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Über Albiţa nach Chişinău

Veröffentlicht: 30.07.2018

Am Donnerstagmorgen (26.07.2018) werden gegen sechs alle augenscheinlich Obdachlosen aus der Bahnhofhalle in Iaşi verjagt, ich darf noch ein wenig bleiben. Gegen viertel sieben mache ich mich dann mit Rango auf den Weg zum nahen Busbahnhof. Die ersten Busse nach Chişinău fahren über den Grenzübergang Sculeni, gut 15 km nordöstlich von Iaşi. Ich komme mit einem jungen Busfahrer ins Gespräch. Laut seiner Auskunft ist auch die Ausreise mit Hund bei Sculeni nicht möglich, das einzige Chiplesegerät der Grenzbeamten befindet sich wohl in Albiţa. Damit ist auch mein Plan B, nach Sculeni zu laufen und von dort zur, nicht allzu weit entfernten, Bahnlinie Bălţi - Ungheni, Makulatur. Es gibt zwei Busverbindungen über den etwa 70 km südlich gelegenen Grenzübergang Albiţa, 18.30 Uhr und 19.30 Uhr. Da mir niemand zusichern kann, dass ich mit einer von beiden aus Iaşi wegkomme, erscheint mir die lange Wartezeit bis dahin unangemessen. Ich beschließe mich auf eigene Faust dorthin durchzuschlagen. Der nächste Zug nach Bârlad geht kurz vor acht, es bleibt also etwas Zeit für ein kleines Frühstück. Kurze Zeit später sitzen wir im Zug nach Süden und finden uns zehn nach neun am Bahnhof in Vaslui wieder. Hier versorge ich Rangos Ohr, lade meine Akkus und vervollständige den Reisebericht zum Aufenthalt in Iaşi. Dann mache ich mich mit dem Dicken auf den Weg zum Busbahnhof, bis zur Grenze sind es auch von hier noch drei Tagesetappen zu Fuß. Beim dritten Busfahrer habe ich schließlich mit ein wenig Unterstützung Glück und wir können bis Huşi mitfahren. Einziges Manko, Rango muss in den Gepäckraum. Da selbiger recht groß und ansonsten leer ist, lasse ich es auf einen Versuch ankommen. Ich sitze im Fahrgastraum direkt über dem Dicken, sollte ihn also eigentlich hören. Beim ersten Stop steige ich mit aus und schaue nach dem Rechten - scheinbar alles in Ordnung. Ein schlechtes Gewissen habe ich während der dreiviertelstunde Fahrt trotzdem. Etwa halb eins steigen wir am Busbahnhof Huşi aus. Erst sieht es danach aus als könnten wir direkt weiterfahren, der zuständige Busfahrer winkt aber ab. Nächster Versuch gegen drei. Während der Wartezeit gibt es ein Käffchen und eine Packung Gummibären die ich in meinem Westpaket gefunden habe. Kurz vor drei winkt mich der Busfahrer ran und wir können ganz hinten im Bus mitfahren. Halb vier steigen wir am Grenzübergang Albiţa aus und steuern den ersten Menschen in Uniform an. Quintessenz des Gesprächs: Zu Fuß ist in Albiţa der Grenzübertritt nicht gestattet, wir haben ein großes Problem! In dem Moment kam ich mir vor wie Asterix auf der Suche nach dem Passierschein A38, einfach irre das Ganze. Der nächste Uniformierte hört sich mein Problem an, fragt ob ich Papiere für Rango habe, der Dicke geimpft ist und schickt uns mit einem "good luck" weiter. Am rumänischen Grenzhäuschen dann ein gut gelaunter Grenzer. Ich soll mich etwas gedulden, er organisiert für mich ein Fahrzeug welches uns mitnimmt. Weder Rangos Ausweis, noch sein Chip interessieren ihn. Einen Augenblick später sitzen wir bei einem netten Rumänen im Auto, der seinen Sohn von der anderen Seite der Grenze abholt. Auch am moldawischen Grenzposten kein Interesse für den Dicken, nur die Gepäckkontrolle endet abrupt als der Grenzer nach Öffnen der Heckklappe von Rango angelächelt wird. So sind wir ruckzuck wieder in Moldawien. An einer nahen Raststätte organisiere ich etwas Wasser für Rango und versuche vergebens eine gute Stunde lang eine Mitfahrgelegenheit Richtung Chişinău aufzutreiben. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg gen Südosten. Nach ca. 5 km werden wir von zwei Polizisten angehalten, die mit ihrem Quad auf Patroullie sind. Nach der Überprüfung meiner Personalien werde ich mit Nachdruck aufgefordert mich zurück zur Hauptstraße nach Chişinău zu begeben. Meine geplante und wesentlich kürzere Route über die Dörfer wird abgelehnt. Sehr ärgerlich. So baue ich unser Zelt etwas nordwestlich von Feteasca in einem kleinen Akazienhain, mit Blick auf den nahen Grenzübergang auf.

Am Freitag machen wir uns gegen halb zwölf auf den weiteren Weg in Richtung Chişinău. An der Hauptstraße angekommen organisiere ich an einer Tankstelle etwas Futter für den Dicken und einen Kaffee für mich. Der nächste Bus in die Hauptstadt fährt etwa um zwei. Wir haben also noch genug Zeit in den nächsten Ort zu laufen und meine Reserven an moldawischen Leu aufzufüllen. Die Ortschaft zeigt sich in typ. osteuropäischem Antlitz - einzelne Häuser mit kleinen Gärten entlang einer Haupt- und parallel dazu verlaufenden Nebenstraßen. Hin und wieder lädt ein Brunnen zur Erfrischung ein. In Leuşeni verweigert der Busfahrer dann den Zustieg von Rango. Wir laufen weiter zur nächsten Tankstelle. Dort versuche ich erneut mehrere Mitmenschen für unsere Mitnahme zu begeistern, erneut erfolglos. Entlang der viel befahrenen Hauptstraße geht es nach Norden. Wir biegen nach Nordost in Richtung Oneşti ab und erreichen die Ortschaft gegen halb vier. Bis hierher haben wir etwa 12 km zurückgelegt. Die Sonne ist zwar größtenteils von ein paar Wolken verschleiert, es ist trotzdem unangenehm warm. So leert Rango während der Pause einen ganzen Napf Wasser, während ich mir eine kühle Limo schmecken lasse. Nach einer halben Stunde geht es weiter. Nach zwei Kilometern werden wir von einem Trupp Bauarbeiter eingesammelt. Den Jungs waren wir bereits an der Tankstelle vor Leuşeni begegnet. Wir können bis Hinceşti mitfahren und legen so unerwartet noch am selben Tag die halbe Strecke bis Chişinău zurück. Einen Tip für ein Hotel gibt es gratis dazu, der sich vor Ort aber zerschlägt. Nach Rücksprache mit einigen Moldawiern baue ich unser Nachtlager nahe des Parcul Victoriei auf.

Am Samstagvormittag (28.07.2018) führt uns unser erster Gang zum Schloss in Hinceşti, das sich ganz in der Nähe des Parks befindet. Das Gebäude scheint saniert, zur Zeit aber nicht zugänglich zu sein. Anschließend gehen wir ins Zentrum der Stadt, wo uns widererwartend der erste Bus nach Chişinău mitnimmt. Die Bude ist zwar bereits gerammelt voll, wir dürfen trotzdem zusteigen. Ich kann mein Glück kaum fassen. So steigen wir kurz nach elf am südwestlichen Stadtrand der moldawischen Hauptstadt aus und machen uns vom Busbahnhof auf den Weg in Richtung Innenstadt. Ich habe mir knapp 10 Hostels auf meiner Karte markiert und hoffe in einem für 1 - 2 Nächte unterzukommen. Bei den ersten beiden Markierungen findet sich kein Hostel, dafür ein Hotel im Thaistil mit separaten Bungalows. Wir könnten dort übernachten, über 40€ ohne Frühstück gibt das Budget aber nicht her. Wir spazieren durch den Valea Trandafirilor (eine Art Stadtpark) und flüchten für ein Stündchen vor Regen in eine Strandbar mit überdachter Terasse. Weiter geht es in die Altstadt von Chişinău, in der wir uns von Hostel zu Hostel arbeiten. Gegen um sechs laufen wir dann die letzte Markierung auf meiner Route an, können aber auch dort trotz freiem Einzelzimmer nicht unterkommen. So beschließe ich mich auf den Weg zum Bahnhof der moldawischen Hauptstadt zu machen. Es gäbe wohl noch einen Zeltplatz am nördlichen Stadtrand, etwa 12 km entfernt. Über den Tag konnte ich mir aber bereits einen Eindruck von der Stadt holen, kein Grund also einen Aufenthalt zu erzwingen. Wir gönnen uns ein Abendbrot und erreichen den Bahnhof etwa dreiviertel acht. Zur Zugfahrt nach Bender, meinem nächsten Ziel, erhalte ich mehrere Auskünfte. Erste Auskunft an der Information: Nach Bender fährt kein Zug mehr, ich kann am nächsten Morgen um 6.57 Uhr nach Odessa fahren. Zweite Auskunft an der Information beim Versuch ein Ticket nach Odessa zu kaufen: Es fährt am Sonntag ein Zug nach Odessa, für den ich aber kein Ticket mehr kaufen kann, folglich also auch am nächsten Tag aus Chişinău mit dem Zug nicht wegkomme. Mir wird ein Bus empfohlen - sehr witzig! Dritte Auskunft am Fahrkartenschalter: Mit dem Zug nach Bender zu fahren ist am nächsten Morgen mit dem Zug nach Odessa kein Problem. Ob ich Rango mitnehmen darf muss jedoch einer der Zugbegleiter entscheiden, welche gegen halb elf mit dem Zug aus Odessa kommen. Halb elf dann grünes Licht von einer Zugbegleiterin. Kein Problem, Rango darf mit. Ich verkünde die frohe Botschaft der Fahrkartenverkäuferin und kann ein Ticket erwerben. Auf den Erfolg gönne ich mir einen kühlen Kwas, bevor ich mir mit Rango ein ruhiges Plätzchen in der Bahnhofshalle suche.

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