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15.12.2017: Nervenkitzel auf der Skippers Canyon Road

Veröffentlicht: 20.12.2017

Den heutigen Vormittag verbringen Eric und ich das erste Mal getrennt. Ich habe mich gestern Abend für eine Tour auf der Skippers Canyon Road angemeldet. Diese steht in meinem Mietvertrag ganz oben auf der Verbotsliste, aber es wäre mir ohnehin nicht im Traum eingefallen sie selbst zu befahren, denn sie zählt zu den gefährlichsten der Welt. Da Eric der Trip nicht sonderlich interessiert, dreht er sich noch einmal im Bett um, als mein Wecker um 7:00 Uhr klingelt.

Pünktlich um 8:15 Uhr werde ich von einem Fahrer des Touranbieters Nomad Safaris abgeholt, der unterwegs noch ein Kiwi-Pärchen einsammelt. Nach einigen Fahrminuten biegen wir links vom einwandfrei asphaltierten Highway ab, passieren das Schild mit der Aufschrift "Backcountry Road" und landen auf der unasphaltierten Skippers Canyon Road. Gleich zu Beginn am ersten Aussichtspunkt springt unser Kfz nach der kurzen Pause nicht mehr an und wir drei Passagiere müssen den völlig eingestaubten Geländewagen anschieben. Das geht ja gut los.

Skippers Canyon ist, wie der Name schon verrät, eine Schlucht, durch die sich der Shotover River seinen Weg bahnt. Die Straße wurde im 19. Jahrhundert von Hand mit Hilfe von Spitzhacken, Schaufeln und Handbohrern gebaut und führte einst in eine Goldgräbersiedlung. Heutzutage ist für interessierte Touristen nur noch der Weg das Ziel, denn die Zeiten des Goldrauschs sind längst vorüber.

Habt ihr eigentlich gewusst, dass das mittlerweile weltweit verbreitete Bungee Jumping Ende der 80er Jahre in Neuseeland erfunden und kommerzialisiert wurde? Damals eröffnete an der Kawarau Bridge bei Queenstown die erste öffentliche Anlage (43 m freier Fall). Einst betrieb der Unternehmer AJ Hackett sogar zwei Bungee-Locations entlang der Skippers Canyon Road, doch diese rentierten sich irgendwann nicht mehr, weil Queenstown mittlerweile nicht nur einfacher zugänglichere Möglichkeiten zum Bungee Springen anbietet, sondern auch noch den Rang des höchsten Bungeejumps in Neuseeland an den Nevis Bungee (134 m) abtreten musste. Doch die Brücken und Plattformen sind nach wie vor da und hin und wieder sogar noch in Gebrauch. Darüber hinaus wird die Straße als Zufahrt für Raftingtouren sowie Speedbootfahrten auf dem Shotover River genutzt und Schulen organisieren hin und wieder Outdoor-Lager für ihre Schüler im Tal.

Die Skippers Canyon Road bietet meist lediglich Platz für ein Fahrzeug und wird auf der einen Seite von steil aufragenden Klippen und auf der anderen Seite von einem mehrere hundert Meter tiefen Abhang begrenzt. Leitplanken oder sonstige Sicherheitsbarrieren gibt es nicht, d.h. einen Fahrfehler darf man sich hier draußen nicht erlauben, weil dies mit hoher Wahrscheinlichkeit der letzte wäre. Nichtsdestotrotz habe ich mir die Straße durchs Hinterland schlimmer vorgestellt; auf den Fotos wirkt sie viel schmaler.

Abgesehen von den fantastischen Ausblicken ist ein Highlight der Skippers Canyon Road die fast 100 m lange und etwa 100 m über dem Wasser gebaute Skippers Hängebrücke. Sie ist der verbesserte Nachfolger der 1866 genau hier zuerst entstandenen Brücke, welche gerade einmal 6 Meter über dem Wasserspiegel "schwebte" und daher bei Hochwasser leicht beschädigt werden konnte.

Unsere Tour umfasst 20 der insgesamt 25 km langen Straße. An der Skippers Township machen wir bei Kaffee/Tee und Keksen/Kuchen eine Pause. Skippers Township, einst die größte Goldgräbersiedlung am Shotover River und eine der reichsten Goldlagerstätten Neuseelands, beherbergt heute ein Museum mit Fotos aus der Zeit des Goldbooms. Sogar eine Schule gab es damals. Kaum vorzustellen, dass in dieser Gegend einst 1.000 Menschen lebten und sogar Hotels existierten. Statt Trubel findet man hier heutzutage Ruhe und Einsamkeit.

Auf dem Rückweg halten wir zum Goldwaschen an eben jener Flussstelle, die Arwen zusammen mit dem verletzten Frodo auf der Flucht vor den schwarzen Reitern durchritt. Erinnert ihr euch, dass sie den Fluß anschwellen ließ und sich damit der schwarzen Reiter, die ihn gerade zur Hälfte durchquert hatten, entledigte? Diese Welle wurde mit Hilfe eines vorbeifahrenden Jetboats erzeugt. Hollywood und seine Tricks ;)

Beim Goldwaschen bleibt die Hoffnung auf ein Goldnugget leider unerfüllt. Jeder von uns wäscht zwar ein bis zwei Fitzelchen Gold aus dem Schlamm und Kies, aber reich werden wir damit nicht. Tatsächlich sind unsere Funde so winzig, dass ich nicht mal wüsste, wie ich sie nach Hause transportieren könnte. Der Ausflug dauert 4 Stunden, dann treffe ich Eric, der in der Zwischenzeit ausgecheckt hat und in der Stadt bummeln war, am Auto.

60 km sind es bis nach Cromwell. Auf meiner Liste steht es nur wegen der riesengroßen Obstwidmung am Ortseingang - im Sommer finden hier und im 30 km entfernten Alexandra dutzende Saisonarbeiter einen Job auf den vielen Obstplantagen, wo Kirschen, Aprikosen, Birnen und Äpfel gepflückt werden wollen. Wir besuchen zunächst das iSite, wo ich mich mit dutzenden Infobroschüren zu den umliegenden historischen Orten eindecke. Dann ist erstmal Mittagszeit. Während ich mir ein Sandwich und einen Cookie bei Subway gönne, verspeist Eric in einem Imbiss stilgerecht Fish & Chips, eingewickelt in Zeitungspapier.

Den historischen Bezirk von Cromwell, welcher direkt am Ufer des Lake Dunstan gelegen ist, entdecke ich nur durch Zufall auf dem kleinen Stadtplan. Nichts wie hin, zumal der Eintritt frei ist. Eine halbe Stunde laufen wir zwischen den alten restaurierten Gebäuden umher, welche unter anderem einen Stall und eine Schmiede umfassen. Dazwischen finden sich kleine Cafés und Shops, die die Räumlichkeiten der ehemalige Bäckerei und Fleischerei bezogen haben.

Weiter geht es nach Clyde. Auch hier kann man einige historische Gebäude bestaunen. Wir drehen eine kleine Runde und finden am Fußweg eine Kühltruhe vor, die mit Aprikosen (3 NZD pro Tüte) und Kirschen (2 NZD pro Tüte) bestückt ist. Wir nehmen von beidem etwas mit, zahlen 5 NZD in die Kasse des Vertrauens und setzen unsere Fahrt nach Alexandra fort. Um diese Jahreszeit noch ein Bett in einem der gerade einmal drei verfügbaren Hostels zu bekommen, ist fast unmöglich, doch wir hatten gestern telefonisch beim zweiten Anlauf Glück. Betten im Backpackers sind zwar nicht mehr frei, aber wir können für 45 NZD pro Person bei den Vermietern im Haus schlafen, die dort noch 5 Doppelzimmer haben. Nett ist es hier :) Wir sind übrigens die einzigen vor Ort, die tagsüber kein Obst pflücken, sondern tatsächlich einfach nur Urlaub machen. 

Antworten (1)

Matthias
Dürftest du denn das gefundene Gold überhaupt mit nach Deutschland nehmen?

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