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23.1.2018: French Pass - abseits ausgetretener Pfade

Veröffentlicht: 26.01.2018

Bequem ist anders. Vor allem für mein Knie ist die Nacht im Auto nicht so optimal. Ich bin oft aufgewacht, habe die Position gewechselt, 3 Mücken erschlagen und spätestens als mit Sonnenaufgang die Zikaden ihr tägliches Konzert anstimmten, war es vorbei mit der Nachtruhe.

Nach einem schnellen Frühstück aus der Tupperdose statt Müslischüssel kann es losgehen. 33 km sind es bis zum French Pass und laut meinem Guidebook sind die letzten 24 km unasphaltiert. Doch seither hat sich etwas getan, der Asphalt reicht noch einige Kilometer weiter bis er einer Schotterstraße weicht. Zu meiner Überraschung ist das die beste unasphaltierte Straße, auf der ich jemals unterwegs war. Man kann sie problemlos mit 40-50 km/h befahren. Und da meinte tatsächlich jemand vom Campingplatz, sie sei extrem eng und die Fahrt zum French Pass ein Tagestrip. Der Wetterbericht sagt für heute Sonne satt sowohl in Okiwi Bay als auch French Pass vorher und hat damit nicht gelogen, doch die hochgelegene Straße fällt offensichtlich nicht in die Vorhersage. Dichte, tief hängende Wolken verschlucken sämtliche Aussichten, für die der Scenic Drive berühmt ist. Nur wenige Meter reicht die Sicht. Ich kann nur hoffen, dass ich auf dem Rückweg mehr Glück habe. Kurz vor dem Ziel klart es sichtlich auf und ein Lookout lädt zu einem Zwischenstopp ein. Nur 750 m sind es bis zu der Stelle, die für Seefahrer einst ein Albtraum war. Die sichtbaren kleinen Wasserstrudel und Strömungen sprechen für sich. Nur einige Meter weiter liegt ein kleiner, abgelegener Strand, den ich mit niemandem, außer vielen blauen Quallen teilen muss. Herrlich! Doch Lust auf Baden habe ich gerade nicht, wenn auch Bikini und Handtuch vorsichtshalber ihren Weg in meinen Rucksack gefunden haben.

Schließlich erreiche ich die Mini-Siedlung French Pass, die lediglich aus einem kleinen Store, einem heillos überfüllten Campingplatz, einem Bootssteg und (wohlgemerkt) einer Schule zu bestehen scheint. Das Wasser ist so klar, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, dass es nicht von genauso hoher Qualität wie die Pupu Springs sein soll. Obwohl ich noch nicht einmal richtig aufgeheizt bin, kann ich diesen Ort unmöglich verlassen, ohne im Wasser gewesen zu sein und so genieße ich nur Minuten später mein erstes erfrischendes Bad im Meer seit ich vor gut zwei Monaten in Neuseeland angekommen bin. Das anschließende von der Sonne trocknen lassen muss ich mir leider immer noch verkneifen; mein Sonnenbrand ist gerade erst am Abheilen.

Auf dem Rückweg hat sich der Nebel glücklicherweise verzogen und trübt die Sicht nur noch an einigen Stellen, sodass ich viel öfter zu Fotostopps angehalten bin. Weil man als Fahrer die Aussicht natürlich nur bedingt genießen kann, mache ich noch einen Abstecher zur Elaine Bay. Ganz am Ende, gut versteckt hinter der Werft, beginnt der Archer Track, der wohlwollend von meinem deutschen als auch englischen Reiseführer Erwähnung findet. Angeblich bietet er mehr Ausblicke als der populäre, ingesamt 70 km lange Queen Charlotte Track. Das Hafengelände erweckt zwar nicht den Eindruck, als ob man hier legal parken dürfte, aber zumindest gibt es auch kein Schild, was dies verbietet. Wieder kein Schattenplatz für meinen Toyota, aber da muss er durch.

Mein persönliches Highlight erwartet mich nach nur wenigen Minuten Fußmarsch. An einem extrem kurzen Strandabschnitt, auf dem man kaum sein Handtuch trocken ausbreiten kann, schwimmt tatsächlich ein Rochen an mir vorbei, doch bis ich die Kamera hervorgekramt habe, ist er auch schon wieder weg. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Rochen außerhalb eines Aquariums gesehen zu haben. Der weitere Verlauf des Tracks haut mich nicht sonderlich um; die besten Aussichten werden gleich zu Beginn auf einem Silbertablett serviert, ansonsten versperren meist Buschwerk und Bäume den Blick aufs Meer, die kleinen bewaldeten Inseln und unzähligen Buchten. Ich laufe den Track nicht bis zur empfohlenen 5 km entfernten Deep Bay, weil ich noch keine Unterkunft für heute Nacht habe und keinen Empfang, um mich darum zu kümmern. Lediglich einen Blick von weitem erhasche ich auf die einsame Bucht mit ihrem Türkis schimmernden Wasser. Zurück am Auto sind während meiner zweistündigen Abwesenheit sogar die beiden eingesperrten Fliegen im Auto den Hitzetod gestorben.

Um 17:15 Uhr finde ich mich wieder am Campingplatz ein, wo ich eine weitere Nacht verbringe. Zum Glück habe ich noch eine Dose in meinen Lebensmitteltüten gefunden, die ich in der Mikrowelle aufwärmen kann. Heute versuche ich es mit schlafen zur Abwechslung mal auf der Rücksitzbank...

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