neuen Great Walk finde ich zu meinem Bedauern nicht. In meinen Google Maps Karten ist dafür das Pike29 Memorial gespeichert und so beschließe ich kurzerhand, stattdessen dieses zu besuchen. Zunächst schieße ich am Ziel vorbei, was von zwei Trucks verdeckt wird und folge dem Verlauf der Straße bis zu einer Sperrzone, die fast schon einen militärischen Eindruck erweckt. Neben der Straße wurden 29 Holzplanken in Kreuzform aufgereiht, die die Arbeitssachen und den Ausweis eines jeden Bergarbeiters tragen. Der Anblick ist schon etwas beklemmend. An einem über die Straße führendes Gatter ist ein Stopp-Schild angebracht, allerdings ist es halbseitig offen und keine Menschenseele zu sehen. Wenn auch es sich so anfühlt, als würde ich etwas verbotenes tun (obwohl kein Schild ausdrücklich die Durchfahrt verbietet), passiere ich es, doch nach einigen Metern ist dann wirklich Schluß. Das zweite Gatter, ich vermute in unmittelbarer Nähe zur Mine, ist geschlossen und Zutritt wird nur nach vorheriger Vereinbarung gewährt. Also schnell gewendet, bevor jemand auf die Idee kommt, das erste Gatter zu schließen und ich in der Falle sitze.

Auf dem Rückweg finde ich dann auch die offizielle Gedenkstätte, die wie ein kleiner Friedhof angelegt ist. Sogar ein kleiner Weihnachtsbaum mit Sternen, auf welche Fotos der Opfer angebracht sind, wurde aufgestellt.

Jetzt hätte ich auf der einen Seite zwar gern nochmal versucht, den Einstieg zum Great Walk zu finden, aber mittlerweile ist es 17:00 Uhr und nach der Schwermütigkeit der letzten Stunde fehlt mir hierzu auch der Antrieb. Zum Glück habe ich es nicht mehr weit.

In Greymouth ergattere ich mir mit meinem morgendlichen Anruf um 9:30 Uhr beim zweiten Versuch das letzte Bett im 6-Bettzimmer. Yippie Ya Yeah... Immerhin gibt's neben Parkplätzen auch was zum Kraulen - einen Hund und eine Glückskatze. Ursprünglich war geplant morgen in Punakaiki zu übernachten. Gemäß meines Reiseführers und Erfahrungsberichten von anderen ist das angeblich sehr einfach, weil die meisten nur Durchfahren oder einen Tagesausflug unternehmen. Doch wie schon 2013 ist Punakaiki für die nächsten Tage ausgebucht und so verlängere ich meinen Aufenthalt in Greymouth um eine weitere Nacht.

Abends gibt es Nudeln mit Wurst und Tomatensauce und 21:45 Uhr liege ich als Erste im Bett. Wenn auch ich die meiste Zeit hinterm Steuer saß, hat mich der Tag doch ganz schön geschafft. 

Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland